Julian Schütt

Max Frisch

Biografie eines Aufstiegs
Cover: Max Frisch
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518421727
Gebunden, 500 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Max Frisch ist der meistgelesene Schriftsteller der Schweiz, in Deutschland verkaufen sich seine Bücher in Millionenauflage. Nun zeichnet die bisher gründlichste Biografie Frischs Aufstieg bis in die Mitte der fünfziger Jahre seines Jahrhunderts nach. Julian Schütt, einer der besten Kenner von Leben und Werk des Schweizer Autors, wertet dafür erstmals alle zugänglichen Quellen aus, darunter zahlreiche bislang unbekannte Briefe, Notate und Dokumente, und er hat mit vielen Zeitgenossen und Weggefährten des Dichters gesprochen. Lebendig und anschaulich erzählt er, wie Max Frisch zum Weltautor wurde. Beide Weltkriege suchen ihn heim, auch wenn seine Heimat, die Schweiz, verschont bleibt. Der erste Krieg trübt die eigene Kindheit, beschädigt das Familienleben, der zweite zertrümmert sein schriftstellerisches Selbstverständnis. Fortan setzt er sich verschiedensten Realitäten aus, solange sie noch "glühende Objekte" sind: den Ruinen der kriegs versehrten Länder genauso wie der Liebe. Er holt das exakte Beobachten nach, so dass er bald auffällt und die Beobachteten irritiert. Es entstehen längst zu Klassikern gewordene Werke wie "Graf Öderland", das "Tagebuch 1946-1949" und "Stiller". In ihnen zeigt Max Frisch auf einzigartige Weise, dass Politik und Literatur keine Gegensätze sein müssen. Dabei geht er, der große Identitätssucher, stets vom Ich und oft vom eigenen Ich aus, obwohl er es jedesmal als Glück empfindet, wenn er sich fremd ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.05.2011

Noch eine Max-Frisch-Biografie? Weiß man nicht ohnehin schon genug von diesem dem Autobiografischen ja nun weiß Gott selbst zuneigenden Autor? Rhetorische Fragen, versichert der Rezensent Hans-Peter Kunisch nach Lektüre des nun erschienenen ersten, bis 1955 reichenden Bandes von Julian Schütts großangelegtem Projekt. Hier werden "neue Maßstäbe" gesetzt, hier geht es zugleich profunder und detaillierter zur Sache. Ausführlich dargestellt wird des jungen Frisch Verhältnis zum Vater, wird sein Schweiz-Nationalismus und weil Frisch Ingeborg Bachmann erst später kennenlernt, erfährt seine erste Frau Constanze von Meyenburg - es war keine glückliche Ehe - hier ihr biografisches Recht. Das alles wird noch dazu, freut sich der Rezensent, in bestens lesbarer Weise erzählt. Max Frisch wird, da ist Kunisch sehr sicher, in Zeiten wiedererstarkender "Bürgerlichkeit" eine Zukunft als Autor haben. Da kommt dies biografische Unternehmen gerade recht.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.05.2011

Es gibt noch mehr Neuerscheinungen zum Frisch-Jubiläumsjahr, zum Beispiel die Essays von Beatrice von Matt oder einen Bildband Volker Hages. Aber Julian Schütts Biografie über die Jahre bis 1954 ragt für Andreas Isenschmid eindeutig heraus. Höchst eindringlich preist er Schütts Quellenkenntnis, mehr noch seinen Umgang damit, der auf die Nuance aus sei, auf die Pointe dennoch nicht verzichte und vor allem immer zu Bändigung im Sinne eines lesbaren Erzählrhythmus finde. Einiges hat Isenschmid aus der Biografie gelernt, etwa über nicht so eindeutigen Nazi-Sympathien der frühen Jahre, über das schwierige Vaterverhältnis, das in Frischs eigener Deutung immer auch in Zusammenhang mit seinen Suizidgedanken stand, über seine Hassliebe zur Schweiz, zu deren moralischer Instanz Frisch wurde, und immer wieder, ganz nebenbei, über seine großartige Prosa. Eine eindeutige Empfehlung!

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.03.2011

In bislang unerreichter Gründlichkeit hat Julian Schütt Max Frischs Biografie der ersten Lebenshälfte bis zu seinem Durchbruch als international anerkannter Schriftsteller erarbeitet und setzt damit neue Forschungsmaßstäbe, lobt Rezensent Roman Bucheli nachdrücklich. Sehr überzeugend zeichnet der Autor den jungen Frisch als zerrissen zwischen dem Wunsch nach bürgerlicher Anpassung und dem Gefühl, ein Außenseiter wie Rip van Winkle" zu sein, so der Rezensent. So ist es zwar bedauerlich, dass die Biografie nach der ersten Lebenshälfte abbricht, allerdings angesichts der schwierigen Quellenlage und dem Schwerpunkt der Lebensgeschichte Frischs durchaus nachvollziehbar, so Bucheli. Es hat ihn offensichtlich auch positiv berührt, dass sich Schütt in Werturteilen, was Werk oder bewegtes Privatleben des Schriftstellers angeht, sehr zurückhält und nicht nach Pointen schielt. Dass der Autor den historischen Kontext mit großem Sachverstand beleuchtet, macht das Buch zudem zu einem interessanten Zeitporträt, so der Rezensent anerkennend.