No global - New Global

Identität, Organisation und Strategien der Antiglobalisierung
Cover: No global - New Global
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783593372884
Kartoniert, 244 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Von Massimiliano Andretta, Donatella della Porta, Lorenzo Mosca und Herbert Reiter. Globalisierungskritische Stadtrundgänge, Bettenparaden gegen die Gesundheitsreform, radical cheerleading - die Protestaktionen von Gruppen wie ATTAC, Pink-Silver und Co. sorgen in der Öffentlichkeit für Irritation und Aufsehen. Die Studie liefert erstmals eine empirische Analyse der Ziele, Strategien und Identität der globalisierungskritischen Bewegung. Die öffentlichen Debatten über Armut in der Welt, soziale Ungerechtigkeit oder Umweltkatastrophen sind nicht neu - neu ist vielmehr die weltweite Mobilisierung des Protests gegen die durch die Globalisierung verursachten sozialen und ökologischen Schäden. So wurde das besondere Medien- und weltweite öffentliche Interesse an den Gipfeltreffen der internationalen Regierungsorganisationen weniger durch die dort getroffenen Entscheidungen geweckt, als vielmehr durch die Demonstrationen jener 50000, die am 30. November 1999 in Seattle gegen das Treffen der WTO protestierten. Zunehmende Mobilisierung und Kontinuität zeichnen diese Proteste aus, die ein Ignorieren der Kritik und der Forderungen geradezu unmöglich machen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.01.2004

Einen der "eher seltenen Beweise, dass Sozialwissenschaftler wichtige Trends aktuell erforschen", erblickt Rezensent Felix Kolb in diesem Band, der einen etwas zwiespältigen Eindruck bei ihm hinterlassen hat. Ausgehend von den Protesten gegen den G-8-Gipfel in Genua 2001 untersuchen die Autoren die "Identität und Strategie der globalisierungskritischen Bewegung". Beeindruckend findet Kolb die Breite der empirischen Datenbasis, die der Studie zugrunde liegt. Insbesondere die Befragung von über 800 Teilnehmern der Proteste gegen den Weltwirtschaftsgipfel bringe viele interessante Fakten über die bisher weitgehend unbekannten Subjekte dieser "neuen" sozialen Bewegung ans Tageslicht. Dass es die Autoren versäumen, Einstellungen und Charakteristika der befragten Teilnehmer mit Bildung, Alter, Geschlecht oder anderen demographischen Faktoren in Verbindung zu bringen, empfindet Kolbe allerdings als Manko. Dass sie zudem auf die entscheidende Frage: "Was ist die globalisierungskritische Bewegung?" nicht eingehen, um stattdessen auf diffuse Konzepte wie die "Weltzivilgesellschaft" zu verweisen, hält Kolb für noch "problematischer". Enttäuschend findet er auch, dass das Buch - "trotz interessanter Daten und Ansätze" - die Strategien der globalisierungskritischen Bewegungen nicht erklären kann. Dennoch: insgesamt hält Kolb die Lektüre für des Bandes für lohnenswert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.12.2003

Das Ergebnis dieses "soziologischen Quartetts" kann sich wahrlich sehen lassen, haben die vier in Florenz lehrenden Soziologen doch profunde die "Identität und Strategie einer bedeutenden Jugendbewegung" analysiert und ein "wichtiges" Buch geschrieben, wie Alexander Kluy uns wissen lässt. Es besticht vor allem durch seine "Klarheit" und durch den "umfassenden Anhang", der ihm schon fast "Handbuchcharakter" verleihe. Beeindruckt hat den Rezensenten speziell, dass die "gemeinsame Plattform" der soweit verzweigten Bewegung, dieses "flexiblen Hyper-Netzwerks", sich als so klein und unscheinbar erweist, ja in seiner "oszillierenden Unkonkretheit kaum je richtig zu fassen" ist, wie die Autoren empirisch herausarbeiten konnten. Folglich falle der einende Vorwurf der "fehlenden Transparenz des Empire" auf die kaum mehr erfassbaren Gruppierungen, Bewegungen und Fraktionen der Globalisierungskritiker zurück. Trotzdem wäre es nach Meinung der Autoren eine "Torheit", die Globalisierungskritiker kriminalisieren und zerschlagen zu wollen. Dem kann unser Rezensent nur zustimmen, verlöre man doch, wie es in dem Werk heißt, eine "ganze Generation junger Leute, die morgen ihren Beitrag zur politischen Kultur in diesem Land leisten werden". Nach der Lektüre, versichert der Rezensent, wird nur noch deutlicher, "mit welch geringem Tiefgang und welcher Kurzsichtigkeit" die Intellektuellen in Deutschland diese Themen reflektieren.