Marcel Beyer

XX

Lichtenberg-Poetikvorlesungen
Cover: XX
Wallstein Verlag, Göttingen 2015
ISBN 9783835316744
Gebunden, 78 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

In seinen im November 2014 gehaltenen Poetikvorlesungen spricht Marcel Beyer über "die Löcher im Stoff der Wirklichkeit", über Wirklichkeit also, die kein kontinuierliches Ganzes bildet, sondern aus Inseln (und Löchern) zusammenzusetzen ist und sich nicht zuletzt aus medialen Fiktionen speist. Er spricht über einen Tag im Herbst, an dem er in einem Flugzeug aus Paris nach Frankfurt sitzt, in der Reihe vor sich eine fernsehbekannte Literaturkritikerin. Das Notieren der sehr konkreten Situation verkoppelt Beyer mit dem Nachdenken über Georges Perec, der 1974 drei Tage lang schreibend versuchte, einen Platz in Paris "erschöpfend zu erfassen". Perec, das Waisenkind jüdischer Einwanderer, musste sich seine Kindheitserinnerungen erst erschreiben, wohingegen in Cécile Wajsbrots Protokoll der geistigen Erkrankung ihres Vaters dieser allmählich alle Erinnerungen verliert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.05.2015

Begeistert bespricht Rezensent Nico Bleutge Marcel Beyers Poetikvorlesungen, die der Schriftsteller 2014 in Göttingen hielt. Großartig, wie es Beyer gelingt, Verbindungen zwischen Realität und Imagination, Erscheinung der Dinge und Sprache zu ziehen, schwärmt der Kritiker. Er attestiert Beyer nicht nur eine außerordentliche Wahrnehmungsgenauigkeit und Sinn für Ironie, sondern auch eine ungebändigte "Sprachlust". Und so kann Bleutge dieses herausragende Buch, das durch teils nur angedeutete Querverweise und Lektüren hintersinnige Verknüpfungen mit Erinnerungen, Verdrängungen oder die "Leerstelle Holocaust" herstellt, nur nachdrücklich empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.02.2015

Lothar Müller kann nur staunen, wie es Marcel Beyer in seinen nun erschienenen Lichtenberg-Poetikvorlesungen gelingt, seine Poetik der Beschreibung und seinen Möglichkeitssinn zu illustrieren. Dass dies anhand des unsäglichen Auftritts von Elke Heidenreich in der Schweizer TV-Sendung "Literaturclub" am 22.4.2014 geschieht, wo die Literaturkritikerin in hysterischer Manier ein Heidegger-Zitat verteidigt, das es nicht gibt, scheint Müller bemerkenswert. Nicht nur, weil es die erste Antwort der deutschen Literatur auf diese Szene darstellt, wie Müller erklärt, sondern auch der Band für den Rezensenten im satirischen Fortdichten der Heidenreich-Szene seine größte Schärfe entwickelt, wie er schreibt.
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