Magazinrundschau - Archiv

Huffington Post

5 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 18.12.2017 - Huffington Post

Was hat man die Millennials nicht alles schon genannt: verzogen, desorientiert, zuwendungsbedürtig, entscheidungsunlustig, konsumorientiert ... Von ihren handfesten Problemen ist dagegen nur selten die Rede. Die hat Michael Hobbes in einer wirklich epischen, multimedial aufbereiteten und ziemlich giftigen Reportage detailliert nachgezeichnet und begreifbar gemacht. Besonderes Pech haben alle, die ihren Abschluss zur Finanzkrise 2008 gemacht haben - wer damals nicht reinkam und mit Brotjobs überwinterte, kam auch später nicht mehr rein. Und blieb auf seinen Schulden - die um 300 Prozent höher sind als bei den Baby Boomern - sitzen. Beispiel Scott, der nach zahllosen vergeblichen Bewerbungen einen Busfahrerjob angenommen hat: "Theoretisch könnte sich Scott wieder auf einen Bankjob bewerben. Doch sein Abschluss ist fast acht Jahre alt und er hat keine berufsrelevanten Erfahrungen. Manchmal denkt er darüber nach, noch seinen Master zu machen, doch das würde bedeuten, zwei Jahre lang auf Lohn und Renteneinzahlungen zu verzichten und nochmals Schulden im fünfstelligen Bereich anzuhäufen - bloß um sich im Alter von 30 Jahren für einen Einstiegsjob zu qualifizieren, der weniger abwirft als Busfahren. ... Auch anhand der Statistiken lässt sich das nachvollziehen: In den Jahren von 2008 bis 2012 findet sich ein Abgrund, wo eigentlich Millionen von Jobs und Millarden an Gehältern stehen sollten. Im Jahr 2007 hatten noch mehr als 50 Prozent aller College-Abgänge ein Jobangebot vor Augen. 2009 waren es nur noch 20 Prozent."

Magazinrundschau vom 13.12.2016 - Huffington Post

Hillary Clinton hat die Wahl verloren? Absolut nicht, meint Alex Mohajer in einer exzellenten Analyse der Präsidentschaftswahl. Alle Vorwürfe, die Clinton nachträglich gemacht wurden - von Trump bis zu Sanders - sind Unsinn: Hillary Clinton war enorm beliebt, wurde von mehr weißen Arbeitern im Rust Belt gewählt als Trump und hätte die Wahlen mit 2,7 Millionen Stimmen gewonnen (mehr als jeder andere Demokrat vor ihr, mit Ausnahme Obamas) - gäbe es nicht das Wahlmännerkollegium, das den wenig bevölkerten Flächenstaaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania einen überproportionalen Anteil am Wahlergebnis sichert. Hier gewann Trump mit insgesamt 79,646 Stimmen. Es wird höchste Zeit, so Mohajer, dieses Wahlmännerkollegium den veränderten Gegebenheiten anzupassen: "Tatsächlich hat eine Stimme aus Wyoming viermal so viel Gewicht wie eine Stimme aus New York. Als die Verfassung 1787 geschrieben wurde, lebten die Verfasser in einem Amerika, das zu 95 Prozent ländlich war. Nach der jüngsten Volksbefragung 2010 ist Amerika heute zu weniger als 20 Prozent ländlich. Doch in den Hunderten von Jahren seit die Verfassung ratifiziert wurde, oder seit der 12. Verfassungszusatz verabschiedet wurde, der die proportionale Verteilung der Wahlmännerstimmen festlegt, wurde dieser Prozess nie reformiert. Das Wahlmännerkollegium wurde nie modernisiert, um den Wandel in der Bevölkerungsdichte und der Demografie in Amerika zu reflektieren."

Magazinrundschau vom 26.07.2016 - Huffington Post

Michael Yudell von der Drexel University in Philadelphia erklärt im (schon ein bisschen älteren) Interview, warum er dafür plädiert, in der biologischen und genetischen Forschung auf den Begriff der "Rasse" zu verzichten und statt dessen mit ancestry - also Abstammung, Herkunft zu arbeiten. "Rasse" führt einen schlicht nicht weiter, meint er, und erklärt das am Beispiel der Sichelzellenanämie, unter der Afroamerikaner sehr viel häufiger leiden als weiße Amerikaner: "Ein großartiges Beispiel. Sichelzellenanämie ist keine afroamerikanische oder afrikanische Krankheit, obwohl sie in diesen Bevölkerungen mit erhöhter Häufigkeit auftritt. Aber das ist kein rassischer Unterschied, sondern einer der Herkunft, der Geografie und der Evolution. Sichelzellen kommen in größerer Häufigkeit dort vor, wo es Malaria gibt oder einst gab, denn Sichelzellen sind eine Krankheit, die eine evolutionäre Anpassung an die Gefährdung durch Malaria ist. Die Sichelzellen haben sich vermutlich als Schutz vor Malaria entwickelt. Darum tritt die Sichelzellenanämie am häufigsten bei Westafrikanern und Menschen westafrikanischen Ursprungs auf. Es ist also keine 'afrikanische Krankheit'. Sichelzellen gibt es auch in anderen Regionen der Erde, bei anderen Völkern, den Anwohnern des Mittelmeers, auf der arabischen Halbinsel und auf dem indischen Subkontinent, wo die Bevölkerung ebenfalls diese Anpassung zum Schutz gegen Malaria erfahren hat."

Magazinrundschau vom 03.12.2013 - Huffington Post

Bianca Bosker stellt uns den britischen Blogger Eliot Higgins vor, der als kommentierende Nervensäge beim Guardian begann und mittlerweile als Brown Moses eine der wichtigsten Informationsquellen für den Bürgerkrieg in Syrien ist. Auf seine Waffenanalysen stützen sich Journalisten ebenso wie Menschenrechtsorganisationen: "Im Gegensatz zu Journalisten, die über ihre Geschichten wachen, arbeitet Higging wie ein Sherlock Holmes der Open Source, stellt Fragen, schickt die Ideen von anderen Leuten weiter, gibt Tipps und denkt laut nach. Die Besessenheit, die ihn sein Leben lang begleitete, hat jetzt einen neuen Kanal. Er verbringt seine Tage mit scheinbar undurchschaubaren Details: Er analysiert die Schweißnähte an Raketenköpfen, rekonstruiert, wie sich das Metall über einen Sprengkopf biegt, stellt unaufhörlich Youtube-Playlisten zusammen und klickt in rasender Folge Start-Pause-Start-Zurück-Start, um in einem der zahllosen Videos den genauen Moment festzuhalten, wenn für ein paar Sekunden eine Rakete unscharf am Himmel über Syrien erscheint. 'Ich liebe es, wenn in der Schlacht eine neue Bombe benutzt wird', sagt Higgins. 'Naja, lieben ist zuviel gesagt. Aber kaum ist da 'ne neue Bombe, dann ich so: Boah, super, was Neues!'"

Magazinrundschau vom 04.11.2008 - Huffington Post

Acht Tage vor seinem Tod am vergangenen Freitag gab Studs Terkel, "der Mann, der Amerika interviewte", sein letztes eigenes Telefoninterview. Edward Lifson wollte von ihm wissen, was er Barack Obama fragen würde, wenn er ihn interviewen sollte. Der schon sehr altersschwache Terkel, der zuletzt mit dem Sterben aber noch warten wollte, um Obama als Präsidenten erleben zu können, geriet so richtig in Fahrt. Und gab Obama, statt Fragen zu formulieren, gewohnt energisch einige Ratschläge mit auf den Weg. "Ich würde ihm sagen, verschwende deine Zeit nicht mit ein paar Themen wie dem Gesundheitssystem. Wir haben größere Aufgaben vor uns! (...) Der freie Markt muss reguliert werden. Im New Deal hat man das gemacht und dadurch Jobs geschaffen. Das müssen wir wieder tun. Wir brauchen mehr Re-gu-lie-rung! Ich hab' mir grade Alan Greenspan angeschaut, diesen Idioten! Sozialarbeiter, wie Obama mal einer war, wissen, was los ist. Wenn sie sich daran erinnern. Erinnerung ist das Allerwichtigste. In diesem Land haben doch alle Alzheimer. Obama muss sich einfach auf seine Zeit in der Gemeindearbeit zurückbesinnen." Zum Abschluss bekennt Terkel: "Die Vorstellung von einem schwarzen Typen im Weißen Haus finde ich stimulierend, sehr stimulierend sogar. Ich wünschte nur, er wäre etwas progressiver!"