Robert Schopflocher

Weit von wo

Mein Leben zwischen drei Welten
Cover: Weit von wo
Langen Müller Verlag, München 2010
ISBN 9783784432366
Gebunden, 288 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Mit 30 Abbildungen. Als in Deutschland der Naziterror zu toben beginnt, emigriert der jüdisch-fränkische Kaufmannssohn Robert Schopflocher mit seiner Familie als Vierzehnjähriger nach Argentinien. Er arbeitet auf einer Obstfarm in Nordpatagonien, beginnt ein Studium der Landwirtschaft und tritt 1951 in die väterliche Firma ein. Aus nächster Nähe beobachtet er den Aufstieg des Diktators Peron und, nach dessen Tod, den darauf einsetzenden Staatsterror der Militärdiktaturen. Schopflocher wendet sich der Literatur zu und avanciert mit seinen Romanen und Erzählungen - in spanischer und deutscher Sprache - zu einem der auch in Deutschland bekanntesten Schriftsteller Argentiniens.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.03.2011

Die durchaus hoffnungsvolle Schicksalsergebenheit des Autors möchte Egon Schwarz nicht unbedingt teilen. Der hohe Unterhaltungs- und Erkenntniswert dieser Autobiografie steht für ihn jedoch außer Zweifel. Dies, obgleich an derartigen Lebensgeschichten kein Mangel herrscht. Dafür dass Robert Schopflochers Geschichte den Rezensenten einnimmt, sorgen das schriftstellerische Talent des Autors, eine subtile, dem Leser die Empfindungen des vertriebenen Fürther Juden nahebringende Darstellungsweise, in der Anschauung und Reflexion einander abwechseln, sowie lebendig und humorvoll geschilderte Einzelheiten aus der argentinischen Emigration, wo der Autor als Landwirt arbeitet. Dass Schopflochers Perspektive über das eigene Schicksal hinausreicht und neben dem Blick auf Einrichtungen und Vereine der Einwanderer die argentinische Politik und die Schrecken der Militärherrschaft miteinschließt, hält Schwarz dem Autor außerdem zugute.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.01.2011

Was MRR und Maxim Biller können, kann Robert Schopflocher schon lange. Nicht nur stilistisch ebenbürtig findet Frederick A. Lubich den aus Fürth stammenden, später im argentinischen Exil wirkenden jüdischen Autor und Maler, an Weltläufigkeit, meint er, übertreffe er die beiden sogar. Doch die Weltläufigkeit ist nur eine der vielen Facetten des Buches, wenn wir Lubich glauben wollen. Eine bildungsbürgerliche Kindheit und Jugend im "fränkischen Jerusalem", Auswanderung und Neubeginn, Erfolg als Autor in der fremden Sprache, schließlich Rückwendung zum Deutschen. Schopflochers Schreibweise bleibt dem Rezensenten mit markanten Bildern und kritischen Reflexionen, etwa zur Geschichte Argentiniens, sowie mit dem "Grundgeräusch" der Shoah im Gedächtnis, als realistisch und romantisch zugleich. Dem Buch wünscht er viele Leser.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.12.2010

Wohlwollend hat Rezensent Uwe Stolzmann diese Autobiografie von Robert Schopflocher aufgenommen. Er rekapituliert die Lebensgeschichte des jüdisch-fränkischen Kaufmannssohns, der 1937 mit seiner Familie nach Argentinien, wo er Landwirt, Verwalter jüdischer Güter, Maler, Holzschneider und schließlich, mit Mitte fünfzig, hauptberuflicher Schriftsteller wird. Der Lektüre des Buchs merkt er an, dass Schopflocher nie mit seinem Los gehadert hat. Besonders packend findet er die Schilderung der Begegnungen mit Demagogen und Gewalttätern in Argentinien. Er hebt hervor, dass Schopflocher sich nicht in den Mittelpunkt stellen, sondern sich eher als Zeitzeuge am Rande bewegen will, und dementsprechend das "Ich" zurückgedrängt erscheint. Das tut dem Text nach Ansicht von Stolzmann nicht unbedingt gut. Er vermisst den persönlichen Zugriff bisweilen sowie den "typischen Schopflocher-Stil", die "ruhig fließende, präzise Prosa der Erzählungen". Insgesamt erscheint ihm diese Autobiografie eher wie ein "Bericht samt Kommentar", der auf das Literarische weitgehend verzichtet.