Jorge Victoriano Alonso

Die Hundertjahrfeier

Roman
Cover: Die Hundertjahrfeier
Berlin Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783827003225
Gebunden, 408 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen. Großes bereitet sich vor in Puerto de Aguinaldo: Nur noch wenige Monate bleiben bis zu den Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen des in den Weiten der argentinischen Pampa verlorenen Städtchens. Bürgermeister Mauricio Stremmler hat dank seiner guten Beziehungen zum Militär erreicht, dass bei der Parade zum ersten Mal mehrere Panzer der Argentinischen Armee durch die historischen Straßen des Ortes rollen werden. Gleichzeitig droht der Städtische Verein der Brieftaubenzüchter, die Veranstaltung zu boykottieren. Böse Überraschungen sind zudem stets durch irgendeinen der zahlreichen Nachkommen des Stadtgründers zu gewärtigen - dieser hat die Stadt vor Jahren enttäuscht verlassen und sie dabei angeblich mit seinem Fluch belegt...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.09.2002

Der Roman, in dessen Zentrum die Jubiläumsfeier einer argentinischen Provinzstadt steht, ist in den Augen Martin Halters in erster Linie noch geprägt von der "Fabulierlust des Provinzreporters, Possenspielers und Stammtischbarden", in der Alonso sich auszeichne. Alonso versucht sich in diesem Roman als "Stadtchronist" einer argentinischen Provinzhauptstadt, der - so Halter - "eine Schachtel voller Pralinen aus der argentinischen Confiserie des magischen Realismus" auftischt. Die Erzählstruktur, die sich einer chronologischen Ordnung entziehe, und am Ende in einen "Slapstick-Overkill" münde, erweise sich jedoch im Vergleich mit ähnlich beschriebenen Provinzszenerien als zu schwach. Damit reißt die Kette der harten Urteile nicht ab. Halter sieht die "Hundertjahrfeier" als "müden Abklatsch von Gabriel Garcia Marquez' 'Hundert Jahre Einsamkeit'" - "altbackene Geschichtchen" vor dem Hintergrund argentinischer Geschichte , mindestens so schwer zu verdauen wie die beschriebene Hundertjahrfeier.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.07.2002

Viel hält Georg Sütterlin nicht von diesem Roman. "Die Hundertjahrfeier" sei zwar ein Paradebeispiel für den sehr lateinamerikanischen Erzählmodus des unbeschwerten Fabulierens, hier herrschten das Komisch-Burleske, die pittoreske Übertreibung, die hübsch ausgedachten Skurrilitäten, aber mehr auch nicht, schreibt ein offensichtlich gelangweilter Sütterlin. All die ertappten Ehebrecher, zeternden Betrogenen, die man bereits aus dem Vaudeville kenne, seien so grob geschnitzt, dass man sie vergessen habe, noch bevor man auf der letzten Seite angelangt sei. Sein ungnädiges Resümee: "Wer von einem Buch anderes erwartet als ein 'Deja-lu'-Erlebnis, der kann auf diesen Roman gern verzichten."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.03.2002

Soviel Empörung über einen Roman ist selten: Anton Thuswaldner sieht die "Hundertjahrfeier" des Argentiniers Alonso auf dem Niveau von Stammtischanekdoten. Davon kann Alonso viele erzählen - der Autor arbeitet ansonsten als Journalist und Schauspieler und führt außerdem ein Restaurant. Leider ist ihm laut Thuswaldner das erzählerische Verpacken seiner Witzchen gar nicht gelungen; mühselig würden sie durch eine Rahmengeschichte zusammengehalten: ein kleines Städtchen bereitet sich auf seine Hundertjahrfeier vor. Für den Rezensenten setzt sich hier ein populistischer Entertainer in Szene, der hemmungslos drauf los schwadroniert, hemmungslos gefallsüchtig ist, hemmungslos "Menschen als Kuriositäten ausstellt". Ein Gag jage zwanghaft den anderen, was im Ergebnis einen erzählerischen Overkill zur Folge habe.
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