Carsten Gansel

Kind einer schwierigen Zeit

Otfried Preußlers frühe Jahre
Cover: Kind einer schwierigen Zeit
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2022
ISBN 9783869712505
Gebunden, 560 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Mit 35 s/w-Abbildungen. Otfried Preußler war ein deutscher Junge wie viele. Außer, dass er mit 17 anfing zu schreiben. Er kam mit 19 Jahren an die Ostfront und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Dort rettete er sich - nicht zuletzt - durch das Schreiben. Was er dort erlebte, wie ihn diese Zeit prägte und welche Kämpfe Otfried Preußler mit sich selbst ausfocht, erzählt Carsten Gansel anhand aufsehenerregender Archivfunde und autobiografischer Texte. Gansel zeigt, auf welche Weise seine Eltern und die böhmische Landschaft mit ihren Mythen, Sagen und Legenden, und wie Krieg und Gefangenschaft Otfried Preußler prägten und in spätere Werke wie etwa Krabat eingingen. Bei der biografischen Spurensuche hat er zahlreiche Dokumente aus schwer zugänglichen russischen Archiven aufgespürt und gänzlich unbekannte Texte von Otfried Preußler zutage gefördert. Auch Teile eines Jahrzehnte später entstandenen Autobiografie-Projektes und eines unveröffentlichten Romanvorhabens liefern neben unbekannten Gedichten, Briefen, Notizen, Berichten ein eindrucksvolles Bild eines Autors, der wie viele andere seiner Generation auf existenzielle Weise in die Zeitläufte des 20. Jahrhunderts geriet und seinen eigenen Weg fand.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.08.2022

Bei Rezensent Niklas Zimmermann hinterlässt Carsten Gansels Biografie über Otfried Preußler einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits beeindruckt die ausgiebige Recherche im Privatarchiv und in bislang unveröffentlichten Dokumenten. Die akribische Annäherung führt zu großer Empathie mit Preußler. Andererseits erweist sich jedoch genau diese Nähe auch als Problem, findet Zimmermann. Er bemängelt eine unkritische oder gänzlich fehlende Auseinandersetzung mit Preußlers persönlichen und familiären Verstrickungen in die NS-Ideologie. Das gilt für Preußlers ersten Roman, der Sympathien für die Hitlerjugend hegt, wie auch für Verbindungen des Vaters zu völkischen Dichtern. Zimmermann irritiert, dass Gansel hier hinter den Forschungsstand zurückfällt und hätte sich insgesamt mehr Nüchternheit in der Auseinandersetzung mit dem historischen Kontext Preußlers gewünscht.
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