Josef Becker (Hg.)

Bismarcks spanische 'Diversion' 1870 und der preußisch-deutsche Reichsgründungskrieg

Band 1: Der Weg zum spanischen Thronangebot Spätjahr 1866 - 4. April 1870
Cover: Bismarcks spanische 'Diversion' 1870 und der preußisch-deutsche Reichsgründungskrieg
Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2002
ISBN 9783506707185
Gebunden, 624 Seiten, 137,00 EUR

Klappentext

Unter Mitarbeit von Michael Schmid. Mit 31 Abbildungen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.06.2008

Mit einiger Begeisterung begrüßt der hier rezensierende Historiker Hans-Ulrich Wehler diese "voluminöse Dokumentensammlung" über den deutsch-französischen Krieg von 1870/71. Er fand darin endlich zweifelsfrei den Anteil Bismarcks am Zustandekommen dieses folgenreichen Konflikts belegt, der Frankreich in die Rolle des Aggressors getrieben habe. Wehler feiert außerdem die "asketische Arbeit" des Historikers Josef Becker und seiner akribischen Archiv- und Quellenrecherche samt seiner daraus erfolgten Rekonstruktion verschiedener Entscheidungsverläufe. Beeindruckt notiert der Rezensent auch die Fülle fruchtbar gemachter Zeitzeugenberichte aus dem innersten Machtbereich Bismarcks und des diplomatischen Umfelds. Im Grunde lässt diese Dokumentation für Wehler keine Fragen zu diesem Konflikt mehr offen, da sie auch noch der zählebigsten Legende über die Schuldverhältnisse aus seiner Sicht endgültig den Garaus gemacht hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12.2003

Wenn der noch ausstehende dritte Band dieser Dokumentensammlung zur Vorgeschichte des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 "nicht noch größte Überraschungen bereithalten sollte", schreibt Rezensent Harald Biermann, dann habe der Herausgeber Josef Becker "hier einen mutigen Beitrag zur Widerlegung seiner eigenen Argumentation geleistet". Denn keines der in den beiden ersten Bänden versammelten 821 Dokumenten, so Biermann, belege eindeutig die weitreichende These des Herausgebers von einem durch Bismarck "provozierten 'Deffensiv'-Krieg". Und dies, wo die "eigentliche Stoßrichtung" der hier geleisteten "Kärrnerarbeit" doch genau darin bestand, diesen Beleg beizubringen - wie, so erfährt man, die zweiundvierzigseitige Einführung von Becker offenbart. Es ging Becker also darum, wie der Rezensent berichtet, nachzuweisen, "dass Bismarck ursächlich verantwortlich war für den Kriegsausbruch im Juli 1870", weil er "mit großer Weitsicht die Frage der Hohenzollern-Kandidatur spätestens seit dem Frühjahr 1869 aktiv betrieben habe, um Frankreich in die Position des Angreifers zu manövrieren." Ein "Ärgernis" stellt es für den Rezensenten außerdem dar, dass Becker "nur mit dürren Worten" auf die "erwägenswerten Argumente seines wissenschaftlichen Widersachers" Eberhard Kolb eingehe, der sich intensiv mit Beckers "seit Beginn der 1970er Jahre immer wieder vorgebrachten" These auseinandergesetzt hat.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.04.2003

Rezensent Johannes Willms wünscht der von Josef Becker herausgegebenen Quellenedition "Bismarcks spanische 'Diversion' 1890 und der preußisch-deutsche Reichsgründungskrieg", von der nun die ersten zwei von drei Bänden vorliegen, "dass sie Epoche macht". Die Bände dokumentieren nach Auskunft des Rezensenten die Vor- und Nachgeschichte der Hohenzollern-Kandidatur für den spanischen Thron, die der unmittelbare Auslöser für den deutsch-französischen Krieg von 1870/ 71 war. Nach der herrschenden Meinung hat Bismarck diese Kandidatur für seine Politik zwar mit einigem Geschick genutzt, gleichwohl habe es sich dabei nicht um eine von ihm eingefädelte Intrige gehandelt. Die Beckersche Quellenedition bringt nun laut Willms den "lückenlosen Nachweis", dass Bismarck seit September 1868 seine Finger in Sachen "spanisches Thronangebot" im Spiel hatte. Tatsächlich war Bismarcks Anteil und tätige Verantwortung hinsichtlich der spanischen "Diversion" so erheblich, erklärt Willms, "dass ihre Dokumentation eine grundsätzliche Revision seines längst zur Ikone erstarrten Bildes in der deutschen Geschichtsschreibung unumgänglich gemacht hätte".
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