Ijoma Mangold

Der innere Stammtisch

Ein politisches Tagebuch
Cover: Der innere Stammtisch
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2020
ISBN 9783498001193
Gebunden, 272 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ijoma Mangold führt ein politisches Tagebuch und notiert darin die Ereignisse unserer Gegenwart. Er beschreibt, was er auf der Weihnachtsfeier der "Zeit" und am Rande der Berlinale erlebt, dass sein Sportlehrer sich nie angeschnallt hat und warum Greta ihn triggert. Im Januar erklärt Helena, eine russlanddeutsche Bekannte, ihm ihren Feminismus, im Februar denkt er über das Wahlergebnis in Hamburg nach, im März stellt er fest, dass der "Decamerone" bei Dussmann ausverkauft ist. Wegen Corona. Verwundert blickt er auf die, denen einerseits "Tugendterror" oder "Multikulti-Romantik", andererseits "Agism" oder "Faschismus" leicht von den Lippen gehen. Deutlich wird bei seinen Begegnungen, dass die Basis, auf der wir jeden Tag Urteile fällen und Entscheidungen treffen, schmal und schwankend ist. Und doch ist sie alles, was wir haben. Die alte Eindeutigkeit ist aus der Politik verschwunden. Sie wurde ersetzt durch Reflexe und Schnappatmung, durch Wut und Widersprüchlichkeit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.10.2020

Rezensent Tom Wohlfahrt hat gern gelesen, wie Ijoma Mangold seine eigenen affektiven Reaktionen auf das Zeitgeschehen analysiert. Der Kritiker hält das Resultat für erfrischend konsequent darin, alles und vor allem sich selbst infrage zu stellen, und lobt seine Treffsicherheit. Genossen hat er außerdem, dass Mangold "seiner linksliberalen Blase liebevoll und selbstironisch den Zerrspiegel vorhält und sie zur Ambiguitätstoleranz ermuntert", wie Wohlfahrt meint.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020

Ein wenig süffisant beschreibt Rezensentin Hedwig Richter das Leiden des Autors an der politischen Korrektheit, gegen die er hier ein wenig anpoltert - und ihr gleichzeitig verhaftet bleibt. So wird er nicht nur am Schluss seines Tagebuchs ein Drosten-Fan, sondern ist insgesamt eher mitten drin im Konsens der Gutwilligen, Gutmütigen und - Gutverdienenden (so deutlich sagt Richter das nicht, aber es scheint durch). Ihr ist diese Haltung, die eher "melancholisch" und klug, und ja, auch "moralisch" daher komme, natürlich lieber als irgendwelche Radikalitäten, denen weder die Kritikerin noch der Autor trauen würden.
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