Corinna Kulenkamp

Aprikosenzeit, dunkel

Roman
Cover: Aprikosenzeit, dunkel
Orlanda Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783949545412
Kartoniert, 360 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Karine ist in Deutschland aufgewachsen, mit armenisch-deutschen Wurzeln, in einer Familie, in der armenische Kultur intensiv gelebt wird. Während des Studiums lernt sie Frederick kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Doch weil er während eines Familienessens nicht für Karine einsteht, als der Genozid an den Armenier*innen geleugnet wird, kommt es zum Bruch.Die fehlende Unterstützung bei der Bewältigung von Alltagsrassismus, eine gewisse Orientierungslosigkeit nach dem Studium und ein intensives Gespräch mit ihrer armenischen Großmutter sind Auslöser für Karines spontane Entscheidung, nach Armenien zu gehen und einen Job bei einer kleinen NGO anzunehmen.Sie findet sich in einem ihr völlig fremden Land wieder, das postsowjetisch, korrupt und patriarchalisch geprägt ist und in dem die Jugend nur zwei Optionen hat: entweder auswandern oder politisch aktiv werden und für Verbesserungen kämpfen. Durch ihre NGO-Kollegin und Freundin Gohar kommt Karine in Kontakt mit der politischen Gruppe "Junge Bewegung gegen Korruption". Doch dann wird die Bewegung von einem mächtigen Oligarchen bedroht …

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.12.2023

Rezensentin Katharina Herrmann liest mit "Aprikosenzeit, dunkel" einen klug gebauten Roman, der das Volk der Armenier und seine von Verfolgung, Flucht und Völkermord geprägte Geschichte ein kleines Stück weiter ins Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt. Karine Hansen heißt die Protagonistin. Sie ist wie die Autorin selbst in Deutschland aufgewachsen, entscheidet sich nach der Trennung von ihrem Freund jedoch dazu, in die Heimat ihrer Mutter zurückzukehren und dort für eine NGO zu arbeiten. Dies ist eine von drei Zeitebenen, auf denen Kulenkamp von den vielen "historischen Wunden" der Armenier und deren Auswirkungen heute erzählt. Dabei greift sie immer wieder auch andere Diskurse wie Rassismus oder soziale Ungleichheit auf und webt sie so in die Handlung ein, dass die Zusammenhänge greifbar und anschaulich werden. Zwar mag die ein oder andere Formulierung, das ein oder andere Motiv ein wenig "abgegriffen" erscheinen, doch dies tut dem aufklärerischen Wert des Buches keinen Abbruch, so die überzeugte Rezensentin.