Franz Kafka

Die Zeichnungen

Cover: Die Zeichnungen
C.H. Beck Verlag, München 2021
ISBN 9783406776588
Gebunden, 368 Seiten, 45,00 EUR

Klappentext

Mit ca. 240 farbigen Abbildungen. Erstmals sämtliche Zeichnungen Franz Kafkas einschließlich der neu entdeckten Blätter, fast alle Zeichnungen in Originalgröße. Wissenschaftlich erschlossen von Herausgeber Andreas Kilcher und Pavel Schmidt. Mit Essays von Andreas Kilcher und Judith Butler. Vor allem in seinen frühen Jahren, zwischen 1901 und 1907, hat Kafka intensiv gezeichnet. Ein ganzes Heft mit Zeichnungen ist jetzt neben Dutzenden von Einzelblättern zu Tage getreten. Es sind fragile, haltlose und zugleich rätselhaft-faszinierende Gestalten, die einem hier begegnen. Kafkas Zeichnungen kippen vom Realistischen ins Phantastische, ins Groteske, manchmal auch Unheimliche oder Karnevaleske. Zusammen machen sie einen zweiten Kafka neben dem Schriftsteller sichtbar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.11.2021

Rezensent Arno Widmann gibt gerne zu, dass seine Lesart der "Kritzeleien", die der Band mit den von Andreas Kilcher herausgegebenen Zeichnungen Kafkas erstmals vollständig zeigt, manchmal die des dirty old man ist: Wo Kafka parallele Striche zeichnet (in einem Brief an Felice Bauer), erkennt er einen Liebesakt. So hat Widmann doppelt Freude an dem Band, der ihn schon wegen seiner Pracht begeistert, durch den Essay von Judith Butler und die Hintergrundinformationen zu den Zeichnungen, die Kilcher beisteuert, etwa betreffend die japanischen Einflüsse auf die Illustrationen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.11.2021

Rezensentin Claudia Mäder hält die von Andreas Kilcher herausgegebenen Zeichnungen Kafkas für eine Sensation. Kafka als bildender Künstler! Die bisher unbekannten Vignetten, reduzierte Kritzeleien, Träumereien, dynamischen Strichmännchen aus einem Schweizer Safe, die im Band von zwei "informativen" Essays begleitet werden, lösen bei Mäder in etwa das gleiche aus wie Kafkas Texte: Schmunzeln, Schauer, Faszination. So richtig wirksam aber sind sie laut Mäder nur im Kontext der Texte, auch wenn es sich nicht um deren Illustrationen handelt, wie Mäder betont. Kein Wunder, denn es war ja ein und derselbe Geist, der sich hier ausdrückte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.2021

Rezensent Jeremy Adler hält den von Andreas Kilcher und Pavel Schmidt herausgegebenen Band mit den Zeichnungen Franz Kafkas für sensationell. Kleinere Einwände des Rezensenten betreffen fragwürdige historische Kontextualisierungen und Referenzen und unsystematische Bildbeschreibungen. Gefeiert werden von Adler die Beziehungen zum Expressionismus, zum Jugendstil und zu Prager Malern, die Kilcher und Schmidt herstellen. Kafkas "vorzüglich" abgebildete Strichmännchen sind für Adler nicht geringer zu schätzen als die Helden seiner Romane - wuchtig, humorvoll hingeworfene Gestalten, kleine Erzählungen aus einer absurden Welt. Die ein oder andere Zeichnung im Band ist für ihn allerdings nicht mehr als eine Auskreuzung oder ein Ornament, eine Kritzelei.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.11.2021

Rezensent Lothar Müller erinnert an den langen und quälenden Rechtsstreit um den Nachlass von Max Brod, der dazu führte, dass etliche Manuskripte und Briefe Franz Kafkas jahrelang verschlossen in einem Schweizer Banksafe lagen. Dass der Zürcher Literaturwissenschaftler Andreas Kilcher nun die Zeichnungen veröffentlichen konnte, freut Müller sehr. Allerdings rät er auch, vor ihnen nicht in Ehrfurcht zu erstarren: Denn der Anspruch auf Vollständigkeit habe den Herausgeber dazu verführt, auch "anspruchslose" Skizzen mitaufzunehmen, die kaum mehr als Kritzeleien oder Schraffierungen am Rand eines Textes seien, wie Müller betont. In den Bildern von Fechtern, Tänzern und Trinkern erkennt er gleichwohl den künstlerischen Impuls. Einleuchtend erscheint ihm neben Kilchers Text auch ein Essay Judith Butlers, die in Kafkas Texten und Zeichnungen gleichermaßen die "Unmöglichkeit, den Boden zu berühren" erkennt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.10.2021

Man möchte sie sich sofort anschauen, die Zeichnungen Kafkas, die nun erstmals veröffentlicht werden und die der Schriftsteller Daniel Kehlmann in seiner Kritik so liebevoll beschreibt. Irrwitzige Tusche-Männchen zeigt ihm der Band, mit absurden Hüten, zu großen Stiefeln, winzigen Köpfen, lauernd, versunken oder tänzelnd. Besser könnten Kafkas Romane nicht illustriert werden, meint der Kritiker. Vor allem aber staunt er, wie wenig Striche Kafka brauchte, um seinen Figuren "Prägnanz und profunde Komik" zu verleihen.