Elisabeth Badinter

Macht und Ohnmacht einer Mutter

Kaiserin Maria Theresia und ihre Kinder
Cover: Macht und Ohnmacht einer Mutter
Zsolnay Verlag, Wien 2023
ISBN 9783552073449
Gebunden, 208 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Stephanie Singh. Die französische Philosophin Elisabeth Badinter über die Kaiserin Maria Theresia - eine moderne Mutter im 18. Jahrhundert1740 übernimmt Maria Theresia mit nur 23 Jahren die Regierungsgeschäfte der Habsburgermonarchie. Sie erweist sich nicht nur als geschickte und arbeitsame Herrscherin, sondern ist ihren sechzehn Kindern (drei sterben frühzeitig) eine ausgesprochen fürsorgliche Mutter. Das Buch über die Mutterliebe der Philosophin und Historikerin Elisabeth Badinter ist ein Klassiker der feministischen Literatur. In ihrem neuen Buch führt sie uns eindringlich vor Augen, wie modern Maria Theresias Verständnis von Mutterschaft war. Individuell auf Kinder einzugehen war im 18. Jahrhundert keinesfalls selbstverständlich - schon gar nicht bei Hofe. Eine Mutter zwischen Job und Staatsräson und der Entwicklung und dem Wohlergehen ihrer Kinder.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.04.2023

Rezensent Markus Friedrich hat mit dem schmalen Band der französischen Philosophin Elisabeth Badinter eine "kurzweilige und amüsante Lektüre" verbracht. Die Autorin möchte zeigen, so der Rezensent, dass die österreichische Kaiserin Maria Theresia eine, für ihre Zeit, sehr moderne Mutter war, die ihre Kinder mit viel Hingabe umsorgte. Dafür versammelt die Autorin eine große Menge an Zitaten und betreibt detaillierte Quellenforschung, schreibt Friedrich. Besonders deutlich zeigt sich ihm die Hellsichtigkeit der Kaiserin in Bezug auf das Thema der Heirat, zwar kämen auch Maria Theresias Kinder um die arrangierten, politisch strategischen Ehen zum Großteil nicht herum, allerdings war ihr die "seelische Gewalt", die sie damit ausübte, bewusst. Das führte dazu, dass sie zumindest versuchte, so der Rezensent, Rücksicht auf die individuellen Charaktere ihrer Kinder zu nehmen. Zwar findet der Kritiker das von Badinter gezeichnete Bild der Kaiserin als moderne Frau sympathisch, zweifelt aber doch ein wenig an dessen historischen Stimmigkeit.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.03.2023

Nicht ohne Erstaunen liest Rezensentin Barbara Stollberg-Rilinger das neue Buch der französischen Philosophin Élisabeth Badinter, in dem die These vertreten wird, dass die habsburgische Kaiserin Maria Theresia eine "moderne Mutter" gewesen sei. Badinter beschreibt die Herrscherin, die 16 Kinder gebar, als Begründerin der "bürgerlichen" Mutterschaft, die ihre Kinder, im Gegensatz zur aristokratischen Manier der Zeit, liebevoll umsorgte. Hier liegt die Autorin aber nur halb richtig, wendet die Kritikerin ein, tatsächlich kümmerte sich Maria Theresia mehr um ihre Kinder als in ihren Kreisen üblich: Allerdings ging es der Herrscherin vor allem darum, ihre Kinder mit eiserner Disziplin auf die Politik vorzubereiten. Die Menge an wenig bekannten historischen Quellen, die die Autorin zitiert, imponiert der Kritikerin, der Umgang damit weniger. So werden beispielsweise Zitate aus Briefen aus dem Kontext gerissen, für die komplexen Beziehungen zwischen den Schreibenden interessiert sich die Autorin wenig. Badinters Text bietet kaum echte historisch-kritische Erkenntnisse und bedient dazu mit dem Bild von Maria Theresia als liebevoller Gattin und Mutter einen Stereotyp männlicher Historiker, meint die Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.03.2023

Kritikerin Nadine Brügger versteht nicht so recht, warum die Philosophin und Historikerin Élisabeth Badinter, die den "Mutterinstinkt" einst als patriarchales Konstrukt beurteilte, in ihrem Buch über die österreichische Kaiserin Maria Theresia nun offenbar einen Sinneswandel durchmacht. Die Autorin zeigt anhand der vielen Briefe, die die Kaiserin mit ihren 16 Kindern ausgetauscht hat, dass diese ihr "wichtigstes und liebstes Anliegen" waren, eine Ansicht, die Brügger hingegen nicht als mütterliche Gefühle interpretiert, sondern als Sorge um den dynastischen Fortbestand, den sie mit arrangierten, vorteilhaften Heiraten zu sichern sucht. Den Konflikt, den Badinter zwischen den Rollen Maria Theresias als öffentliche Regentin und privater Familienperson verortet, sieht auch die Rezensentin. Doch für sie bestehen Zweifel, dass sich die Protagonistin wirklich als Vorbild für heutige arbeitende Mütter verstehen lässt, wie es die Autorin suggeriert, und weist ihr Versäumnisse nach, die etwa das Fehlen allzu privater Schriftzeugnisse für die Verlässlichkeit der Quellenlage bedeuten - das Bild, was gezeichnet werden soll, wird für Brügger nicht so recht rund, so kann sie das Buch nicht empfehlen.