Horst Bredekamp

Theorie des Bildakts

Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2007
Cover: Theorie des Bildakts
Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783518585160
Gebunden, 463 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Seit dem byzantinischen Bilderstreit und dem Bildersturm der Reformation ist nicht mehr in solcher Intensität über Bilder nachgedacht worden wie in den letzten Jahrzehnten. Neben der Archäologie und der Kunstgeschichte haben sich zahlreiche weitere Fächer an Fragestellungen rund um das Bild geradezu festgebissen. Angesichts dessen geht der Kunsthistoriker Horst Bredekamp der Frage nach, warum Begriff und Geltung sowie Macht und Ohnmacht von Bildern so hartnäckig verfolgte Themen unserer Tage geworden sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.03.2011

Von wegen Theorie! Durchaus inspirierende Elemente aus dem Denklabor des Bildwissenschaftlers, das schon. Aber sowohl die Auseinandersetzung mit Philosophen von Platon bis Merleau-Ponty, als auch die zum Teil losgelöst von den nicht immer eben luziden Thesen des Autors im Raum schwebenden vielen Bildbeschreibungen genügen Uwe Justus Wenzel nicht, um Horst Bredekamps Buch als theoretische Basislektüre zu weiterzuempfehlen. Der von Bredekamp geführte Diskurs über den Kampf zwischen Bild und Sprache um die Deutungshoheit der Welt, verharrt nicht bei der kulturwissenschaftlichen Diktion, sondern gleitet hier und dort ab in die Erratik, wie Wenzel kritisiert. Über- und Einsicht in den als Wechselspiel zwischen Bildkraft und dem empfindenden und denkenden Betrachter definierten "Bildakt" gewährt der Autor dem Rezensenten immerhin durch seine Typologie des Bildakts (verlebendigend, substitutiv, intrinsisch). Ist doch schon mal was.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.01.2011

Helmut Mayer hat sich in Horst Bredekamps "Theorie des Bildakts" vertieft, in der der Berliner  Kunsthistoriker die Wirkung der Bilder von ihren Ursprüngen bis heute untersucht. Schon den Titel findet der Rezensent ziemlich hoch gehängt, denn eine brauchbare Theoriebildung kann er hier schon mal nicht entdecken. Der Autor geht in seinen aus seinen Frankfurter Adorno-Vorlesungen hervorgegangenen Bilderkundungen drei Linien nach, um die Wirkung der Bilder zu fassen zu bekommen: das Bild in seiner Annäherung an den Körper, als Stellvertreter für den Körper oder als durch die Form selbst konstituierte Bildmacht, erklärt der Rezensent. So richtig scheinen ihn Bredekamps "recht brave Bildbeschreibungen" kombiniert mit ziemlich ambitionierten Erklärungen zu ihrer Wirkung nicht zu überzeugen, zumal er durchblicken lässt, dass Sprache und Argumentation des Autors es an Klarheit und Raffinement vermissen lassen. Wohl vor allem abschreckend wirkt auf Mayer der überaus hochgesteckte "Anspruch", mit dem der Autor seine Bildbeschreibungen vorträgt und den er dann doch eher scheitern sieht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.12.2010

So viel ist klar: Rezensent Mario Scalla fand die Lektüre dieses Buchs höchst anregend. In der Kürze der Kritik ist er allerdings gezwungen, ein bisschen viel Voraussetzungen zu machen, und so kann man ihm bei den Erläuterungen über den "schematischen", den "substitutiven" und den "intrinsischen" Bildakt nicht immer folgen. Man versteht aber, dass Autor Horst Bredekamp in seinen an die "Dialektik der Aufklärung" anknüpfenden Adorno-Vorlesungen sehr aktuelle Fragen über die Macht der Bilder stellt. Er denkt etwa darüber nach, dass Picassos "Guernica"-Teppich im UNO-Gebäude verhängt wurde, als Colin Powell dort die angeblichen Beweise für irakische Massenvernichtswaffen präsentierte. Und er macht sich auch Gedanken über islamistische Snuff Videos, für die Gefangene - eigens um das Bild davon zu verbreiten - hingerichtet wurden. Wer einen humanen Mittelweg zwischen Ikonoklasmus und Idolatrie sucht, so Scalla, wird nicht um die Lektüre von Bredekamp herumkommen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.12.2010

Horst Bredekamps "Theorie des Bildakts" erntet großen Beifall bei Kia Vahland. Sie würdigt die Studie des Kunsthistorikers als richtungsweisend und als "großen Wurf". Anhand von Beispielen aus allen Epochen und auf Grundlage der umfangreichen bildwissenschaftlichen Forschung führt der Autor für sie überzeugend vor Augen, wie Menschen in den letzten 40.000 Jahren Artefakte durch Imagination beseelten. Beeindruckend bezieht Bredekamp für sie andere Wissenschaften von der Philosophiegeschichte bis zur Biologie in seine Theorie des Bildakts ein, um aufzuzeigen, dass Bilder "die Realität nicht abbilden, sondern mit erzeugen". Dass das Buch wegen der Radikalität seines Ansatzes nicht überall gleich verstanden wird, denkt sich die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.12.2010

Bei allem Respekt, dieses Buch des Kunsthistorikers Horst Bredekamp ist dem Rezensenten Hanno Rauterberg zu esoterisch. Bredekamp macht sich in dieser Universalgeschichte daran, die Macht des Bildes zu ergründen, und laut Rauterberg tut er dies folgendermaßen: Der Mensch möchte gesehen und erkannt werden, und diese Anerkennung verschaffen ihm die Bilder mit ihrer eigenen "Ich-Form". Dass es sich beim Bild um ein "beseeltes Gegenüber" handelt, erkläre Bredekamp mit zahlreichen Kunstwerken, deren Inschriften dies bekunden: "Ich bin das Trinkgefäß des Tharois." Vorsichtig gesagt, hätte sich der Rezensent hier eine größere Unterscheidung von Zuschreibung und Realität gewünscht. Behauptungen zum Lebensrecht des Bildes oder zur Bildhaftigkeit der Natur findet der Rezensent dann so vage wie die Rede von der magischen Wirkmacht eines Bildes. Schließlich fürchtet er gar einen "mystic turn" in der Kunstwissenschaft, wenn sich solch "dingmagisches Denken" durchsetzen sollte.