Betina Gonzalez

Nach allen Regeln der Kunst

Roman
Cover: Nach allen Regeln der Kunst
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2010
ISBN 9783455401561
Gebunden, 192 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Hanna Grzimek. Nach allen Regeln der Kunst hat sich Fabio Gemelli durchs Leben gemogelt - als mittelmäßiger Bildhauer, untreuer Ehemann und schlechter Vater. Etliche Jahre nach seinem Tod stößt seine Tochter Claudia zufällig auf eine seiner Skulpturen, die er offenbar einer ehemaligen Geliebten vermacht hat. Neugierig geworden, beginnt Claudia, die Lebensgeschichte ihres Vaters zu rekonstruieren. Sie nimmt Kontakt mit weiteren Geliebten auf, um mehr über ihn zu erfahren. Doch jede der Frauen hat ihre eigene Wahrheit. Betina Gonzalez erzählt von der Suche einer Tochter nach ihrem Vater, bei der so manches "Wunschbild" auf der Strecke bleibt. Ihr Roman ist aber nicht zuletzt auch als kritische Parabel auf Argentinien zu lesen, das nach Größe strebt und an seinen Untugenden scheitert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2010

Anja Hirsch hat sich gern mal in den Gang der Erzählung, in einen Erzählraum hineinziehen lassen, mal wieder herausstoßen. Mit abgeschnittenen Erzählsträngen müssen wir leben können, wenn wir diesen Roman von Betina Gonzalez mögen wollen, das macht die Rezensentin deutlich. Mit der lateinamerikanischen Tradition des magischen Realismus hat das Buch allerdings nur ansatzweise zu tun, erklärt Anja Hirsch. Vielmehr legt die Autorin eine Väterdekonstruktion hin, die sich formal wie inhaltlich feststellen lässt, wenn wir Hirsch richtig verstehen. Dabei überzeugt Gonzalez Hirsch mit raschen Wendungen, mit der Fähigkeit, Impulse zu setzen und mit vielen Stimmen (und ihren Spiegelungen) zu sprechen. Wahrheit ist so nicht zu haben, aber ein reizvolles Spiel mit ihren Möglichkeiten allemal, meint die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.07.2010

Nach der Lektüre von Betina Gonzalez' Roman "Nach allen Regeln der Kunst" würde Rezensent Kersten Knipp gern ein Museum für all jene Kunstwerke errichten, die von Künstlern nur in großen Entwürfen erdacht, aber nie erschaffen wurden. Angeregt zu solchen Überlegungen wird er durch den Protagonisten der Erzählung, Fabio Gemelli, einen argentinischen Künstler, der von Werken träumte, mit denen er die Welt verändern wollte. Geblieben ist es aber leider bei ein paar "konventionell ausgeführten Skulpturen" und bei einer bescheidenen Berühmtheit, so der Rezensent. Und dennoch gelingt es der Autorin in ihrem Roman, diese Werke erstrahlen zu lassen, nicht zuletzt weil sie nicht nur die Verführungskraft der Kunst schildert, sondern auch die Kunst der Verführung, die Gemelli um einiges besser beherrschte. Aus der Erzählperspektive seiner Tochter werden seine zahlreichen Liebschaften, sein bewegtes Leben und seine manipulative Macht - auch als Vater - beschrieben und dabei der von ihm selbst erschaffene Mythos um seine Person Stück für Stück entzaubert. So bleibt nach seinem Tod für die Kunstwelt nicht viel, immerhin aber dieser "anmutige" Roman, so der begeisterte Rezensent.
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