Claus Leggewie, Harald Welzer

Das Ende der Welt, wie wir sie kannten

Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie
Cover: Das Ende der Welt, wie wir sie kannten
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783100433114
Gebunden, 278 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Finanz- und Wirtschaftskrise, Klimawandel, schwindende Ressourcen und der Raubbau an der Zukunft der kommenden Generationen bilden einen beispiellosen sozialen Sprengstoff. Die Analyse der sich auftürmenden Krisen zeigt, wie Demokratien dabei unter die Räder kommen, wenn sie nicht radikal erneuert werden und den Weg aus der Leitkultur der Verschwendung finden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.12.2009

Eine politisch, ja existentialistisch aufgeheizte Atomsphäre herrscht nach Ansicht von Rezensent Uwe Justus Wenzel bisweilen in Claus Leggewies und Harald Welzers Buch über "Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie". Doch auch wenn für ihn manche Diagnose alarmistisch klingt, schätzt er die beiden Autoren nicht als Apokalyptiker ein. Er versteht sie eher als "gut informierte Krisenhermeneutiker", die kritisch mit dem technokratischen Krisenmanagement ins Gericht gehen, Handlungsblockaden analysieren und für einen Wandel der Lebensführung, der Marktwirtschaft sowie für mehr Demokratie plädieren. Die Rede von einer "APO 2.0", wie die Autoren die ersehnte neue große Bürgerbewegung nennen, scheint Wenzel freilich etwas plakativ. Er sieht in diesem Kontext eine inzwischen in Mode gekommene "politische Psychologie der Selbstaufforderung und Selbstermunterung" am Werk. Für Wenzels Geschmack ist das ein wenig zu überschwänglich. "Man ist entschlossen", analysiert er nüchtern die Begeisterung der Autoren, "weiß aber noch nicht so genau, wozu."

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.10.2009

Rezensentin Annette Jensen ist mit Claus Leggewies und Harald Welzers Analyse der aktuellen Krise durchaus einverstanden, auch wenn sie findet, dass die Autoren gerade am Anfang wenig Neues sagen. Das Buch wird ihrer Meinung nach erst ab Seite 71 "spannend". Überzeugend findet sie dann, wie die beiden unter Bezugnahme auf die aktuelle psychosoziale Forschung die derzeit herrschende Weiter-So-Mentalität erklären. Weniger angetan ist die Rezensentin aber von manchen der Zukunftsszenarien, die die beiden Forscher entwickeln. Die Hoffnung, die Leggewie und Welzer zum Beispiel in die Handlungsweisen von "strategischen Konsumenten" setzen, hält Jensen für "naiv". Anderes, wie etwa ihr Vertrauen in das Funktionieren einer "Mikropolitik", findet sie dann aber schon deutlich sinnvoller.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.09.2009

"Überfüllt mit allem Wissen, das man aufschreiben kann, um umzulernen", findet Rezensentin Elisabeth von Thadden dieses Buch über den Klimawandel. Auch fällt es aus ihrer Sicht angenehm im Stapel der übrigen alarmistischen Klimakatastrophenbücher auf, da es den Lesern zutraut, die beschriebenen unhaltbaren Zustände auch zu verändern. Ohnehin ist der zivile Charakter des Buchs, der sozusagen das Handeln zur Bürgersache macht, für Thadden das auffälligste Merkmal dieser Publikation. Kleine Defizite hat die Rezensentin allerdings auch aufzulisten: etwa das grundsätzlich "Schlaumeierische", mit dem hier für ihren Geschmack auch viel Bekanntes ausgebreitet wird, das Fehlen einer Diskussion über die Frage, warum manche Länder manche Technologien fördern und andere nicht. Auch hätte sie gern den "Gefühlskapitalismus" näher beleuchtet gesehen, der den Menschen so stark (und umweltzerstörend) an das Käufliche bindet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.09.2009

Man kann sich auch zuviel vornehmen. Rudolf Walther hat es erlebt mit diesem Buch von Claus Leggewie und Harald Welzer. Die Klimakrise zu analysieren und zu lösen auf 235 Seiten, das geht nicht, meint Walther. Das Buch mit seinen Kleinstkapiteln kommt ihm vor wie eine Mischung aus Feuilleton, Talkshow und Netzlektüre. Zwar findet der Rezensent die Texte angenehm undramatisch geschrieben, das Verständnis befördert das aber in diesem Fall auch nicht unbedingt. So bleibt Walther lange unklar, welches Feld genau die Autoren eigentlich beackern und was sie meinen, wenn sie "Klimakrise" sagen. Aha, Klimakrise gleich Systemkrise. Nach 50 Seiten ist es dem Rezensenten klar. Bleibt für ihn nur noch zu klären, warum der Band die wichtige Rolle von Interessen und Herrschaft hinsichtlich des Themas so sehr vernachlässigt, und wie sich Leggewie und Welzer eine "Kulturrevolution des Alltags" (so ihr Lösungsvorschlag) vermittels einer neuen Apo 2.0 vorstellen.