Marjane Satrapi (Hg.)

Frau, Leben, Freiheit

Graphic Novel
Cover: Frau, Leben, Freiheit
Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783498005573
Gebunden, 272 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Übersetzt von Hainer Kober, Regina Keil-Sagawe, Sarah Pasquay. Im September 2022 wird die iranische Studentin Mahsa Amini von der Sittenpolizei in Teheran verhaftet. Ihr angebliches Vergehen: Sie soll ihr Kopftuch nicht "ordnungsgemäß" getragen haben. Auf der Polizeiwache wird sie so heftig geschlagen, dass sie drei Tage später stirbt. Der Tod der 22-jährigen Frau löst eine beispiellose Protestwelle aus, die sich bald im ganzen Land ausbreitet. Ein Jahr nach Beginn der Aufstände im Iran versammelt Marjane Satrapi siebzehn Zeichner:innen aus dem Iran, Europa und den USA, um der Welt vor Augen zu führen, was wegen der Zensur nicht aus dem Land dringt. Drei renommierte Iran-Experten und siebzehn außergewöhnliche Künstler:innen arbeiten in Solidarität mit dem iranischen Volk zusammen, um die historischen Ereignisse einzuordnen und zu bezeugen - für den Iran und für alle Frauen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.01.2024

Es grenzt an Etikettenschwindel, findet Rezensent Julian Sadeghi, dass Marjane Satrapis Name auf dem Cover dieses Bandes steht. Schließlich hat die "Persepolis"-Autorin das Zeichnen hier einer ganzen Reihe von Kolleginnen und Kollegen überlassen, sie selbst fungiert als Herausgeberin. Inhaltlich geht es, erfahren wir, um die Geschichte des Iran, insbesondere in Bezug auf das islamistische Regime, das 1979 die Macht übernahm und im Band durchgehend negativ dargestellt wird. Ein wenig bleibt das Ergebnis aufgrund der Vielzahl an Beteiligten Stückwerk, kritisiert Sadeghi, der dennoch einige Passagen mit Gewinn liest, etwa wenn es um bigotte Kinder der religiösen Elite geht oder um die Vorbereitungen der Rebellen auf eine Demonstration. Als inhaltlich besonders ergiebig erweist sich ein grafisch inszeniertes Gespräch Satrapis mit dem Historiker Abbas Malekzadeh und dem Journalisten Jean-Pierre Perrin, so der Rezensent. Unter anderem geht es da, führt er aus, um das fragwürdige Bild, das iranische Festivalfilme von der Realität im Land zeichnen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.11.2023

Sehr gern liest und betrachtet Rezensentin Sarah Murrenhoff die neue Veröffentlichung der "Persepolis"-Autorin Marjane Satrapi, bei der es sich weniger um eine Graphic Novel als um einen Graphic Sammelband handelt. Satrapi selbst ist in dem Band, lernen wir, nur mit ein paar Illustrationen vertreten, auch das Cover stammt von ihr; ansonsten fungiert sie als Herausgeberin und überlässt die Inhalte drei Experten für die Konflikte im Iran der Gegenwart sowie 20 zum Teil prominenten Künstlern. Entstanden ist, führt Murrenhoff aus, ein Panorama des politischen Protests gegen die islamische Republik, im direkten Anschluss an die "Frau Leben Freiheit"-Proteste im Iran wie in der Diaspora. Zu den verhandelten Themen zählen Konflikte an Universitäten, Ängste Inhaftierter vor der Todesstrafe, klandestiner Alkoholkonsum, Überwachungskameras auf Friedhöfen und vieles mehr. Ob das islamistische Regime tatsächlich, wie Satrapi hofft, in den nächsten Jahren kollabieren wird, weiß Murrenhoff nicht. Als Porträt einer Generation, die der Widerstand gegen diktatorische Gängelung und Sittenpolizei eint, ist der Band aber äußerst eindrücklich, so das Fazit.