Felicitas Becker (Hg.), Jigal Beez (Hg.)

Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika 1905-1907

Cover: Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika 1905-1907
Ch. Links Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783861533580
Kartoniert, 235 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Im Jahr 1905 kam es in Deutsch-Ostafrika zu einem der größten Kriege gegen Kolonialherren, die Afrika je erlebt hat: afrikanische Bauern erhoben sich gegen die deutschen Besatzer. Bis 1907 tobte der erbitterte Kampf, bei dem wahrscheinlich weit mehr als 100000 Menschen starben, darunter jedoch nur 15 Europäer. Der Glaube an eine magische Substanz hat dem Krieg seinen Namen gegeben: Geweihtes Wasser, in der Landessprache Swahili "Maji", sollte die Einheimischen unverwundbar machen. Dieser Kult vereinte die unterschiedlichsten ethnischen Gruppen in ihrem Kampf und bewirkte eine verheerende Niederlage. Mit dem vorliegenden Buch soll dieses beinahe vergessene Kapitel deutscher Kolonialgeschichte rekonstruiert werden. In 20 Kapiteln beleuchtet ein internationales Autorenteam die Ursachen der Erhebung, die Entstehung des Maji-Glaubens und den Verlauf des Krieges. Die Autoren gehen auch der Frage nach, wie die Folgen dieser Auseinandersetzung noch heute in Tansania nachwirken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.01.2006

Afrikas größtes Wildreservat in Tansania verdanke sein reiches Tierleben den von den deutschen Kolonialtruppen exerzierten Massakern und bewusst verursachten Hungersnöten, berichtet Gottfried Oy von einer bitteren Ironie. Das Großwild habe sich in dieser Zeit sprunghaft vermehrt, weil es sich von den dreihunderttausend Leichen ernährt habe. Bis heute gibt es keine offizielle Entschuldigung der deutschen Politik wie etwa gegenüber dem so genannten Hereroaufstand in Namibia. Seit dem Jahr 1907 habe der Maji-Maji-Krieg zu den blinden Flecken im deutschen Geschichtsbewusstsein gehört, so der Rezensent, denn schon damals seien kaum Berichte in der deutschen Presse erschienen. Für Tansania stelle dieser Krieg beziehungsweise Aufstand dagegen nicht weniger als den Gründungsmythos der nationalen Unabhängigkeit dar. Ausgelöst wurde der Krieg durch eine zunehmend repressivere deutsche Kolonialbehörde, die um die wirtschaftliche Ausbeutung des Landes besorgt war. Wie alle deutschen Kolonien war Deutsch-Ostafrika ein Verlustgeschäft und man führte schließlich Steuern ein, die meist durch Zwangsarbeit in deutschen Baumwollplantagen eingetrieben wurden. Die Bevölkerung konnte sich daraufhin nicht mehr selbst durch Landwirtschaft ernähren und zuletzt sei sogar die Jagd verboten worden. Die Hungersnöte während des Krieges, berichtet der Rezensent, seien darüber hinaus von einer systematischen Vernichtung von Dörfern und Vorräten verursacht worden. Ein wenig überrascht zeigt sich der Rezensent gegenüber dem Schlusskapitel des Bandes zur Schuldfrage. Hier betone Isack Majura die Notwendigkeit der Versöhnung und nehme von Reparationsforderungen Abstand.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.09.2005

Aufschlussreich findet Rezensent Ralph Erbar diesen von Felicitas Becker und Jigal Beez herausgegeben Sammelband, der sich einem heute wenig bekannten deutschen Kolonialkrieg widmet, dem Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika, der vor 100 Jahren begann. Wie Erbar berichtet, untersuchen Historiker, Ethnologen und Afrikanisten in siebzehn Beiträgen Ursachen, Verlauf und Folgen dieses Krieges, in dem nach neuen Schätzungen der Autoren bis zu 180000 Afrikaner ums Leben kamen und ganze Landstriche entvölkert, Dörfer verwüstet und traditionelle Handelsrouten zerstört wurden. Erbar lobt den Sammelband als "für Laien verständlich und Wissenschaftler ergiebig". Er zeichne ein "differenziertes Bild" der Ereignisse. Zudem sieht er in dem Band auch ein gelungenes Beispiel einer umfassenden interdisziplinären Herangehensweise: Und so erscheinen "die Handlungen sowohl der Kolonialherren als auch der afrikanischen Völker in einem neuen Licht".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.07.2005

Gaby Mayr begrüßt eine weitere Veröffentlichung zur Aufarbeitung des europäischen Kolonialismus - und der europäischen Verbrechen - in Afrika. Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, wurde durch eine gemeinsame Erhebung von 20 Völkern gegen die deutsche Kolonialmacht ausgelöst und forderte 100 000 Menschenleben - 15 davon waren Europäer. Das vorliegende Buch, schreibt Mayr, liefert eine "verlässliche Bestandsaufnahme" des Krieges und seiner "Folgen bis heute", vor allem im Hinblick auf das Verhältnis von nationaler Einheit und ethnischer Differenz.
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