Peter Ackroyd

London

Die Biografie
Cover: London
Albrecht Knaus Verlag, München 2002
ISBN 9783813501896
Gebunden, 800 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

162 Abbildungen. "London ist so groß und wild, dass es alles in sich enthält", schreibt Peter Ackroyd und erkundet diese Stadt wie ein menschliches Wesen, das uns betört, verwirrt, aber niemals gleichgültig lässt. Nie zuvor wurde die Energie und Grausamkeit dieser vibrierenden Metropole so lebendig eingefangen und so tiefschürfend erläutert wie jetzt von Peter Ackroyd. Sein opulent und originell bebildertes London- Buch ist nicht nur kultur- und zeitgeschichtliche Darstellung und Philosophie des Großstadtlebens, sondern zugleich archäologische Studie, Reiseführer und psychologische Analyse.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.05.2003

Dieses Buch ist eine "Mammutbiographie", ein "unwiderstehlicher Wälzer", jubelt Werner von Koppenfels in seiner ausführlichen Besprechung dieser Biografie der Stadt London. Die Stadt ist in der europäischen Geschichte Kristallisationspunkt der Zivilisation, gleichzeitig aber auch Ort der Rache Gottes, erklärt Koppenfels. Das Londoner Feuer von 1666 erscheine den Puritanern als göttliches Gericht, andere sähen darin die Asche, aus der der Phoenix des kommenden Imperiums aufsteige. Solche Sichtweisen prägten ein ganz bestimmtes städtisches Bewusstsein, bis hin zur (Selbst-) Mythologisierung, die "längst ein Bestandteil der Londoner Wirklichkeit geworden ist". Nicht zufällig wurde der frühe bürgerliche Roman in London "erfunden", meint unser Rezensent. Doch sei Ackroyds Buch mehr als eine Literaturgeschichte, es sei ein Kompendium des Alltags, in dem die "anonymen Stimmen ebenso wichtig wie die prominenten" sind. Ackroyd ziehe immer wieder Linien aus der Vergangenheit in die Gegenwart, so am Beispiel der spielenden Kinder im Stadtteil Lambeth - Linien, die das Charakteristische im fortdauernden Wandel enthüllen, lobt der Rezensent. Zur Stadt gehöre aber auch die Chronik der Katastrophen, vom Judenpogrom des späten 12. Jahrhunderts bis zur jüngeren rassistischen Randale in Brixton. Koppenfels Rezensent bescheinigt Ackroyd große biografische Qualitäten, in der Beschreibung historischer Personen wie als Romancier. Dort entlarve er das Fiktionale dessen, "was wir Geschichte nennen". Mit Bedauern nimmt der Rezensent nur die Streichung des "Essays über die Quellen" in der deutschen Ausgabe zur Kenntnis; die Übersetzung findet er gelegentlich ein wenig "pedantisch". Dass der Text gegenüber der englischen Ausgabe gekürzt wurde, ohne dass sich ein Hinweis darauf findet, hält der Rezensent zu Recht für eine Entmündigung des Lesers.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.01.2003

Klaus Harpprecht ist einfach begeistert von diesem Buch. Peter Ackroyd beschreibe mit "genialischem Schwung", "Witz und Wissen" und noch dazu ganz unchronologisch die Biografie Londons. In der Rubrik "Schuld und Sühne" etwa findet Harpprecht eine Abhandlung aus dem 18. Jahrhundert über die Polizei, John Gays "Beggars Opera", William Hoggarths gemalte Erzählungen aus der Unterwelt und den "Murder Guide to London" offenbar leichthändig miteinander verknüpft. Aber im Grunde ist der Versuch "vermessen", erklärt der Rezensent, die "Fülle des Wissenswerten" in diesem Buch auch nur anzudeuten. So versichert er noch einmal, das Buch sei "brillant" geschrieben, von Holger Fließbach "glänzend übersetzt" und zieht schließlich den Hut vor den "Fertigern der schönen Ausstattung".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.11.2002

Der Heimatstadt des Autors Peter Akroyd ist Alexander Menden tatsächlich nahe gekommen. Denn Akroyd beschreibt nicht nur die Stadtgeschichte, sondern auch die Geräuschkulisse der sich entwickelnden Großstadt. Bemängelt der Rezensent noch die spärlichen Zeugnisse aus der Frühzeit der Siedlung, so gewinnt er ab dem Mittelalter zunehmend Freude an der Darstellung des Autors und ist von der Materialfülle überwältigt. Dabei spielt für Menden der anekdotische Erzählansatz des Autors eine wichtige Rolle. Menschlichen Charaktere würden den Charakter der Stadt prägen und sich darin widerspiegeln. Gleichzeitig destilliert Akroyd eine "geradezu erotische Freude aus der geschäftstüchtigen Vitalität" Londons heraus, wie der Rezensent bemerkt. Im Ergebnis findet er: "Die Stadt wird zur Kreatur, die in ihren menschlichen und architektonischen Zellen lebt und sich durch sie stetig neu aus sich selbst entwickelt".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.2002

Vermutlich darf man sagen, der Rezensent Andreas Fahrmeir habe dies Buch mit Gewinn gelesen. Ob die Übersetzung ins Deutsche eine sinnvolle Sache ist, fragt er sich nichtsdestotrotz. Denn um eine richtige, ja, gar - wie der Untertitel behauptet - "die Biographie" der Stadt handle es sich gewiss nicht. Viel zu viel werde immer schon an Vorkenntnissen vorausgesetzt, reizvoll (sogar "faszinierend") sind die Ausgrabungen des Autors daher vor allem für den, der London bereits gut kennt. Aber auch an der Methode Ackroyds hat Fahrmeir letzten Endes so seine Zweifel. Groß sei er darin, untergründige Verbindungen aufzuzeigen (oder zu suggerieren) und eher raunend irrationale, wenn nicht mythische Zusammenhänge und Kontinuitäten vorzustellen. Einiges mehr an Rationalität, auch mal Erklärungen statt der Präsentation von Geheimnissen hätten dem Rezensenten gefallen. Ganz verreißen will er das Buch dennoch nicht. Er findet es, zuletzt, "ebenso irritierend wie faszinierend".
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