Hannelore Cayre

Reichtum verpflichtet

Roman
Cover: Reichtum verpflichtet
Argument Verlag, Hamburg 2021
ISBN 9783867542524
Gebunden, 256 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Iris Konopik. Blanche de Rigny mag keine gesunden Beine haben, aber sie verfügt über andere Ressourcen. Mit deren Hilfe gräbt sie die Geschichte ihres verträumten Vorfahren Auguste de Rigny aus. Und stellt fest, dass sich der Wert eines Menschenlebens seit den Gemetzeln von 1870 nur geringfügig verändert hat. Die aktuelle Schieflage ist global, dazu die drohende Klimakatastrophe: Man muss etwas tun! Blanche macht sich schlau und greift zu eigenwilligen Mitteln. Hannelore Cayre erzählt in ihrer Badass-Komödie vom Gesetz des Geldes, der Rebellion der Freaks, von Elitenbildung und Klassenkampf. Sie spinnt den Faden zum Deutsch-Französischen Krieg und zur Niederschlagung der Pariser Commune, beleuchtet die Gründung riesiger Vermögen im 19. Jahrhundert und ihre verheerenden Wirkungen bis in unsere grell glitzernde Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.10.2021

Hannelore Cayre formuliert in ihrem Roman eine unmissverständliche Kritik - am System, aber auch am Einzelnen, der sich diesem System allzu kampflos unterwirft und wenn überhaupt nur lasche Reförmchen fordert. Dieser Kritik scheint Rezensentin Sonja Hartl zuzustimmen, wenn sie sich heimlich wünscht, die Protagonistin Blanche de Rigny werde ihren "genialen Plan" für die Revolution bald realisieren. Doch was Hartl abseits von dieser Kritik von Cayres Roman hält, wird lediglich angedeutet. So erklärt die Rezensentin beispielsweise, dass die Erzählung zumindest auf einer der zwei Zeitebenen an Cayres "großartiges" Buch "Die Alte" erinnert. Auch stimmt die Rezensentin offenbar der Grundthese zu, die die Autorin mit ihrem Buch aufstellt: Dass nämlich das 19. und das 21. Jahrhundert einige erschreckende Gemeinsamkeiten haben. Diese Gemeinsamkeiten deckt Hannelore Cayre in "Reichtum verpflichtet" auf, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2021

Systemkritisch ist "Reichtum verpflichtet" ohne Frage, meint Rezensentin Katrin Doerksen, doch erfreulicherweise nicht auf die belehrende Art. Cayre transportiert ihre Kritik eher über ihre Figuren, erklärt die Rezensentin - wie etwa die körperlich behinderte Blanche, die durch ihre Verfasstheiten, ihre Versehrtheiten und Handlungen unsere Norm- und Idealvorstellungen infrage stellen. Das heißt jedoch nicht, dass man sich als Leserin die Hauptthese dieses Buches erst mühevoll zusammenreimen müsste - nein, Cayre macht kein Geheimnis aus ihrer Überzeugung, dass sich unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert immer mehr der des 19. Jahrhunderts angleicht - eine beunruhigende Tendenz, wie die Autorin in einem der zwei Handlungsstränge noch einmal verdeutlicht, meint die Kritikerin. 1870 ist das Jahr, indem Cayres zweite Hauptfigur, der junge Student Auguste seinem Einzug in die Armee zu entgehen versucht, lesen wir. Wie wir uns diese Vergangenheit vorstellen, ist maßgeblich geprägt von den meist männlichen Autoren mit akademischem Hintergrund - den Geschichtsschreibern, die darüber erzählen - auch darauf weist uns Hannelore Cayre immer wieder hin, so die überzeugte Rezensentin.
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