Magazinrundschau - Archiv

Rolling Stone

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Magazinrundschau vom 15.05.2012 - Rolling Stone

Als der "Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act" verabschiedet war, ein Gesetz, das Anleger besser vor Finanzhaien schützen soll, wischten sich amerikanische Abgeordnete den Schweiß von der Stirn und dachten, uff, geschafft. Von wegen. Matt Taibbi erzählt in einer für den Nichtamerikaner erst etwas drögen, dann aber doch sehr spannenden Reportage, wie die Lobbyisten das Gesetz Stück für Stück unterminieren: "Gesetze entwerfen ist ein schwieriger Prozess. Aber Gesetze verwässern? Sie mit Prozessen und Kommentaren und Kommittees strangulieren? Gar nicht schwierig, wie es aussieht. ... Menschen können ihre Stimme abgeben oder sich für Proteste und Wahlen zusammentun, aber echte Menschen - sogar engagierte Profis - werden irgendwann müde, ein Labyrinth von wiederstreitenden Emotionen zu durchlaufen oder sich durch tausende von Seiten über swaps-execution facilities und NRSROs zu lesen. An fünf Tagen die Woche kämpfen sie für ihre Sache, vielleicht auch an sechs, aber am siebten Tag schauen sie sich ein Baseballspiel an statt noch einmal den Morast höllischer Akronyme zu durchwaten. Nur Geld wird nie müde."

Magazinrundschau vom 01.05.2012 - Rolling Stone

Michael Hastings schreibt eine spannende Reportage über Geschichte und Auswirkungen von Dronen, die es mehr denn je gestatten, punktuelle und als kriegerische Auseinandersetzungen klassischen Zuschnitts kaum mehr bezeichenbare Militäreinsätze durchzuführen: "Für eine neue Generation junger Draufgänger unterscheidet sich die Erfahrung, eine Drone zu steuern, kaum mehr von den Videospielen, mit denen sie aufgewachsen sind. Anders als traditionelle Piloten, die ihre Sprengladung physisch zum Ziel transportieren, töten die Dronenoperatoren ohne je ihre Basis zu verlassen mit einem bloßen Knopfdruck - ein Rückzug, der allein dem Zweck dient, die Sensibilität dafür, was es heißt, ein Menschenleben zu nehmen, herabzusenken (der Slangausdruck im Militärjargon für einen Mensch, der von einem Droneneinsatz getötet wurde, lautet "Insektenspritzer", da dessen Leiche im grünlich-verrauschten Videobild an ein totgeschlagenes Insekt erinnert)."

Außerdem in der aktuellen Ausgabe: Jann S. Wenner unterhält sich ausführlich mit Barack Obama über vier Jahre Präsidentschaft im Rückblick und die kommende Wahlkampfkampagne.

Magazinrundschau vom 24.01.2012 - Rolling Stone

In einem ausführlichen Interview gibt Wikileaks-Gründer Julian Assange, der in England unter Hausarrest steht, Auskunft über seine gegenwärtige Situation. In einem Teil des Interviews geht es um die Versuche der amerikanischen Regierung, Teile journalistischer Informationsbeschaffung als Spionage zu werten und unter Strafe zu stellen. Danach wäre selbst Watergate-Journalist Bob Woodward in den Knast gewandert. Assange erklärt: "Leute wie Seymour Hersh, Dana Priest und Bob Woodward sagen ständig zu ihren Quellen: 'Hey, wie steht?s damit, haben Sie was darüber gehört? Ich habe erfahren, dass bei einem Luftangriff in Afghanistan ein Haufen Zuvilisten getötet wurden - haben Sie irgendwelche Einzelheiten und können sie diese mit einem Dokument belegen?' All das würde nach der Interpretation des Pentagon als Verschwörung zur Spionage erklärt." Journalisten rät er deshalb zu konservativen Recherchemethoden. "Wenn man kein Experte für elektronische Überwachung ist oder keinen solchen Experten kennt, muss man sich von Internet und Handys fernhalten. Und wirklich einfach wieder die alten Methoden nutzen: Notizblock und Leuten was ins Ohr flüstern."

Magazinrundschau vom 23.08.2011 - Rolling Stone

Darcy Flynn, ein Mitarbeiter der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC, hat als Whistleblower vor dem Kongress ausgesagt, dass die Behörde seit 1993 tausende von Untersuchungsberichten über möglicherweise kriminelle Banker vernichtet hat, berichtet Matt Taibbi in einer langen Reportage im Rolling Stone. Das ist skandalös, aber dann auch wieder nicht sehr überraschend: "Selbst ein oberflächlicher Blick auf die Liste der Direktoren der Vollstreckungsabteilung macht klar, dass die Top-Polizisten der SEC am Ende fast immer in Jobs bei den Banken landen, die sie überwachen sollten. [...] Wenn man sich durch die Liste der toten und begrabenen Fälle liest, die Flynn dem Kongress vorgelegt hat, ist das, als sehe man durch eine Infrarotkamera auf das Spukhaus der Finanzkrise, durch das die Geister der niedergeschlagenen Anklagen huschen. Hier ein kurzer Auszug aus der Liste:
Goldman Sachs: MLA-01909, OPENED/CLOSED 6/99 - 4/00, Issue Market Manipulation
Deutsche Bank: MHO-09356, OPENED/CLOSED 11/01 - 7/02, Issue Insider Trading
Deutsche Bank: MHO-09432, OPENED/CLOSED 2/02 - 8/02, Issue Market Manipulation
Lehman Brothers: MNY-07013, OPENED/CLOSED 3/02 - 7/02, Issue Financial Fraud
Goldman Sachs: MNY-08198, OPENED/CLOSED 11/09 - 12/09, Issue Insider Trading."

Magazinrundschau vom 14.06.2011 - Rolling Stone

Tim Dickinson porträtiert sehr ausführlich den Bösesten der Bösen, den einzigen Mann, der wahrscheinlich noch böser ist als Rupert Murdoch, nämlich Roger Ailes, der Fox News mit rechten Verschwörungstheorien und gnadenlosen Kampagnen für den rechten Rand der Republikaner so profitabel machte, dass Murdoch auf seine Gewinne nicht verzichten kann. Ailes ist so böse, dass ihn sogar Murdochs Familie hasst. Kein Wunder: "Im Jahr 2005 landete Ailes einen eiskalten Coup innerhalb der Company und schaffte es, Murdochs Sohn Lachlan, den gesalbten Nachfolger von News Corp. abzusetzen. Ailes übernahm nicht nur Lachlans Aufgaben und wurde Chef von Fox Television. Er beanspruchte sogar Lachlans Büro im achten Stock." Dickinson beschreibt einige der finstersten Machenschaften Ailes', etwa die "muslimischen Gerüchte" über Obama, und konstatiert am Ende, dass die Republikanische Partei heute genauso abhängig ist von Ailes wie Murdoch.

Magazinrundschau vom 17.05.2011 - Rolling Stone

Matt Taibbi schnaubt vor Wut, nachdem er den Levin-Report des amerikanischen Senats über die Machenschaften der Goldman Sachs-Bank in der Finanzkrise gelesen hat - und er fordert strafrechtliche Ahndung: Denn "wenn die Beweise dieses Gerichts ignoriert werden, dann hat Goldman-Sachs so eine Art Nirwana untenehmerischer Korruption erreicht. Ertappt, aber frei: Über dem Gesetz." Und dann erzählt er, wie Goldman Sachs gegen die Regeln der eigenen bancheninternen Bankenüberwachung vestieß: Die Bank bemerkte zwar als erste, dass die von der Politik gewünschten faulen Kredite für Hauskäufe in gebündelten Papieren Sprengstoff waren - aber sie verkaufte diese Papier einfach weiter an Kunden und wettete dagegen. Zusammengefasst: "Um 1,2 Milliarden Dollar Junk aus ihren Büchern herauszubekommen, überhäuft die Bank ihre Kunden mit todgiftigen Kreditpapieren, belügt sie über die Herkunft des Giftmülls, tut so, als würde sie selbst an dieses Produkt glauben und wettet gleichzeitig mit 2 Milliarden Dollar dagegen. Als die Opfer das brennende Haus verlassen wollen, steht Goldman in der Tür, übergießt sie mit Benzin, bevor sie fliehen können, und hat dann noch die Frechheit, ihnen das Benzin in Rechnung zu stellen."