Joseph Conrad

Lord Jim

Roman
Cover: Lord Jim
Carl Hanser Verlag, München 2022
ISBN 9783446272651
Gebunden, 640 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Michael Walter. Joseph Conrads berühmtester Roman "Lord Jim": eine mitreißende Abenteuererzählung, ein KlassikerJim zieht als Schiffsausrüster umher. Als Erster Offizier auf einem Pilgerschiff beging er einen schrecklichen Fehler, der ihn Ruf und Laufbahn kostete. Nach langen Reisen erreicht er die entlegene Insel Patusan im Indischen Ozean und erwirbt sich das Vertrauen der Einheimischen, die ihn als Friedensstifter hoch verehren. Aus Jim wird Lord Jim. Doch dann tauchen Piraten auf, und sie scheinen zu wissen, wer er wirklich ist. Joseph Conrads berühmtester Roman hat viele Facetten: eine psychologische Charakterstudie über einen, der vom Heldentum träumt und doch moralisch versagt; eine mitreißende Abenteuererzählung; und nicht zuletzt eine erschütternde Parabel auf die Zerstörungswut des Kolonialismus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2022

Zunächst einmal lobt Rezensent Andreas Platthaus das Verdienst des Hanser-Verlags, seit mehr als zwanzig Jahren Klassiker ins Deutsche zu übertragen. Nun ist also Joseph Conrads "Lord Jim" an der Reihe, übersetzt von niemand geringerem als Michael Walter, freut sich der Kritiker. Und dennoch schaut er genau hin, denn zwar sind die meisten  Übersetzungen im Anhang genannt, aber ausgerechnet Klaus Hoffers, laut Kritiker exzellente Übersetzung aus dem Jahr 1998 fehlt. Gerade an dieser aber müsse sich Walter messen lassen, fährt der Rezensent fort, der zunächst durchaus ein paar Vorzüge bei Hoffer sieht. So zitiert Platthaus eine Passage, in der Hoffer vielleicht weniger frei, dafür im Gegensatz zu Walter exakt übersetzt. Vor allem aber Conrads "Author's Note" lässt  den Kritiker den direkten Vergleich ziehen: Von Walter nicht dem Original entsprechend ans Ende des Textes gesetzt, legt Hoffer dem Autor hier Metaphern in den Mund, die dieser gar nicht beabsichtigte. Insgesamt kommt Platthaus zu dem Schluss: Beide Übersetzungen sind sehr gut lesbar, die jüngere scheint ihm aber doch ein wenig besser.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.06.2022

Rezensent Christoph Schröder könnte sich vorstellen, dass Joseph Conrads "Lord Jim" auf etwas für woke Leser ist. Der mehr als gebrochene Held ist zwar nur in einem kolonialen Kontext denkbar, aber darin gibt er eine durchaus ambivalente Figur ab, um nicht zu sagen "fluide", wie Schröder anmerkt: Bei Lord Jim handelt es sich um einen romantischen jungen Seefahrer, der die "Schande der Feigheit" auf sich lädt, als er ein sinkendes Schiff verlässt. Schuldlos bleibt er nur, weil niemand zu Schaden kommt. Auch wenn Schröder selbst sich durch überholte Darstellungen und einige Längen arbeitet, vor allem im zweiten teil, in dem Lord Jim im südostasiatischen Dschungel lebt, genießt er doch die Relektüre dieses Klassikers in neuer Übersetzung von Michael Walter, die ihm nautischer, unmittelbarer und "emotional weniger abgefedert" erscheint als die vorangegangene von Manfred Allié. Hier werden Augenlider nicht mehr aufgeschlagen, sondern gehisst.