David Diop

Reise ohne Wiederkehr oder Die geheimen Hefte des Michel Adanson

Roman
Cover: Reise ohne Wiederkehr oder Die geheimen Hefte des Michel Adanson
Aufbau Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783351039615
Gebunden, 238 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Andreas Jandl. David Diop erzählt die Lebensgeschichte des Botanikers Michel Adanson (1727-1806), der als erster weißer Naturforscher den Senegal bereist. Sein Ziel ist eine umfassende Enzyklopädie der afrikanischen Flora. Als Adanson von dem tragischen Verschwinden einer jungen Frau erfährt, bekommt seine Expedition ein neues Ziel: Die mysteriöse Maram lebt als Heilerin in einem Dschungeldorf, um den Sklaventreibern zu entkommen. Adanson verliebt sich in Maram und erfährt am eigenen Leib, wie die französische Kolonialmacht die afrikanische Insel im Stich lässt ... Erst nach Adansons Tod findet seine Tochter die Reisehefte und begreift, wer ihr Vater wirklich war.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.09.2022

Rezensent Niklas Bender erkennt die Gefälligkeit des neuen Romans von David Diop. Ob der Autor nach einer Verfilmung schielt? Die retrospektiv geschilderte, historisch grundierte Liebesgeschichte zwischen einem französischen Botaniker und einer senegalesischen Heilerin im späten 18. Jahrhundert fasst der Autor laut Bender jedenfalls mit ebenso großer erzählerischer Souveränität wie einer ausgeprägten Neigung zu einem "Seifenbad der Gefühle". Der "gefällige" Stil und das komplexe Gebilde aus Binnenerzählungen, Nebensträngen und literarischen Bezügen (Willibald Gluck!) sorgen bei Bender offenkundig für ein etwas disparates Lektüreerlebnis.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.06.2022

Rezensent Thomas Hummitzsch ist nicht einverstanden mit David Diops Roman. Zwar kennt er den franko-senegalesischen Autor als Experten für afrikanische Literatur, aber in diesem Roman kann er davon nichts finden. Wenn Diop von einem französischen Botaniker und Aufklärer erzählt, der im 18. Jahrhundert in den Senegal reist und dort in Liebe zur Heilerin Maram entbrennt, dann ärgert sich Hummitzsch über abgebrochene Erzählfäden, die ins Kitschige umschlagende Liebesgeschichte und vor allem eine Reproduktion des kolonialen Blicks.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.04.2022

Rezensentin Sigrid Löffler hat ihre Schwierigkeiten mit David Diops Roman. Wie der Autor die fiktive Liebesgeschichte des französischen Botanikers und Ethnologen Michel Adanson mit einer heilbegabten Afrikanerin gegen Mitte des 18. Jahrhunderts erzählt, ist für sie alles andere als kitschfrei und bedient die Fantasien Weißer, wie Löffler in gewohnt gestrenger Manier meint. Dass der Autor zudem den authentischen Reisebericht Adansons benutzt, Naturbeschreibungen und sogar Personen übernimmt und alles mit dem alten literarischen Zaubertrick des versteckten, wiederentdeckten Manuskripts verschneidet, findet Löffler auch nicht überzeugend.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.04.2022

Rezensentin Claudia Kramatschek liest interessiert von einer verbotenen Liebe während der Aufklärung in David Diops "Reise ohne Wiederkehr". Der senegalisch-französische Autor, dessen Roman 2021 das erste französische Buch war, das mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde, erzählt darin vom Botaniker Michel Adanson, der seine Jahre im Senegal in geheimen Heften für seine Tochter Aglaia festhält, vor allem seine in dieser Zeiten unmögliche Liebe zu der senegalischen Wunderheilerin Maram, für die er letztendlich sogar sein Leben riskiert und sie doch verliert, wie Kramatschek beschreibt. Das ist alles nicht nur gelungen von Andreas Jandl ins Deutsche übersetzt, sondern eine raffinierte Komposition Diops, die nicht nur an die noch heute postkoloniale Debatten prägende Zeit erinnert, sondern die auch noch einen Mann würdigt, der seinen Zeitgeist hinterfragte und der eine Liebe trotz ideologischer und kultureller Grenzen begann, schließt die Rezensentin.