Hans-Jürgen Heinrichs, Peter Sloterdijk

Die Sonne und der Tod

Dialogische Untersuchungen
Cover: Die Sonne und der Tod
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518412251
Kartoniert, 370 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

In Friedrich Nietzsches "Also sprach Zarathustra" ist die Sonne der Inbegriff des Guten. Für Peter Sloterdijk, der die bisherige Metaphysik in Frage stellt, ist diese Weltsicht einseitig. Sein philosophischer Entwurf zielt darauf, die Doppelpoligkeit alles Bestehenden und ein Denken jenseits der einfachen Alternative von wahr und falsch zu entfalten. In welcher Weise dieser Grundgedanke sein Werk prägt, erläutert Sloterdijk zugleich in sechs großen Wechselreden mit Hans-Jürgen Heinrichs. In seinen Gesprächen legt Sloterdijk den roten Faden frei, der sein Werk durchzieht, erläutert die existentiellen und philosophischen Beweggründe seiner Entdeckungsreisen und erklärt die wichtigsten Thesen seiner Bücher.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.07.2001

Ein "schlicht jämmerliches" Buch nennt Thomas R. Meyer das gemeinsam von Peter Sloterdijk mit Hans-Jürgen Heinrichs verfasste Bändchen, über dessen Ko-Autor er nichts verrät. Vor allem vermisst Meyer die Fähigkeit des Philosophen, ein Argument überhaupt durchzuhalten. Stattdessen sieht er blindwütiges Ideologisieren und die Untergrabung intellektueller Standards, da Sloterdijk Meyer zufolge den Vertretern der "kritischen Theorie" und des "common sense" den Kampf angesagt hat, allen voran Jürgen Habermas und Karlheinz Bohrer, Herausgeber des "Merkur", der in diesem Fall besonders sein Fett weg bekäme. Sloterdijks Vor- und Verstöße gegen den Konsens bezeichnet Meyer entlarvend als "rein ideologische Manöver", die von keinerlei argumentativen Nutzen seien, sondern dazu dienten, mit letztlich uralten philosophischen "Ladenhütern" sich als angeblicher Neuerer der Philosophie aufzuspielen. Armselige Argumentation gepaart mit ideologischer Gefährlichkeit - so lautet Meyers böse Kritik an Sloterdijk, dem er unterstellt, dass er "Rache an der eigenen Herkunft" aus der "kritischen Theorie" übt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.07.2001

Ein bisschen enttäuscht zeigt sich Albert von Schirnding darüber, dass er nichts über den "oralen Ursprung" des Buches in Erfahrung bringen konnte. Dass es sich hier mitnichten um Streitgespräche handelt, wie Schirnding auch schreibt, sondern mehr die "symphilosophische Atmosphäre des platonischen Dialogs" herrscht, scheint ihn dagegen wenig zu kümmern, im Gegenteil, das Ganze wirkt, da auf "höchster Reflexionsstufe" angesiedelt, "unerhört anregend". Wenn Sloterdijk also seine "tour d'horizon durch nahezu alle großen Themen der Gegenwart" absolviert, ist die von Schirnding konstatierte Unauflösbarkeit der Widersprüche zwischen dem Autor der "Menschenpark-Rede" und demjenigen des Sphären-Projekts doch vielleicht nur ein Wermutstropfen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.07.2001

Mit dem Zählen bis drei sei Sloterdijk schon recht weit gekommen, schreibt Reinhard Kahl in seiner Kritik des vorliegenden Buchs, und man möchte es ihm unbesehen glauben, wenn man hört, dass die beiden Bände von Sloterdijks "Sphärenprojekt" - die "Blasen" und die "Globen" - bereits 1700 Seiten umfassen und dass weitere Bände in Planung sind. Warum ein solcher Aufwand nötig ist, um bis drei zu zählen, versucht Kahl in seiner Kritik deutlich zu machen: Sloterdijk versuche im Gespräch mit Hans-Jürgen Heinrichs an den Philosophen Gotthard Günther anzuknüpfen, der versucht habe, die "zweiwertige aristotelische Logik", das Entweder-Oder des abendländischen Denkens, durch das Denken eines Dritten, aber auch eines "Zwischen", das sich in der Spannung zweier Pole befinde, zu übersteigen. Kahl lobt die Offenheit dieses Gesprächsbands, verzeichnet mit Wohlwollen Sloterdijks Annäherung an Niklas Luhmann und seine Gegenposition zu Jürgen Habermas. Er weist auch darauf hin, dass der Band in einem Kapitel den Skandal um Sloterdijks Elmauer "Menschenparkrede" von 1999 aufarbeitet. Und manche Passagen des Buchs empfiehlt der Rezensent gar für künftige Deutschlehrbücher.