Johann Gottfried Seume

Johann Gottfried Seume: Briefe

Werke und Briefe, Band 3
Cover: Johann Gottfried Seume: Briefe
Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783618614005
Gebunden, 1232 Seiten, 80,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Jörg Drews und Dirk Sangmeister. Die Briefe Johann Gottfried Seumes, des Soldaten und Lektors, des Reiseschriftstellers und Aphoristikers, waren bisher zu höchstens einem Drittel und meist auch nur verstümmelt bekannt. Eine vollständige Ausgabe seiner Briefe, die Einblick in Seumes Leben als Student und zwangsrekrutierter Soldat, als Hofmeister und russischer Leutnant, als Lektor und Druckereiaufseher des Verlegers Georg Joachim Göschen, als Fußreisender nach Italien 1801/02 und nach Russland, Finnland und Schweden 1805 gewähren würde, wurde seit jeher als Desiderat empfunden. Nach Vorarbeiten durch Adolf Schmiedecke in den siebziger Jahren in der DDR und durch Inge Stephan in der Bundesrepublik legen nun Jörg Drews und Dirk Sangmeister eine Ausgabe sämtlicher Briefe von und an Seume vor, welche auch die zu erschließenden, aber nicht mehr vorhandenen Briefe verzeichnet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.02.2003

Diese Briefsammlung des "rastlosen Aufklärers" Johann Gottfried Seume bietet nach Auskunft des Rezensenten Stephan Maus einen spannenden Querschnitt durch alle seine Lebens- und Schaffensphasen und Gemütslagen: "Seine Briefe zeigen Seume in all seinen Facetten". Auch die Aufbereitung der Briefe findet der Rezensent sehr gelungen, vor allem den 500 Seiten langen "kritischen Kommentar", der neben seinem hohen Informationsgehalt vor allem unterhaltsam ist - er lese sich "wie ein historischer Roman in Fragmenten". Und man erfährt nach Maus durch die Briefe, die Seume von seinem 17. Lebensjahr bis zu seinem Tod schrieb, auch eine Menge über den Menschen, über seine Schwierigkeiten mit Frauen, sein Bedürfnis nach soldatischer Strenge, die ihn aber auch nicht davon abbrachte, aus der Armee zu desertieren, und seine ewige Ruhelosigkeit: "Der Heißsporn liebt radikale Gesten und klare Schnitte." Trotzdem war Seume nach Maus' Meinung nach außen hin ein Stoiker. All diese Widersprüche kommen in diesen spannenden Dokumenten aus Seumes Leben zur Geltung - der Rezensent ist beeindruckt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.2002

In Ergänzung der Werkausgabe im selben Verlag versammelt der Band sämtliche erhaltenen Briefe des Schriftstellers Johann Gottfried Seume - und notiert die bezeugten und erschließbaren. Briefe an ihn sind freilich kaum erhalten, folglich handelt es sich bei dem Band, wie der Rezensent (Kürzel rh.) bedauert, um eine "epistulare Einbahnstraße". Dafür können die Herausgeber naturgemäß nichts, etwas anderes aber kreidet die Kritik ihnen schwer an: das Fehlen einer Zeittafel. Gerade bei einem so kreuz und quer durch die Weltgeschichte reisenden Autor wäre sie zur Orientierung dringend notwendig gewesen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.07.2002

Der 1763 geborene Schriftsteller Johann Gottfried Seume mag ja ein Leben lang, darauf bestanden haben, als "einsamer Unbeugsamer" zu gelten. Aber wer diese Sammlung mit Briefen des 1810 Verstorbenen gelesen hat, erkennt schnell an, dass unter der harten Schale Seumes ein butterweicher Kern steckte, verkündet Rezensent Guido Graf. Der Band mit Briefen Seumes an Karl von Münchhausen, Gleim, Wieland, seinen Verleger Göschen, an den Künstler Schnorr von Carolsfeld und die "Plaudertasche der Weimarer Zeit um 1800", den Gymnasiallehrer Carl August Böttiger sei über den eigenen Informationswert hinaus auch noch mit einem "präzisen" Kommentar der Herausgeber versehen, die mit diesem dritten Band die Werkausgabe Seumes vervollständigt haben. Den Kommentar findet Graf "vorzüglich", doch bemängelt er, dass der Leser zu wenig Biografisches über Seumes Adressaten erfährt. Denn die Antworten oder eine vollständige Korrespondenz haben die Herausgeber nicht zusammenstellen können. Dafür aber reichlich Belege, dass Seumes, der seinen größten Erfolg 1802 mit der Veröffentlichung des Reiseberichts "Spaziergang nach Syrakus" hatte, zunehmend verbittert wurde über enttäuschte Liebe, Geldmangel und schließlich eine schmerzhafte Krankheit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.05.2002

Dieser zwölfhundert Seiten dicke Band krönt nach Ansicht von Rezensent Matthias Richter Jürgen Drews' Seume-Ausgabe von 1993. Endlich habe man alle erreichbaren Briefe von und an Seume, stellt unser Rezensent in äußerster Beglückung fest. Fast ein Drittel, erfährt man, ist hier erstmals veröffentlicht (darunter "einige kapitale Funde") oder in voller Länge abgedruckt und textkritisch geprüft worden. "Wohltuend nüchtern" findet Richter den "erschöpfenden Kommentar", der eine Fülle von Korrekturen der bisherigen Seume-Überlieferung enthalte. Lediglich die Angaben zu Seumes Korrespondenzpartnern ist für Richters Geschmack zu dünn ausgefallen. Vor dreißig Jahren sei es der gesellschaftskritische Autor Seume gewesen, den man entdeckt habe. Nun stellten die Briefe den Menschen in den Vordergrund - als "bewegende Dokumente der schwierigen Kunst der Lebensbewältigung". Für den Rezensenten ist diese "vorzügliche Edition" das Fundament für jede zukünftige Beschäftigung mit Seume. Richter zufolge fußt der Band auf dem 1898 erschienenen "verdienstvollen Provisorium" ("halb Biografie, halb Briefausgabe") von Camillo Reißmann und Oskar Planer, die er nun "glanzvoll" ersetze. Dennoch bleibt für den Rezensenten die Herausforderung einer "modernen, die Datenfülle bändigenden und psychologisch bedachtsamen Biografie" bestehen. "Drews, übernehmen Sie!" hören wir ihn am Ende ziemlich deutlich rufen.
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