George Eliot

Middlemarch

Eine Studie über das Leben in der Provinz. Roman
Cover: Middlemarch
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019
ISBN 9783498045371
Gebunden, 1264 Seiten, 45,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Melanie Walz. "Middlemarch", der berühmteste Roman von Mary Ann Evans, die unter dem männlichen Pseudonym George Eliot auftrat, gilt bis heute zu Recht als Höhepunkt englischer Romankunst des 19. Jahrhunderts; seine Mischung aus Realismus, farbiger Personenzeichnung, psychologischer Einfühlung, naturwissenschaftlichem und philosophischem Interesse und historischem und sozialgeschichtlichem Bewusstsein ist unerreicht. Das Buch zeichnet ein lebhaftes Gemälde von den Skurrilitäten der englischen Provinz und ihrer Bewohner. Es ist mit scheinbar leichter Hand geschrieben, in einem Stil, den eine verhaltene, doch stets präsente elegante Ironie prägt, wie sie ähnlich vollendet in der englischen Literatur vielleicht am ehesten Jane Austen ein halbes Jahrhundert vor George Eliot zu Gebote stand. Für Virginia Woolf war es "das herrliche Buch" schlechthin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 20.01.2020

Die hier rezensierende Autorin Antje Ravic Strubel liest George Eliots großen Roman "Middlemarch" mit anhaltender Spannung, auch über die lange Distanz. Das liegt laut Strubel an Eliots Fähigkeit zu serieller Erzählung, die sogar heutige Binge-Watcher beglücken würde. Die Geschichte um eine nach Selbstverwirklichung strebende Landadlige und einen ambitonierten Arzt im Kampf gegen die Grenzen der bürgerlichen Gesellschaft, Standesdünkel und Moral wirkt auf Strubel zwar aus heutiger Sicht durchaus altmodisch, Eliots psychologische Tiefe und die moderne, ironisch tönende Erzählstimme im Buch überzeugen sie aber umso mehr. Daneben brilliert Eliot laut Strubel mit Spannung, sprachlicher Güte, schönen Bildern und einer Schilderung der englischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die differenzierter kaum sein könnte. Rainer Zerbst hat eine immense Übersetzungsleistung erbracht, stellt Strubel fest.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.12.2019

Rezensent Gustav Seibt will zwischen den neuen "Middlemarch"-Übersetzungen von Rainer Zerbst und Melanie Walz keine Entscheidung treffen, denn beide sind seiner Ansicht nach hervorragend gelungen. Der Kritiker beteuert, dass die Übersetzer dem Roman, der von zwei unglücklichen britischen Ehen um 1830 erzählt, damit vollkommen gerecht werden: Schon lange hat er kein so grandioses Stück Weltliteratur mehr in den Händen gehalten, von dem er im Vorfeld kaum etwas wusste, weshalb er auch nicht zu viel verraten will. Stattdessen versichert Seibt nachdrücklich, dass der Roman so kundig wie humorvoll und spannend sei - unbedingt lesenswert, schließt er.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.12.2019

Rezensentin Maike Albath amüsiert sich mit George Eliots Roman. Die kluge Spitzzüngigkeit und die Beobachtungsgabe der Autorin wirken laut Albath auch heute noch. Was im viktorianischen England zum Skandal taugte, eine Autorin mit Bildung und ironischem Blick auf das Geschlechterverhältnis und ein Roman, der unterhaltsam der Klassengesellschaft mit ihren sozialen Missständen und ihrer Provinzialität den Spiegel vorhält, liest sich heute laut Albath mit Genuss. Von tumbem Landadel, frühen fashion victims und abhängigen Frauen um 1830 erzählt niemand so weitsichtig und raffiniert komponiert wie Eliot, versichert Albath. Die Neuübersetzung von Melanie Walz findet sie einfallsreich und elegant.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.11.2019

Rezensent Werner von Koppenfels freut sich, dass "Middlemarch" anlässlich des 200. Geburtstags von George Eliot alias Mary Ann Evans gleich zweimal neu übersetzt wurde, hält er das Buch doch für einen der wichtigsten englischen Romane überhaupt. Wie Eliot anhand dreier Heiratsversuche die komplexen gesellschaftlichen Verhältnisse in der englischen Provinz der 1820er und 1830er Jahre entfaltet, findet er diagnostisch brillant, scharfsinnig, unterhaltsam und erfrischend deutlich im Gegensatz etwa zum dezenten Realismus Flauberts. Obgleich er von beiden Übersetzern des "Über-Tausend-Seiters" beeindruckt ist, erscheint ihm die Rowohlt-Edition ein wenig treffender bei spöttischen Passagen und Dialektübersetzungen, auch liest sie sich ihm zufolge etwas weniger steif als die dtv-Ausgabe. Ein großes Lob von Koppenfels für die Übersetzerin Melanie Walz.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.11.2019

Für den Rezensenten Richard Kämmerlings gehört George Eliot vor allem dank ihres Romans "Middlemarch" zu den "größten Romanciers" des 19. Jahrhunderts, vergleichbar mit Tolstoi, Balzac oder Dostojewski. Entsprechend erfreut ist der Kritiker, dass zum 200. Geburtstag der englischen Schriftstellerin gleich zwei neue Übersetzungen von "Middlemarch" vorliegen - beide exzellent und doch gänzlich unterschiedlich, wie er hinzufügt. So erscheint ihm Rainer Zerbsts Übersetzung von 1985, nun komplett überarbeitet bei dtv erschienen, vielleicht nicht ganz so flüssig und lesefreundlich, dafür aber präziser als Melanie Walz' neue, bei Rowohlt erschienene Übersetzung. Anmerkungen und Nachworte sind bei beiden Ausgaben aber gleichermaßen vorbildich - und so empfiehlt Kämmerlings die vergleichende Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2019

Rezensent Tobias Döring liest die anlässlich des 200. Geburtstages der Autorin erscheinende Neuübersetzung von George Eliots Roman "Middlemarch" mit Gewinn. Die neue Übertragung von Melanie Walz erscheint ihm plastisch und prägnant mit "farbigen Akzenten", was seiner Meinung nach Eliots vielstimmigem Epos entgegenkommt. Dem Panorama der englischen Gesellschaft um 1830, den Psychogrammen der Protagonisten, Protagonistinnen vor allem, sowie dem dichten Handlungsgeflecht und der komplexen Dramaturgie entnimmt Döring Hinweise auf das Leben der nonkonformen Autorin, die sich selbst den Namen George gab. Denn der große Konflikt im Roman - die Bewahrung einer Mitte, die sich weiterentwickeln kann und nicht, jede Erneuerung ablehnend, in der Mittelmäßigkeit verharrt - war auch der ihre, erklärt Döring und versichert: Eliots Romane taugen nicht zum Eskapismus, dafür "zum Nachdenken und Welterkennen".
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