Ernst Augustin

Schönes Abendland

Roman
Cover: Schönes Abendland
C.H. Beck Verlag, München 2007
ISBN 9783406563713
Gebunden, 436 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Ernst Augustins Roman in drei Teilen erzählt die Parallelbiographien von Drillingen, nach einem Hans-im-Glück-Muster jeweils von ihnen selbst berichtet: Stani, der Kaufmann beginnt sehr früh mit scharfer Geschäftstätigkeit und endet in einem Imperium obszön überquellender Warenlager. Kulle ersteigt die ordensbehangene Stufenleiter des Militärs, bringt es mehr oder weniger tragisch bis zum General. Beffchen schließlich schneidet sich mit dem Sezier-Schneid des Chirurgen virtuos durch den gesamten Komplex der Medizin bis zum letzten Schnitt. Alle drei einer Strategie unaufhaltsamen Abstiegs folgend, durch abendländische Landschaften und Jahrhunderte hindurch. Denn diese so vergnüglich boshaften Lebensläufe der drei tragen in sich eine ganze abendländische Kultur- und Sittengeschichte gargantuesken Ausmaßes. Hier ist ein Abendland üppiger Schönheit und genialen Erfindergeistes, in das "Mamma" ihre Drillinge hineingebiert, aber auch des Militarismus, Kolonialismus und der menschlichen Unersättlichkeit. - Der Kreislauf des Staunens über das Geborenwerden und Sterben, und wohin?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.10.2007

Bei "Schönes Abendland", instruiert uns Rezensentin Sabine Doering, handelt es sich um die Wiederauflage von Ernst Augustins Roman "Mamma" aus dem Jahr 1970. Dass der Roman in dieser Zeit gealtert sei, kann die Rezensentin nicht feststellen, eher bedauerlich findet sie es, dass Augustin so lange Zeit sein schriftstellerisches Leben als Geheimtipp fristete, weswegen sie die Neuauflage sehr begrüßt. Denn der Roman um die Drillinge Stani, Kulle und Beffchen bietet der Rezensentin, was sie von einem Augustin erwartet: "Skurriles, Geistvolles, Scharfsichtiges". Allerdings warnt sie auch, dass der Arzt Augustin nicht nur mit einer großen Fabulierlust aufwartet, sondern auch mit medizinischem Detail, das stellenweise durchaus einen abgebrühten Leser fordert.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.10.2007

Ein "Füllhorn der Lobpreisungen" will Rezensent Fritz J. Raddatz über Ernst Augustin ausgeschüttet wissen, und da dies aus seiner Sicht bisher nicht im angemessenen Umfang geschah, nimmt er nun Augustins Neufassung eines bereits 1970 erschienenen Romans zum Anlass. Raddatz begeistert das Buch nämlich als "hochvergnügliche Lektüre" ebenso, wie als "gelungenes Sprachspiel" und "frech wie stilistisch perfekt konstruiertes Märchen". Worum es geht fasst uns Raddatz auch kurz zusammen: um einen durch seine Tricks reich gewordenen Händler nämlich, einen durchs Kuschen Offizier gewordenen Soldaten, sowie einen "emsigen Mediziner" samt ihrer Liebes- und Lebensversuche. Was nun das Buch aus den Niederungen der Befindlichkeitsprosa aus Sicht des Rezensenten haushoch heraushebt, ist die Souveränität, mit der dieser Romancier drei verschiedene Sprachebenen balanciert - und zwar mit Kempowski-kompatibler Musikalität, wie er schreibt. Wobei Raddatz auch das Talent dieses Autors beeindruckt, banale Sachverhalte verblüffend zu schildern und auf diese Weise mit der Sprache nach dem Kopf des Lesers zu jagen.
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