Roland Barthes

Die Körnung der Stimme

Interviews 1962-1980
Cover: Die Körnung der Stimme
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783518122785
Kartoniert, 399 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Agnes Bucaille-Euler, Birgit Spielmann und Gerhard Mahlberg. "Der Leser findet hier die Mehrzahl der Interviews versammelt, die Roland Barthes in französischer Sprache gegeben hat." So lautet der erste Satz der kurzen Vorbemerkung, die der Herausgeber diesem postum erschienenen Band beigegeben hat. Diese lapidare Bemerkung leitet eine Sammlung ein, die sich als Kommentar Roland Barthes' zum eigenen Werk lesen lässt. Barthes nimmt hier zu fast jedem seiner Werke Stellung, antwortet auf Einwände, erklärt seine Intention; und er wirft neue Fragen auf, die weiter reichen und deren Antwort erst noch zu finden bleibt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.11.2002

Roland Barthes hatte seine Zweifel, die Form des schriftlich festgehaltenen Interviews betreffend. Diese Verfestigung komme ihm vor, meinte er, wie eine "Totenwäsche", am Ende stehe dann eine "Mumie". Mit insgesamt 39 solcher Mumien bekommt es der Leser dieses Bandes dennoch zu tun: Interviews, die Roland Barthes zwischen 1962 und 1980 gegeben hat. Der Autor der kurzen Notiz (Kürzel rox.) zitiert aus einem einzigen davon, dem letzten, in dem Barthes erklärt, warum er vor politischem Aktivismus zeit seines Lebens zurückschreckte. Barthes' Antwort - und "rox." hält sie zu Recht für ganz und gar bezeichnend: "Ich mag die kämpferische Sprache nicht."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2002

Interviews mit Schriftstellern unterliegen grundsätzlich der Gefahr, Verdoppelung zu betreiben, wirft Andreas Bernard in die Diskussion: etwas zu beschreiben, was schon beschrieben ist. Roland Barthes war sich dessen bewusst, sagt er und zitiert ihn mit den Worten: "Was ich habe sagen wollen, konnte ich nicht besser als schreibend sagen." Sinn macht für Bernard ein Schriftsteller-Interview nur, wenn es an die "stillschweigenden Voraussetzungen" des Schreibens, die Position des Autors rührt. Nun sei Barthes ein Autor gewesen, der extrem zwischen den Schreibweisen "oszillierte", stellt Bernard fest, weshalb die meisten Frager am Ende ihres Interviews alle mit dergleichen Frage bei Barthes scheiterten: ob er nicht von einem bestimmten Zeitpunkt an literarische statt wissenschaftlicher Texte produziert habe? Ein verbindliches Bekenntnis zur Literaturproduktion von Barthes gab es nicht, stellt Bernard klar. Immer wieder hätte Barthes auf den prekären Status des Erzählers verwiesen, dabei seine eigenen Begriffe und Definitionen einer Revision unterzogen, eine Haltung, aus der sich schließlich auch Barthes semiotische Ethik erschließen lasse.
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