Eva Sichelschmidt

Transitmaus

Roman
Cover: Transitmaus
Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783498003067
Gebunden, 304 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Eine Fluchtgeschichte: Ein Mädchen will erwachsen werden, sie will Spaß. Im düsteren, lange schon mutterlosen Elternhaus am Rande des Ruhrgebiets ist der gewiss nicht zu finden. Doch in diesem Winter 1988 tönen Sirenenklänge von einer glitzernden Insel im grauen, realsozialistischen Meer: West-Berlin. Dort glaubt sie zunächst, in einem Fotografen ihre neue Liebe gefunden zu haben. Sie stürzt sich in das Leben dieser seltsamen Metropole, deren bekanntester Club nicht von ungefähr "Dschungel" heißt. Doch der Freund entpuppt sich als Filou, und auch diverse andere Bekanntschaften taugen kaum als Ersatz für den fernen Vater, zu dem sie immer mehr den Zugang verliert. Sie weiß nicht, wie schlimm es um ihn steht, zu sehr ist sie selbst gefangen in einem Sog aus Lügen und Betrug, in dieser Stadt zwischen Mauern, gebaut wie für die Ewigkeit …

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2023

Einen rasanten Trip durch die alte Bundesrepublik macht Rezensent Hilmar Klute mit dem Nachfolger von Eva Sichelschmidts Familienroman "Bis einer weint". Die Ich-Erzählerin verlässt hier das verfallende Elternhaus im Ruhrgebiet, um ins "Soziotop der Westberliner Lumpenbohème" abzutauchen, so Klute. Dort schlägt sie sich als Schneiderin durch, wie bei vielen anderen ist immer nur genug Geld für den nächsten Wein und die nächste Tüte da. Sie fühlt sich aber in diesem Kreis nicht ganz am Platz, weiß der Kritiker, zu viel "Laissez-Faire" und Indifferenz. Sichelschmidts typisch "schnoddriger" Erzählstil klingt hier wieder an, gleichzeitig kommen aber auch dunkle Untertöne zum Tragen, schließt Klute.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.07.2023

In Eva Sichelschmidts neuem Roman geht es ums Erwachsenwerden und um eine Vater-Tochter-Beziehung: Man muss sich erst durch "einen Berg von Banalitäten" arbeiten, bis sich die Qualität des Romans offenbart, seufzt Rezensent Christoph Schröder. Die Protagonistin entflieht zu Anfang dem apathischen Vater, lesen wir, und zieht nach Berlin. Dort stürzt sie sich, ohne eine wirkliche Zukunftskonzeption, in das Berliner Nachtleben, inklusive Drogenkonsum, und sammelt viele sexuelle Erfahrungen, fasst Schröder zusammen. Den Kontrast dazu bilden die Besuche beim Vater, der immer mehr der Depression verfällt, was besonders an der Abwesenheit der Tochter zu liegen scheint. Gut gemacht findet der Rezensent, dass die Ich-Erzählerin im Verlauf der Handlung durch ihren Drogenkonsum immer unzuverlässiger wird und dadurch der Leser selbst über ihre Glaubwürdigkeit entscheiden muss. Ein Buch von wachsender "literarischer Qualität", schließt Schröder.