Pola Oloixarac

Wilde Theorien

Roman
Cover: Wilde Theorien
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783803133311
Kartoniert, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem argentinischen Spanisch von Matthias Strobl. Sie möchten sich von einem Roman verzaubern lassen? Literarische Figuren kennenlernen, mit denen Sie sich identifizieren können, die zu guten Freunden werden? In "Wilde Theorien" gibt es nichts davon - nur Intellektuelle mit empathiefreiem Weltzugang, Lust an der Provokation und dem unstillbaren Wunsch, zu dominieren. Die wunderschöne Erzählerin, eine Philosophiestudentin, trägt stets eine dreisprachige Aristoteles-Ausgabe bei sich, umkreist einen Ex-Guerillakämpfer und ist überzeugt, die Theorie ihres überforderten Professors endlich vervollständigt zu haben. Dann sind da die kleine Kamtchowsky und ihr Freund Pabst, so überhebliche wie hässliche Außenseiter, die in die Subkultur von Buenos Aires eintauchen, moralische Videospiele entwerfen und in ihrer Bilderstürmerei vor kaum einer Geschmacklosigkeit zurückschrecken. Und zuletzt gibt es einen niederländischen Anthropologen, der erklärt, wie die Bestie Mensch zum Menschen wird - bevor er im Urwald verschwindet ... Eine philosophische Komödie über Macht, Verführung und die Schönheit der Niedertracht.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 30.04.2021

Rezensent Jan Küveler kämpft sich durch das abstrakte Romandebüt von Pola Oloixarac und hat im Grunde nur Gutes darüber zu berichten, auch wenn ihm Oloixaracs überschäumender Stil, halb essayistisch (bildungs-)wuchernd, halb surrealistisch poetisch, einiges an Konzentration abverlangt. Was die höllisch belesene, erotomane Erzählerin im Buch alles anstellt, um ihren Professor zu verführen, was die Theorie der Egoistischen Übertragung und Argentiniens Geschichte damit zu haben, erfährt Küveler, indem er sich dem Sog der Sprache und Gedanken bei Oloixarac überlässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.04.2021

Rezensent Stefan Michalzik lernt die Nerds zu lieben mit Pola Oloixaracs Roman über junge argentinische Akademiker mit rebellischen Theorien zur Sub- und Internetkultur. Der von Matthias Strobel "exzellent" übertragene Roman scheint Michalzik sehr komplex durch unterschiedliche, miteinander verbundene Handlungsebenen, beziehungsreich, manchmal spröde, aber letztlich lohnend. Exkurse über Stammesriten, Homoerotik in Hellas, die machistische peronistische Linke oder Popkultur wirken auf den Rezensenten wie Essays, machen im Ganzen des Textes aber für ihn durchaus Sinn.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.03.2021

Rezensent Caspar Shaller hat sich offenbar amüsiert mit diesem im spanischen Original bereits 2008 erschienenen Roman von Pola Oloixarac, der in Argentinien auf eine wütende Kritik stieß. Allerdings verlangt diese Satire auf das linke Akademikertum ihren  Lesern einiges ab, warnt der Kritiker vor, der sich durch drei ineinander "verflochtene" Handlungsstränge kämpft: Zum einen folgt er hier einem holländischen Ethnologen, der im Jahr 1917 nachzuweisen versucht, dass Angst und Hass die Motoren menschlichen Handeln seien, zugleich begleitet Shaller junge Hacker im Buenos Aires der Gegenwart durch Online-Welten, Sexclubs und beim Versuch, Google Earth zu hacken. Die "überbordend akademische" Sprache, laut Shaller von Matthias Strobel brillant ins Deutsche übersetzt, macht die Lektüre zwar genauso mühevoll wie die zahlreichen Verweise auf argentinische Geschichte von rechter Militärdiktatur bis Linksterrorismus.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.03.2021

Rezensent Tobias Wenzel hat mit der argentinischen Autorin Pola Oloixaracs via Videochat über ihren Debütroman gesprochen, der ihm zufolge intelligent und frech von kreativen, aber verrückten Computernerds erzählt, die in den Nullerjahren noch glauben, mit dem Internet die Welt verbessern zu können. Dass das Buch einen Skandal auslöste, weil es die verklärte argentinische Stadtguerilla Montoneros verlacht, liegt vielleicht auch daran, dass es eine junge Frau ist, die hier ohne Zurückhaltung auch über Sexualität schreibt, vermutet der Kritiker. Er jedenfalls fand "Wilde Theorien" nicht nur sprachlich hervorragend, sondern lobt es auch als "anregendes Feuerwerk intellektueller Ideen und skurriler Einfälle".