Jean-Paul Dubois

Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise

Roman
Cover: Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise
dtv, München 2020
ISBN 9783423282406
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Nathalie Mälzer und Uta Rüenauver. Warum sitzt ein unauffälliger Mensch wie Paul Hansen im baufälligen Gefängnis von Montréal? Der in Frankreich aufgewachsene Sohn eines dänischen Pastors und einer Kinobesitzerin hatte schon einiges hinter sich, bevor er seine Berufung als Hausmeister in einer exklusiven Wohnanlage in Kanada fand. Ein Vierteljahrhundert lang lief alles rund - die Heizungsanlage ebenso wie die Kommunikation, bis Paul eines Tages die Sicherung durchbrennt. Nun erträgt er mit stoischer Ruhe seinen Zellengenossen Patrick, einen Hells-Angels-Biker, der sich jedoch von einer Maus ins Bockshorn jagen lässt. Paul hat viel Zeit zum Nachdenken - Zeit für tragikomische Lebenslektionen und unerwartetes Glück.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.09.2020

Martin Oehlen hat diesen Roman sehr gern gelesen, so wie er überhaupt den Autor als Sympathieträger empfiehlt - schon allein, weil der in seinen Romanen den Namen und Motiven seiner Protagonisten treu sei. Auch die offenbar eher simplen Charakterisierungen von Gut und Böse, denen man hier begegne, haben ihn nicht abgeschreckt. Vielmehr genießt der Kritiker den "schlüssigen Plot" und vor allem den "entspannten" Ton des Romans und rät zur Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.09.2020

Rezensentin Katharina Teutsch staunt und versteht schließlich, weshalb dieser Roman des ehemaligen Nordamerika-Korrespondenten des "Nouvel Observateur" den Prix Goncourt gewonnen hat. "Auf fast aufreizend leisen Sohlen" nämlich schleicht sich Jean-Paul Dubois heran, meint die Kritikerin, die erst nach und nach versteht, weshalb dieser eigensinnige, auf Pointen und Wertungen verzichtende Roman sie derart in den Bann zieht. Die Geschichte um den Franzosen Paul Hansen, der mit dem sensiblen Hells Angel Patrick im Knast in Montreal sitzt, entfaltet ihre ganze "Würze" erst im Leser selbst, versichert Teutsch. Erst spät erfährt sie von Pauls Verbrechen, vielmehr bewundert sie, wie Dubois das Verhältnis der beiden Gefängniskumpane beschreibt. Vor allem aber verliebt sie sich in Dubois' "bescheidenen" Helden: Ein "moderner Hiob", schließt sie.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 02.09.2020

Ausgesprochen gern hat Rezensentin Dina Netz diesen mit dem Prix Goncourt ausgezeichneten Roman des Franzosen Jean-Paul Dubois gelesen, in dem sich Melancholie und Komik auf wunderbare Weise die Waage halten, wie Netz versichert: Im Mittelpunkt von Dubois' Roman steht der Hausmeister und Menschenfreund Paul Hansen, der in Montreal nach einem Ausraster im Gefängnis landet. "Geradezu unfranzösisch", also geradlinig und ohne formale Experimente, wie Detz erklärt, erzählt Dubois in einem Strang, wie Hansen als Sohn einer Kinobesitzerin und eines Pfarrers den Wandel der Welt seit den sechziger Jahren miterlebte, im anderen Strang, wie er sich im Gefängnis schlägt, wo er eine Zelle mit einem Hells Angel teilt. Dass Dubois dabei nie ins Rührselige abgleitet, schreibt die Rezensentin seiner "mal feinen, mal beißenden Ironie" zu.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.08.2020

Rezensentin Claudia Kramatschek begeistert, wie unaufdringlich souverän Jean-Paul Dubois mit seinem Roman die Tradition der comédie humaine fortschreibt. In der mit viel Zeit retrospektiv erzählten Lebensgeschichte eines langjährigen Gebäudemanagers in Montréal entdeckt Kramatschek ein Epochenporträt, das sowohl 1968 als auch die Naturzerstörung der 80er und den Anbruch des neuen Millenniums thematisiert. Darüber hinaus geht es ums Scheitern, um Aufbruch und Neuanfang und "das Reich der Dinge", erläutert die Rezensentin.