Michael Yudell von der Drexel University in Philadelphia erklärt im (schon ein bisschen älteren)
Interview, warum er dafür plädiert, in der biologischen und genetischen Forschung auf den Begriff der "
Rasse"
zu verzichten und statt dessen mit
ancestry - also Abstammung, Herkunft zu arbeiten. "Rasse" führt einen schlicht nicht weiter, meint er, und erklärt das am Beispiel der
Sichelzellenanämie, unter der Afroamerikaner sehr viel häufiger leiden als weiße Amerikaner: "Ein großartiges Beispiel. Sichelzellenanämie ist keine afroamerikanische oder afrikanische Krankheit, obwohl sie in diesen Bevölkerungen mit erhöhter Häufigkeit auftritt. Aber das ist kein rassischer Unterschied, sondern einer der
Herkunft, der Geografie und der Evolution. Sichelzellen kommen in größerer Häufigkeit dort vor, wo es
Malaria gibt oder einst gab, denn Sichelzellen sind eine Krankheit, die eine
evolutionäre Anpassung an die Gefährdung durch Malaria ist. Die Sichelzellen haben sich vermutlich als Schutz vor Malaria entwickelt. Darum tritt die Sichelzellenanämie am häufigsten bei Westafrikanern und Menschen westafrikanischen Ursprungs auf. Es ist also keine 'afrikanische Krankheit'. Sichelzellen gibt es auch
in anderen Regionen der Erde, bei anderen Völkern, den Anwohnern des Mittelmeers, auf der arabischen Halbinsel und auf dem indischen Subkontinent, wo die Bevölkerung ebenfalls diese Anpassung zum Schutz gegen Malaria erfahren hat."