Franz Rosenzweig

Die Gritli-Briefe

Briefe an Margrit Rosenstock-Huessy
Cover: Die Gritli-Briefe
Bilam Verlag, Tübingen 2002
ISBN 9783933373045
Broschiert, 864 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Inken Rühle und Reinhold Mayer. Mit einem Vorwort von Rafael Rosenzweig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2002

Sehr angetan ist der Rezensent Hans Martin Dober von Franz Rosenzweigs Briefwechsel - Liebesbriefe wohlgemerkt - mit Margrit Rosenstock-Huessy, der Ehefrau eines Freundes, mit der ihn eine tiefe, "auratische" Liebe verband. Die Briefe stammen aus dem Ersten Weltkrieg, in dem Rosenzweig an der Mazedonischen Front war. Interessiert hat Dober, dass die Briefe die Entstehung seines Hauptwerks "Der Stern der Erlösung" begleiten und darauf zu sprechen kommen. Und auch dass nur Rosenzweigs Briefe erhalten sind - Gritlis Briefe wurde von Rosenzweigs Ehefrau verbrannt - verleiht diesem Buch in Dobers Augen eine besondere Aura. Die Briefe lesen sich wie ein "Zeugnis von reflexiver Dialogizität", doch Rosenzweigs "Offenheit" wird nie zur "Bloßstellung". Allerdings, so der Rezensent, "mutet sie sich selbst und den anderen Beteiligten den Schmerz der eigenen Wahrhaftigkeit zu". "Viel zeitgeschichtlich und alltagsweltlich Interessantes" finden sich in Rosenzweigs Briefen, doch die großen Themen sind andere, schreibt Dober und zitiert E. Lévinas: einerseits der "Übergang von der idealistischen Philosophie... zum Leben, das Religion ist", und andererseits die "Übergange der Religion zum Judentum". Doch nicht nur Rosenzweig hat es Dober angetan, abschließend lobt er auch die akribische Arbeit der Herausgeber.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.06.2002

Der Band versammelt 1053 Briefe Franz Rosenzweigs, vor allem an Margrit (Gritli) Huessy, die Frau seines Freundes, mit der ihn eine - von diesem geduldete - leidenschaftliche Affäre verband. Der Briefwechsel dokumentiert den Wandel des Verhältnisses - insbesondere durch die schwere Erkrankung Rosenzweigs an einer Muskellähmung -, die Entstehung von Rosenzweigs Hauptwerk "Stern der Erlösung", seine Verachtung für die Demokratie und, so Friedrich Wilhelm Graf, "wunderschönen Intellektuellentratsch". Diese Ausgabe der Briefe (Huessys Briefe wurden nach dem Tod Rosenzweigs von seiner Frau vernichtet) jedoch ist, wie Friedrich Wilhelm Graf ganz unmissverständlich feststellt, ein "Skandal". Über die genaue Zahl der wirklich geschriebenen Briefe herrscht Unklarheit, der Rezensent geht aber mit Sicherheit davon aus, dass die Herausgeber einige unterschlagen haben. An anderen Stellen gibt es "diffuse Auslassungen" bzw. die Wiedergabe von Inhalten in "Herausgeberrede". Dazu kommt: Kommentar und Register findet Graf "nur peinlich", weil vielfach ahnungslos, in Fragen historischer Bildung unbeleckt.
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