Volker Weidermann

Max Frisch

Seine Leben, seine Bücher
Cover: Max Frisch
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2010
ISBN 9783462042276
Gebunden, 352 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

"Wir kennen Max Frisch, wenn wir seine Bücher kennen. Wir kennen seine Frauen und sein Leben, sein Unglück und sein Glück. Und in Wahrheit kennen wir natürlich nichts." Weil das so ist, brauchen wir einen, der in seinen Büchern zu Hause ist und sich in sein Leben hineingearbeitet hat. Volker Weidermann hat sich an die Recherche gemacht, Archive durchstöbert, Weggefährten getroffen, Gespräche geführt und vor allem gelesen: die großen Romane, die Theaterstücke, die frühen Texte, die Briefe, die Tagebücher. Und dann geschrieben, voller Zuneigung und doch genau und kritisch, lebendig und anschaulich, so dass sich ein facettenreiches und faszinierendes Bild ergibt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.02.2011

Dies ist eine enthusiastische Rezension und zugleich eine Zurückweisung der von Helmut Böttiger in der SZ geübten Kritik. Der Rezensent Michael Jürgs mobilisiert zu diesem Verteidigungszweck einschlägige Ressentiments. Viel zu akademisch scheinen ihm die kritischen Anmerkungen Böttigers, ganz eindeutig verortet er sich selbst auf einer ganz anderen Seite, auf der er auch diese Max-Frisch-Biografie (verfasst vom FAS-Literaturredakteur Volker Weidermann) sieht: es ist die Seite nicht des Denkens, sondern des Lebens, genauer gesagt: des "prallen Lebens?, das hier, in diesem "Tanz? des Verfassers "mit Max Frisch im Arm? aus den Seiten zu quellen scheint. In seinen ganzen Widersprüchen werde hier folglich der Autor Max Frisch vor Augen geführt, seine Liebschaften auch, deren größte allerdings jene zu einem "scheuen Reh? namens Sprache gewesen sei. Rundum glücklich ist, wie er deutlich macht, Jürgs mit diesem Buch, einer "Romanbiografie?, und so tanzt er mit dem Autor und dem Dichter und dem Reh fröhlich mit.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.12.2010

Als Auftakt zum kommenden Max-Frisch-Jahr  zu seinem hundertsten Geburtstag hat Helmut Böttiger zwei Biografien und die Neuauflage des frühen Romans "J'adore ce qui me brule" gelesen. Nur der Lebensbeschreibung von Volker Weidermann widmet er sich eingehender und man kann mit Fug und Recht sagen: Begeisterung sieht anders aus. Wenig schmeichelhaft kommt dem Rezensenten der Vergleich mit einem "Schlachter" in den Sinn, der die besten Stücke aus dem Werk herausschneidet, das Komplexe aber beiseite lässt. In Analyse und Reflexion defizitär, sprachlich reißerisch und geradezu "fahrlässig" in seinen literarhistorischen Einschätzungen, lautet Böttigers  hartes Verdikt. Frischs Wende vom völlig unpolitischen Jungautor zum sozialpolitisch wachen Erfolgsschriftsteller oder das "zentrale Trauma" seiner Beziehung zu Ingeborg Bachmann sieht der Rezensent uninteressiert und unreflektiert abgehandelt. Man müsste die Kritik als veritablen Verriss werten, hätte Böttiger nicht auch eine wirklich "schöne Passage" gefunden, dort nämlich wo der Autor die "Lynn" aus Frischs Roman "Montauk" trifft und sich hier als "nachdenklicher" und zurückhaltender Biograf präsentiert.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.12.2010

Zeit-Feuilletonchef Florian Illies ist einfach hingerissen von der Max-Frisch-Biografie des FAS-Feuilletonchefs Volker Weidermann. Hier gibt's kein Schönreden, versichert er. Alle Fehler Frischs (und er hatte offenbar eine Menge) werden offen gelegt. Dennoch sei immer die Sympathie des Autors für den Porträtierten spürbar. Dass Frisch sich in seinen Büchern oft selbst porträtiert hat, ist für jeden Frisch-Biografen natürlich ein Problem, erklärt Illies. Wie Weidermann es gelöst hat, wird in der Rezension nicht ganz klar. Aber er folgt offenbar den von Frisch gelegten Fährten und ist sogar mit Alice Carey, der "Lynn" aus dem Roman "Montauk", an den Schauplatz des Romans gereist. Für Illies ist dies jedenfalls eine Biografie "von großer Glaubwürdigkeit und Lebendigkeit".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.11.2010

Souverän und temperamentvoll geht's zu in dieser Biografie zu Max Frisch von Volker Weidermann. Das versichert uns Roman Bucheli. Dass er ganz gut zurecht kommt mit diesem Buch, liegt an der nachvollziehbaren Organisation des Materials, am Verzicht auf bloße Faktenhuberei und an einer Empathie, die auch ohne große Exegese, wie Bucheli feststellt, zu überraschenden Ergebnissen kommt. So erfährt der Rezensent Aufschlussreiches über Frischs ästhetisches Credo der Aufrichtigkeit und dessen Grenzen. Nur: alles kann das ja wohl auch nicht sein in diesem Literaten-Leben. Ein etwas größeres literaturkritisches Spektrum hätte dem Buch sehr gut gestanden, meint er.