Andre Aciman

Hauptstädte der Erinnerung

Von Alexandria nach New York
Cover: Hauptstädte der Erinnerung
Carl Hanser Verlag, München 2004
ISBN 9783446204744
Gebunden, 140 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Matthias Fienbork. Hauptstädte der Erinnerung: das sind für Andre Aciman zugleich die Städte seines Exils. Von Alexandria führte sein Weg über Rom und die kleinen Plätze Paris' bis nach New York mit seinen geisterhaften U-Bahnhöfen und unbekannten Parks. Acimans Texte beschäftigen sich mit Verlust, und mit der Sehnsucht, die einen immer dorthin zieht, wo man gerade nicht ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.06.2004

Alexandria ist die Stadt, in der Andre Aciman geboren wurde und die zum Ausgangspunkt all seiner Erfahrungen wurde. Aciman hat die Nostophobie, meint Rezensentin Yvonne Gebauer, und erklärt diese Phobie zur "Angst zurückzukehren", die eng an die Nostomanie gebunden sei, "das obsessive Bedürfnis zurückzukehren". Und aus beidem wiederum, lernen wir von Gebauer, resultiert die Nostographie, das "Schreiben über die unmögliche Rückkehr". Andre Aciman ist ein solcher Nostograph, der die Städte, in denen er lebt oder gelebt hat, New York, Paris und andere, nach seiner eigenen inneren Kartographie aus der Erinnerung vermisst und beschreibt. Und vor allen Erinnerungen steht immer wieder Alexandria, so Gebauer, als "Schatten des Schattens von Alexandria". Ihr hat das Reise- und Erinnerungsbuch Acimans gut gefallen, eine Mischung aus Essays und Reiseschilderungen, aber auch ein Buch über Bücher, was Gebauer wiederum zu Proust führt, dem Erinnerungsspezialisten, dem Aciman wohl auch ein ganzes Kapitel gewidmet hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.05.2004

Andre Acimans letzter Roman "Damals in Alexandria" hat Renate Wiggershaus so gut gefallen, dass sie neugierig sein neues Buch "Hauptstädte der Erinnerung" in die Hand genommen hat. "Damals in Alexandria" verströmte die "Atmosphäre selbstbewusster Unfähigkeit zu einem Leben im Hier und Jetzt", erklärt die Rezensentin ihre Begeisterung. Dieser melancholischen Sichtweise begegne man in den "Hauptstädten der Erinnerung" durchaus wieder. Für Wiggershaus verkörpert Aciman, der aus einer sephardischen Familie stammt, die unter Nasser aus Ägypten vertrieben wurde, und der heute in New York lebt, den Typus des "melancholischen Kosmopoliten", der aus seinem Schicksal eine Lebenshaltung entwickelt, die sich für die Rezensentin am Schönsten in der Geschichte "Ein himmlischer Omnibus" offenbart. Zufällig verfährt sich der Erzähler im Schneetreiben im New York, wobei er eine Frau kennen lernt, zu der er, so Wiggershaus, fürderhin ein "intensiv-unentschlossenes Verhältnis" habe. Es ist diese Offenheit für kleine Zufälle, aus der neue lebenswichtige Dinge entstehen können, die Wiggershaus so fasziniert. Auch die anderen Texte seien um Schauplätze jüdischen Exils zentriert, Stationen, die Aciman zurückgelegt habe: Alexandria, Rom, Paris. Bezeichnenderweise falle nur ein Text des Bandes aus dem Rahmen, gesteht Wiggershaus, der einen Tagesausflug ins Geburtshaus Marcel Prousts beschreibe. Hier fehle die Kopplung von Indirektheit und kurzfristiger Bindung.
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