Karoline Georges

Totalbeton

Roman
Cover: Totalbeton
Secession Verlag, Zürich 2020
ISBN 9783906910925
Gebunden, 140 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Frank Heibert. In einem Hochhaus lebt ein Kind mit seinen Eltern - auf engstem Raum in der 5969. Etage. Wir wissen nicht, ob es ein Junge oder Mädchen ist, nicht, wie alt es ist, nicht, in welcher Zeit die Geschichte spielt, die das Kind in direktem, fast unbeteiligtem Ton erzählt. Es ist die Geschichte aller Menschen, die in dieser Zukunft leben. Nur dass dieses Kind neugieriger als alle anderen ist und ergründen will, was sich hinter dem oder eigentlich in diesem Beton verbirgt. Langsam dringen wir mit dem Kind in das GEBÄUDE ein, in seine Poren, seine Nervenbahnen, seine Adern. Schemenhaft verstehen wir allmählich, wie sein Organismus lebt und welcher unerhörte Stoffwechsel ihn befeuert. Da gibt es ein Außen, wo Ausgestoßene leben, die alles geben, um wieder hineinzukommen. Wie sie sich dabei gegenseitig massakrieren, wird als disziplinierende Dauersendung auf einen großen Bildschirm in jede Wohnung übertragen. Wer sich dort nicht fügt, wird abgeholt und ausgestoßen. In wessen Auftrag? Man weiß es nicht, nicht einmal, ob es diese unsichtbare Macht überhaupt gibt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.01.2021

Rezensentin Christiane Lutz begibt sich in die Finsternis der Dystopie von Karoline Georges' Roman über ein Gebäude und seine Bewohner in einer Zeit der Sinnenlosigkeit und des willenlosen Funktionierenmüssens. Klingt vertraut? Dem Text haftet laut Lutz immer noch genügend philosophische Spekulation an, sodass man ihn nicht als Abbild unserer Lebenswelt lesen muss. Als Kapitalismus-Kritik taugt das Buch nur teilweise, meint sie. Dass die Autorin das Bauwerk im Buch, das seine Bewohner quasi gefangen hält, als evolutionären Fortschritt darstellt, weil es Schutz bietet, scheint Lutz bemerkenswert. Die Kraft des Textes aber liegt für sie in der Beschreibung eines Ausbruchsversuchs aus dem Unmenschlichen sowie in Georges' knapper, bisweilen poetischer rhythmischer Sprache.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 23.10.2020

Rezensentin Veronika Schuchter bewundert Karoline Georges für ihren dystopischen Roman, in dem eine Wohnmaschine die Hauptrolle spielt. Außergewöhnlich findet sie, dass die Autorin den Leser nicht das übliche "anheimelnde Gruseln" lehrt, mit dem er sich auf seine nicht ganz so schlimme Gegenwart zurückziehen kann. Stattdessen hinterlässt der parabolische Text bei Schuchter ein bleibendes Gefühl existenzieller Beunruhigung. Groß und zeitlos macht den Roman für sie die in ihm aufgeworfene philosophische Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, wobei die im Roman gezeigten gesellschaftlichen Zustände eben nicht konkret sind, wie Schuchter erläutert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2020

Rezensentin Sandra Kegel scheint zunächst schwer beeindruckt von Karoline Georges' Orwellscher Dystopie von 2011, die den Alltag aus Missbrauch, Gewalt und Totalüberwachung in einer enormen Wohnmaschine aus Beton aus Sicht eines gequälten Kindes schildert. Die Postapokalypse scheint Kegel "konsequent pessimistisch" entworfen, auch sprachlich (in der "fließenden" Übertragung von Frank Heibert), die Novellenform "gattungsgemäß" gestaltet. Dennoch kommt die Rezensentin zu einem eher negativen Urteil. Der Text erscheint ihr schließlich als ein aus bekannten Sci-Fi-Versatzstücken gebautes Szenario, und die Bilder vom Beton-Wohnturm verlieren ihren rätselhaften Reiz. Was übrig bleibt, ist eine Schemenhaftigkeit, die nicht bezwingt, findet Kegel.
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