Joan Didion

Wie die Vögel unter dem Himmel

Roman
Cover: Wie die Vögel unter dem Himmel
Ullstein Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783550201868
Gebunden, 336 Seiten, 23,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Antje Ravik Strubel. Gibt es Unschuld in einer Welt voller Gewalt? Die Amerikanerin Charlotte Douglas hat zwei gescheiterte Ehen hinter sich, ihre Tochter ist mit einer Guerillatruppe in den Untergrund gegangen. Dennoch ist Charlottes Vertrauen in die gutbürgerliche Welt durch nichts zu erschüttern. In der vagen Hoffnung, wieder mit ihrer Tochter vereint zu werden, reist sie in eine scheiternde mittelamerikanische Republik. Zwischen Dinnerpartys, Wohltätigkeitsarbeit und gedankenlosen Affären übersieht sie geflissentlich, was sich vor ihren Augen abspielt und droht, sie mit in den Abgrund zu reißen: Eine Spirale der sinnlosen Gewalt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.02.2024

Die Amerikanerin Joan Didion kennt man hierzulande eher für ihre Essays, jetzt sind zwei ihrer Romane von Antje Ravic Strubel neu ins Deutsche übersetzt worden, weiß Rezensent Jens Uthoff. "Wie die Vögel unter dem Himmel" handelt von dem fiktiven mittelamerikanischen Land Boca Grande, vor allem von Charlotte, die ihre ins Linksradikale abdriftende Tochter Marin finden und beschützen will, so Uthoff. Um sich wirklich in die Charaktere einfühlen zu können, fehlen ihm aber tiefere Innenansichten und leider erfüllt sich auch die politische Anlage des Romans nicht, bedauert er. Dank ihrer polemischen Ader sind manche Szenen aber dennoch spannend und aufschlussreich, erfahren wir.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 20.01.2024

Joan Didion ist vielen eher als Essayistin bekannt, doch auch ihr von Antje Ravik Strubel neu übersetzter dritter Roman ist äußerst lesenswert und schließt sich in Form und Inhalt an das essayistische Werk an, versichert Rezensentin Tanya Lieske. Er spielt in dem fiktiven zentralamerikanischen Land Boca Grande, in das die Protagonistin Grace eingewandert ist und wo sie Charlotte kennenlernt, zweifach von seltsamen Männern geschieden, die Tochter ist im politischen Untergrund. Für Lieske zeichnet sich der Roman dadurch aus, dass er die Feinheiten der menschlichen Psyche in "elliptischer Prosa" umkreist und minutiös nachzeichnet. Eine faszinierende und besondere Form "postmodernen Erzählens", lobt die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.12.2023

Der amerikanische Traum kippt bei Joan Didion oft in den Albtraum, weiß Rezensent Wolfgang Schneider, so auch in diesem ursprünglich 1977 erschienenen Roman, der jetzt von Antje Ravik Strubel gelungen neu übersetzt wurde. Es geht um das fiktive mittelamerikanische Land Boca Grande, das uns als Bananenrepublik vorgestellt wird, in dem die Ich-Erzählerin Grace lebt, in das sich aber auch die Kalifornierin Charlotte Douglas begibt, um ihre auf Abwege geratene Tochter zu suchen, so Schneider. Ihm kommen dabei die Werte der weißen amerikanischen Oberschicht genauso zerfasert vor wie die Dialoge der Protagonistinnen, ein Gefühl "als wäre aller Sinn aus der Welt herausgesogen". Das funktioniert dem Kritiker zufolge in diesem Roman aber nicht ganz so gut wie in den Essays der Autorin, etwas zu skizzenhaft ist die Geschichte geraten, urteilt er.