Rüdiger Safranski

Einzeln sein

Eine philosophische Herausforderung
Cover: Einzeln sein
Carl Hanser Verlag, München 2021
ISBN 9783446256712
Gebunden, 288 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Wie kommen wir damit zurecht, auf uns allein gestellt zu sein? Rüdiger Safranski über den Gegensatz zwischen Individuum und Gesellschaft. Jeder Mensch ist zunächst einmal ein Einzelner. Das kann zur Belastung werden, vor der ein Leben in Gemeinschaft schützt, das kann aber auch den Ehrgeiz wecken, die eigene Individualität zu kultivieren. Zwischen beiden Polen unserer Existenz hat es immer wieder eindrucksvolle Versuche gegeben, einzeln zu sein. Davon erzählt Rüdiger Safranski in seinem neuen Buch. Er beginnt bei Michel de Montaigne und führt über Rousseau, Diderot, Kierkegaard, Stirner und Thoreau bis zur existentialistischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Dabei nähert er sich aus immer anderen Richtungen der Frage, wie weit wir es ertragen, Einzelne zu sein - eine Frage, die sich ganz überraschend in unser alltägliches Leben gedrängt hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.11.2021

Nur kursorisch bespricht Rezensentin Susanne Mayer Rüdiger Safranskis Buch, im Grunde nur als Gegenfolie zu Daniel Schreibers Essay "Allein", dem sie Safranskis Buch "Einzeln sein" als einen "grob geschnitzten" Parforceritt durch die Kulturgeschichte entgegenstellt. So persönlich und präzise Schreiber mit der "eigenen Einsamkeitserfahrung" umgeht, so hektisch türmt Safranski für sie den Bildungsplunder vergangener Jahrhunderte auf, um das Thema eher zu meiden als zu erfassen. Es ist ein "Fast Forward" durch die Philosophie, so Mayer. Sie sieht das Buch schon auf den Gabentischen bildungsbürgerlicher Papas liegen. Aber Schreibers "Allein" ist für sie das eigentlich Buch zum Thema.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.09.2021

Rezensentin Sonja Asal ahnt, wie anstrengend es heute ist, ein Einzelner zu sein. Über solches Erkennen hinaus bietet ihr Rüdiger Safranski mit seiner historischen Erkundung von Entwürfen des Selbstseins von Michelangelo über Sartre bis Jünger biografische Skizzen versetzt mit theoretischen Abrissen zum Thema. Safranskis terminologische Offenheit (die Liste umfasst Existenzialisten wie Egoisten) und sein primäres Interesse an einem gesteigerten Selbstbezug sagen Asal zu. Das Buch offenbart ihr eine Entwicklungslinie von einem hellen (in der Renaissance) zu einem dunklen Individualismus, der nicht mit Jünger endet, wie Asal feststellt, sondern in der Konfrontation mit den "digitalen Gespenstern" der Gesellschaft.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.09.2021

Thomas Ribi lernt mit Rüdiger Safranskis Porträts großer Einzelner wie Pico della Mirandola, Luther, Hannah Arendt oder Stendhal, dass Selbstverwirklichung mehr sein kann als Egoismus. Die nichts beweisen wollende Leichtigkeit und Eleganz von Safranskis Erkundungen der Eigenheit als Aufgabe begeistert Ribi ebenso wie die gekonnte Verbindung von biografischer Erzählung und philosophischer Reflexion im Buch. Dass der Autor nicht, was das Thema laut Ribi immerhin nahelegt, auf Corona schaut - geschenkt. Die Passagen über Ricarda Huch oder Kierkegaard entschädigen den Rezensenten locker.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.08.2021

Rezensent Eberhard Geisler lässt sich von Rüdiger Safranski durch die Galerie der großen Einzelnen und Vereinzeler der Philosophiegeschichte führen. Pico della Mirandola, Luther, Kierkegaard, Montaigne, Thoreau, Sartre und vor allem Heidegger und Hannah Arendt stehen da. Glänzend, wie Safranski Heidegger vorstellt, meint Geisler, auch wenn der Autor dafür bei Diderot etwas allzu eilig ist. Safranskis zwischen die Porträts eingefügte Resümees liest Geisler ebenso gerne und erkennt: Entspanntes Einzeln-Sein ist möglich - gemeinsam mit Anderen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.08.2021

Rezensent Jens Balzer vermisst eine Brücke ins Jetzt in Rüdiger Safranskis neuem Buch. Das Problem der Vereinzelung in der Philosophie birgt ja jede Menge Anknüpfungspunkte zur identitätspolitischen Debatte, meint Balzer. Äußerst lesenswert findet er den Band trotzdem, auch wenn Safranskis philosophische Pantoffelhelden sämtlich vor 1951 den Rückzug propagierten oder darüber nachdachten: Montaigne, Jaspers, Heidegger, Sartre, Arendt, Jünger. Dabei hätte der Autor doch beim späten Foucault fündig werden können, meint Balzer. Allerdings: wie der Autor den frühen Heidegger betrachtet, wie er seine Geistesgeschichte der Vereinzelung aus den Biografien ihrer Vordenker entwickelt, das ist laut Balzer typisch Safranski, kurzweilig und schlau.