Grete Weil

Der Weg zur Grenze

Roman
Cover: Der Weg zur Grenze
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406791062
Gebunden, 384 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

"Der Weg zur Grenze", 1944/45 im Amsterdamer Versteck der verfolgten deutschen Schriftstellerin Grete Weil entstanden, ist nicht nur der erste Roman der jüdischen Autorin. Er ist bisher nie erschienen und seine Veröffentlichung jetzt eine echte Entdeckung. Im Kern erzählt der Roman, fiktionalisiert und aus dem Autobiografischen ins Exemplarische gehoben, die Liebesgeschichte von Grete Weil und ihrem 1941 im KZ Mauthausen ermordeten Mann Edgar Weil. Die Haupterzählung, zugleich Rahmengeschichte, spielt 1936 und handelt von der Flucht der jungen, jüdischen Münchnerin Monika Merton, deren Mann bereits im KZ Dachau getötet worden ist. Da inzwischen auch sie von der Gestapo gesucht wird, macht sie sich, zuletzt zu Fuß und auf Skiern, auf den Weg über die Grenze nach Österreich. Durch Zufall begleitet sie ein junger Bekannter, der Lyriker Andreas von Cornides. Ihm erzählt sie ihre Geschichte: Szenen ihres Lebens in München und im aufgewühlten, rasanten und aufgeheizten Berlin Anfang der Dreißigerjahre, von ihrer Liebe zu ihrem Cousin Klaus, der Ehe, von Reisen und Krisen und der Arbeit an einer alternativen, ländlichen Schule in Bayern, bis die Machtergreifung der Nazis und der wachsende Antisemitismus allem ein Ende bereiten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.03.2023

Grete Weil ist eine der großen "literarischen Zeitzeuginnen" der Shoah, verrät Kritiker Wolfgang Schneider. Den nun aus dem Nachlass erscheinenden Roman "Der Weg zur Grenze" hat sie im letzten Kriegswinter in ihrem Amsterdamer Versteck verfasst. Literarisch noch etwas ungeschliffen, aber absolut bewegend erzählt sie anhand der Protagonistin Monika zu einem nicht unerheblichen Teil auch ihre eigene Lebensgeschichte, lobt der Kritiker: Monika heiratet ihren Cousin Klaus, die Gefahr durch die Nationalsozialisten wird für das Paar immer größer, Klaus wird schließlich ins KZ Dachau verschleppt. An das alles erinnert sich Monika bei ihrem Fluchtversuch nach Österreich im Gespräch mit einem jungen Schriftsteller, was die Rahmenhandlung bildet. In seiner "expressiven Verdichtung" ein Roman, der die Schwierigkeiten jener Zeit unmittelbar klar macht, schließt Schneider.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.09.2022

Rezensent Roman Bucheli freut sich, dass das bedeutende literarische Werk der Holocaust-Überlebenden Grete Weil nun um ein weiteres Buch erweitert wird: Ein autobiografisch inspirierter Roman, den sie 1943 in ihrem Versteck in Amsterdam verfasste und bis zu ihrem Tod 1999 nicht veröffentlichte. Weil erzählt darin, zwar mit fiktionaler Handlung, aber durch viele autobiografische Aspekte angereichert, so Bucheli, von einer jungen Frau, die ihrem Mitreisenden auf ihrer Flucht vor den Nazis ihre Lebensgeschichte erzählt. Dabei wird etwa Weils Ehe mit ihrem Cousin verarbeitet, der 1942 von den Nazis ermordet wurde, Gretes knappes Entkommen vor einem "Arbeitseinsatz" in Deutschland, sowie die Repression am Ende der Weimarer Republik mitsamt den Gräueltaten, die zwar wahrgenommen, aber noch nicht weitergedacht wurden, wie Bucheli zusammenfasst. Einzig das "schauderhaft schlechte" Nachwort schockiert den Kritiker etwas, ein Lektorat hat hier wohl gar nicht stattgefunden, befürchtet er - dem Roman tue das aber keinen Abbruch.