Jens Hacke

Philosophie der Bürgerlichkeit

Die liberalkonservative Begründung der Bundesrepublik
Cover: Philosophie der Bürgerlichkeit
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2006
ISBN 9783525368428
Gebunden, 323 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Die Ideengeschichte der Bundesrepublik besitzt eine nachträgliche intellektuelle Begründung. Sie ist sichtbar in einer bürgerlichen Haltung, die sich mit dem westdeutschen Staat in seinen Grundsätzen identifizierte. Philosophisch wurde diese Position vor allem von einem Kreis um den Sozialphilosophen Joachim Ritter formuliert, zu dem Hermann Lübbe, Odo Marquard und auch Robert Spaemann gehörten. Ihre Philosophie der Bürgerlichkeit speist sich aus einer liberal gewendeten konservativ-antidemokratischen deutschen Tradition eines Carl Schmitt und Arnold Gehlen. Jens Hacke rekonstruiert diese politische Philosophie, deren Grundlinien sich in der Aufarbeitung ihrer Traditionen, aber auch in Auseinandersetzung mit der kritischen Gesellschaftstheorie eines Jürgen Habermas ausgeformt haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.01.2007

Als "klassische Ideengeschichte" im "besten, reflektierten Sinne" würdigt Andreas Rödder die Studie "Philosophie der Bürgerlichkeit", die Jens Hacke vorgelegt hat. Überzeugend zeigt die Arbeit für ihn den Beitrag liberalkonservativer Philosophen wie Hermann Lübbe, Odo Marquardt und Robert Spaemann, alle Schüler Joachim Ritters, zur intellektuellen Begründung der Bundesrepublik in den siebziger und achtziger Jahren. Einverstanden ist Rödder mit Hackes These, die Ritter-Schule habe die konservativ-antidemokratischen Vorstellungen Carl Schmitts und Arnold Gehlens in liberale Verfassungsrealität der Bundesrepublik überführt, um die freiheitlich demokratische Grundordnung des Staates zu verteidigen. Auch die Darstellung der Kernelemente dieses Liberalkonservatismus wie die Absicherung des Fortschritts durch Institutionen, den pfleglichen Umgang mit Traditionen und den Rekurs auf den Commonsense scheint ihm erhellend. Deutlich wird für ihn ferner der Verdienst der Ritter-Schule, ein "spezifisch 'deutscher Weg' zur Entfaltung liberaler Prinzipien" (Hacke).
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.10.2006

Ausgewogen und differenziert findet Jan-Werner Müller Jens Hackes Studie über die liberalkonservative Begründung der Bundesrepublik. Der Autor beschreibt, wie, inspiriert vom Philosophen Joachim Ritter, eine Generation liberalkonservativ geprägter Intellektueller wie Robert Spaemann und Odo Marquard entstand, die die bundesrepublikanischen Institutionen verteidigte und sowohl zum Marxismus als auch zur Habermas'schen Diskurstheorie Frontstellung bezog, da sie beide gleichermaßen des Gesinnungsterrors verdächtigte, wie der Rezensent berichtet. Er lobt Hackes anspruchsvolle und mit großer historischer Sensibilität durchgeführte Untersuchung. Des Eindrucks einer gewissen Provinzialität und Biedermeierlichkeit der beschriebenen Denkschule kann er sich nach der Lektüre jedoch nicht erwehren: Sie hätte weder ein Ehrfurcht heischendes einheitliches Theoriegebäude hinterlassen "sondern eher die Erinnerung an eine gewisse Geisteshaltung", die sich durch Bescheidenheit und Skeptizismus auszeichne.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.09.2006

Jens Hacke hat seine Studie auf die mittleren der Joachim Ritter-Schüler fokussiert, konstatiert Rezensent Matthias Zimmer, und das sei gut so. Anhand insbesondere von Hermann Lübbe, Robert Spaemann und Odo Marquard habe der Autor einer einflussreichen liberalkonservativen Theorietradition gewissermaßen ein gelungenes Denkmal gesetzt. Diese philosophisch-politische Gruppe, referiert der Rezensent, sei in den sechziger Jahren als eine Art Gegenbewegung zur Frankfurter Schule entstanden. Im Gegensatz zur Fundamentalkritik der Kritischen Theorie sei es den Ritterianern um eine pragmatische "Wertschätzung" der bundesrepublikanischen Institutionen gegangen. Auf der anderen Seite hätte sich dieser konservative Diskurs aber auch klar gegen rechtskonservative Anschauungen beispielsweise eines Carl Schmitt abgesetzt. Seit den siebziger Jahren habe sich um die Ritter-Schüler eine durchaus eigenständige politische Philosophie entwickelt, die Jens Hacke zufolge entscheidend zur Legitimation der alten Bundesrepublik beigetragen habe.
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