Jürgen Kaube

Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?

Cover: Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783737100533
Gebunden, 336 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Jürgen Kaube ist Herausgeber und Bildungsexperte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" - und Vater von zwei Töchtern. Aus dieser doppelten Erfahrung heraus formuliert er eine provokante These: Die Schule, wie sie jetzt ist, ist eine Fehlkonstruktion. Sie bringt den Kindern oft nur bei, was diese weder brauchen noch verstehen - und zuverlässig fast komplett wieder vergessen. Schlimmer noch: Die Schule reagiert dabei viel zu stark auf immer neue Anforderungen, die von außen an sie gestellt werden. Die Digitalisierung des Klassenzimmers ist genauso Unsinn, wie es die Rechtschreibreform oder das Sprachlabor waren. Was jetzt gebraucht wird, sagt Kaube, ist eine Reduktion auf das Wesentliche: Kinder sollen denken lernen, darum und nur darum geht es in der Schule. Heute bringt sie ihnen vor allem bei, was leicht abgefragt werden kann. Und das ist das genaue Gegenteil von denken lernen, Urteilskraft und Weltverständnis. Daraus leitet Kaube ebenso klare wie unbequeme Forderungen ab, die die Bildung unserer Kinder von unsinnigen Zwängen befreien. Ein Plädoyer für eine Schule, die wirklich schlau macht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.11.2019

In einer Sammelbesprechung nimmt sich Rezensent Martin Beglinger zwei neue Bücher - von Michael Winterhoff und Jürgen Kaube - über die permanente Bildungsreform in den Schulen vor. Beide, so der nüchterne Kritiker, gehen von einem gravierenden gesellschaftlichen Versagen aus. An Kaubes Buch gefällt ihm, dass der Autor sich zurückbesinnt auf das Wesentliche, dass es in der Schule also um das Lernen gehe: Lesen, Schreiben und Rechnen - und möglichst noch "selber denken". Das permanente Neuerfinden von Schule durch Bildungsbürokraten und jene von ihnen prächtig entlohnten Experten mit ihrer "Kompetenzphrasen-Industrie" gehen Kaube gehörig auf den Wecker, so der Rezensent. Die Kritik des Autors - selbst Vater zweier Kinder, erfahren wir - leuchtet Beglinger ein und dankbar gibt er seinen Hinweis weiter, dass wir es bei der Pädagogik zunehmend mit einem akademischen "Modebusiness" zu tun haben, das zwar teuer ist, aber selten das Erhoffte leistet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.06.2019

Christian Thomas freut sich über Jürgen Kaubes kenntnisreiche Anregungen zum Thema Schule. Komplex und provokant, aber ohne Alarmismus kritisiert der Autor laut Thomas die Institution Schule, beschreibt und analysiert schulischen Alltag und lobt die welterschließende Funktion des Lernens. Besonders skeptisch steht der Autor den sozialpolitischen Aufgaben der Schule und dem Dogma der Digitalisierung gegenüber, konstatiert Thomas durchaus mit Einwänden. Wenn Kaube schließlich konkrete Vorschläge für ein Schulsystem mit Pfiff liefert, Türkisch als Abiturfach und Tanz als Pflichtfach fordert, ist der Rezensent allerdings vollends versöhnt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.05.2019

In seiner Kritik stellt Alex Rühe zwei Bücher vor, die sich mit Gegenwart und Zukunft der Schule befassen: "Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?" fragt Jürgen Kaube, während Michael Winterhoff schon in seinem Titel sicher ist: "Deutschland verdummt". Dem FAZ-Herausgeber Kaube attestiert Rühle, dass auch er "eine wuchtige These" habe: Die Schule sei eine Fehlkonstruktion. Seine Orientierung ist aber nicht, dass eh' alles immer schlimmer würde, sondern er entwirft lieber ein ideales Lernen, die ideale Schule. Vor allem seine Vorschläge, sehr viel mehr Geld für die Grundschüler, also die kleinen Kinder - und besonders die von schlecht gestellten Eltern - auszugeben, gefallen dem freundlich gestimmten Rezensenten. Er würdigt Kaubes Idee einer Schule, die keine Langeweile mehr auslöst, sondern zum "Welterkundungsort" werde, als "witzig, kompetent und empirie- und faktengesättigt".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.05.2019

Ein entzückter Jens Jessen nimmt das Buch des Mitherausgebers der FAZ als ein Beispiel für das, was der Autor selbst von der Schule fordert, nämlich "bis in die Tiefe vorzudringen" und so Unterscheidung zu lehren. Wie macht er das? Jessen findet, er legt mit viel Witz eine "sorgfältige und filigrane Argumentation" in Sachen Schule vor. Besonders eingeleuchtet hat ihm, wie der Autor die unausgesprochenen Aufgaben der Erziehungs- und Bildungspolitik ans Licht geholt hat: Insbesondere das Schulen Versäumnisse der Politik ausgleichen sollen, etwa Chancengleichheit bei den Kindern herstellen sollen, die es sonst in der Gesellschaft nirgends gibt. Womit sie natürlich hoffnungslos überfordert ist. Jens Jessen gefällt, wie vorurteilslos Kaube sich seinen Themen stellt und findet offenbar die Diskussion der Chancengleichheit - bzw. ihr Fehlen - die "politisch brisanteste" Einsicht, die das Buch zu bieten hat. Gut gefällt ihm aber auch, wie der Autor seine These, nicht die Masse an Wissen, sondern seine Vertiefung im Einzelfall schule das Denken, mit seinem Buch gleich selbst vorführt.