Magazinrundschau - Archiv

Linkiesta

29 Presseschau-Absätze - Seite 3 von 3

Magazinrundschau vom 28.04.2015 - Linkiesta

Das zarte Pflänzchen des afrikanischen Autorenkinos, das zumeist von Frankreich aus begossen wurde, ist quasi tot. Heute dominieren die Billigproduktionen des kommerziellen Nollywood-Kinos aus Nigeria, die allerdings nicht in Kinos, sondern in improvisierten Videoläden gezeigt werden, erzählt Annamaria Gallone, die Chefin des Festival del Cinema Africano, d"Asia e America Latina, das Anfang Mai in Mailand stattfindet. Nollywood bringt zum größten Teil "Geschichten über schwarze Magie, Ehebruch oder auch Korruption, alles, was die Leute direkt interessiert", erläutert sie ihrem Interviewer Andrea Coccia. Und "junge Regisseure stehen heute vor einem Dilemma: Entweder sie machen einen "richtigen" Film, mit einem richtigen Team und stecken da Geld und Energie rein, ohne die Chance, den Film wirklich kursieren zu lassen, denn es gibt kaum noch Kinos. Oder sie machen eines dieser neuen Produkte, die schnelle Gewinne generieren, aber auch von niedriger Qualität sind."

Magazinrundschau vom 31.03.2015 - Linkiesta

Vor einer Woche ist auf Sky Italien und parallel dazu in Deutschland, UK, Irland und anderen Ländern die italienische Serie "1992" gestartet, die auf der Berlinale viel Lob bekommen hat. Raffaele Asquer beugt sich auf Linkiesta nochmal über die Aktion Mani Pulite, die Italien damals - leider wohl nicht nachhaltig genug - aufrüttelte: "In der elften Legislaturperiode wurde gegen 222 Abgeordnete und Senatoren wegen Korruptionsverdacht ermittelt, das entspricht 23 Prozent der Gesamtheit. Und ich betone, dass wir hier nur von einer Periode von 19 Monaten sprechen. Innerhalb von anderthalb Jahren war ein Abgeordneter von vier in die Ermittlungen verwickelt. Auch wenn es in den vorherigen Legislaturperioden eine gewisse Dosis an Ermittlungen gab, brachte die kurze elfte Periode einen Rekord... Mani Pulite wird in der politikwissenschaftlichen Literatur als einzigartiges Beispiel eines Korruptionsskandals zitiert, der eine ganze politische Klasse diskreditierte."

Magazinrundschau vom 17.02.2015 - Linkiesta

Andrea Coccia fürchtet in Linkiesta, dasss der Begriff des "Terrorismus", wie ihn etwa eine UNO-Resolution verwendet für die IS-Kämpfer nicht zutrifft: "Die Tatsache, dass uns ISIS Angst macht, dass er das Symbol all dessen, was wir nicht sind, dass er mit unerträglicher Bestialität auf das Innerste unserer Kultur zielt, darf uns nicht dazu führen, diese Kultur zu negieren und zu werden wie jene, die wir verabscheuen. Wir müssen sie also bekämpfen, aber nennen wir sie nicht Terroristen, denn sie sind Feinde und betrachten wahrscheinlich uns als Terroristen."
Stichwörter: ISIS, Islamischer Staat, UNO

Magazinrundschau vom 10.02.2015 - Linkiesta

In einem Artikel, den er leider mit Beispielen aus Mel-Gibson-Filmen, aber zum Glück auch mit solchen aus dem Rugby und der Mythologie belegt, fragt Andrea Coccia nach dem Wesen des "epischen Moments" in bestimmten Dramen und Erzählungen. Dieser entstehe, wenn ein Mensch oder eine Gruppe sich entscheide, sein Schicksal auf sich zu nehmen. "Ob dieser Mensch - oder diese Menschen - ihre Schlacht gewinnen, ist nicht von Belang. In Epen ist die Schlacht nebensächlich, da sie von vornherein entschieden ist. Wen interessiert, dass Hektor in seinem Kamp gegen Achill stirbt? Der Tod ist schon abgehakt, unwichtig, denn er ist sein Schicksal. Wichtig ist nur der Moment, in dem der trojanische Held, der sein Schicksal auf sich genommen hat, vor den Toren Trojas auf Achill wartet. Auf diesen Moment konzentriert sich alle rhetorische Energie der Erzählung. Es ist der epische Moment."

Magazinrundschau vom 20.01.2015 - Linkiesta

Marco Cesario war für Linkiesta in Sarcelles unterwegs, einer Stadt in der Pariser Banlieue, die die zweitgrößte jüdische Gemeinde Frankreichs nach Paris beherbergt. Meist handelt es sich um Juden aus arabischen Ländern. Georges Haddad führt ihn herum, ein Jude tunesischen Ursprungs. Sie besuchen jüdische Geschäafte und nähern sich einer Synagoge. "Zwei Polizisten mit Maschinenpistole im Anschlag überwachen den Eingang, seitlich parkt ein Polizeiwagen. Kaum ziehe ich einen Fotoapparat aus meiner Tasche, nähert sich mir ein Polizist und fragt nach Papieren und Presseausweis. In kurzer Zeit bin ich von Polizisten umringt, die mich von Kopf bis Fuß taxieren. Das Klima ist immer noch äußerst angespannt, Synagogen gehören zu den empfindlichsten Zielen. Der Polizist stellt mir viele Fragen und geht dann in den Polizeiwagen, um Erkundigungen einzuziehen. Der Sicherheitsbeauftrage für die Synagoge will mich nicht eintreten lassen. "Ich lebe hier seit 52 Jahren, noch nie ist mir der Eintritt in eine Synagoge verwehrt worden", sagt Haddad."

Magazinrundschau vom 09.12.2014 - Linkiesta

Dario Ronzoni unterhält sich in Linkiesta.it mit dem Journalisten und Übersetzer Paolo Attivissimo, der in seinem populären Blog Il Disinformatico gegen Verschwörungstheorien kämpft. Zwei psychologische Ursachen nennt er für diese grassierende Symptomatik: "Die erste ist die Furcht, vor allem, was anders ist. Im anderen sehe ich den Grund meiner Probleme, und der andere ist diese oder jene Gruppe, die von der Mehrheit getrennt ist. Die Schuld liegt dann bei den Juden, den Freimaurern, den Einwanderern, den Rom und so weiter. Es ist ein Stammesdenken, das einen selbst zugleich von Verantwortung entlastet und einen Feind schafft." Die zweite Ursache liegt darin, "dass man anfängt, nur noch mit Personen zu verkehren, die genauso denken. Es werden nur noch Bestätigungen gesucht und Widerlegungen gemieden. Es kommt zu einem Prozess der Selbstbestätigung und der gemeinschaftlichen Isolation."

Magazinrundschau vom 11.11.2014 - Linkiesta

Andrea Camaiora lässt in noch einmal die Reaktionen der italienischen Kommunisten auf den Mauerfall Revue passieren, die offenbar weniger reformistisch gesinnt waren, als man es in Deutschland immer wahrgenommen hatte: "Wie die drei berühmten Affen haben die italienischen Kommunisten, mit Ausnahme einiger Refomer, nichts gesehen, nichts gehört und nichts gesagt. Auch nachdem im August 1989 Ungarn die Grenze nach Österreich geöffnet und eine Lücke in den Eisernen Vorhang geschlagen hatten und 13.000 DDR-Bürger buchstäblich über die Grenze rannten, um nach Wien zu gelangen, fühlten sich die italienischen Kommunisten nicht im geringsten von der Idee angeweht, dass man die kommunistische Perspektive ändern müsste." Camaiora zitiert auch aus einem Tagebuch des Reformers Umberto Ranieri: Der berühmte Philologe "Luciano Canfora hat noch drei Wochen vor dem Mauerfall eine Hymne auf die DDR, "das antifaschistische und nicht kapitalistische Deutschalnd" gesungen."

Magazinrundschau vom 30.09.2014 - Linkiesta

Etwas trocken zu lesen, darum nicht weniger unheimlich ist Alessandro Da Rolds und Luca Rinaldis Bericht über die chinesische Mafia, die sich in Italien bestens etabliert hat und mit der italienischen Mafia kooperiert. Sie betreibt Produktfälschungen, aber auch Menschenhandel Prostitution und Geldwäsche. "Die Schmuggler haben auch nicht gezögert, ins Müllbusiness einzusteigen, etwa in Apulien, Ligurien und der Campania. In Taranto, Genua und Neapel sind Container mit nicht behandeltem Sondermüll aufgetaucht, die von chinesischen Bürgern in Italien verschickt werden sollten."

Magazinrundschau vom 26.08.2014 - Linkiesta

In letzter Zeit wird nicht sehr oft über italienische Erfolge berichtet - aber es gibt sie! Auch wenn der Kontext düster ist und gerade wieder in der Nähe von Lampedusa 18 Tote aufgefunden wurden. Das Blog Linkiesta.it stellt ein interessantes Dossier zu Flüchtlingen in Europa zusammen und stellt nebenbei die Frage, ob die Operation "Mare Nostrum", mit der italienische Behörden versuchen, möglichst viele Flüchtlinge zu retten, erfolgreich sei: "Wenn wir die Zahlen vergleichen", schreibt Lidia Baratta, "dann scheint der Erfolg gegeben. Auf der Basis der Zahlen von Migrant Files, einer von zehn Journalisten betriebenen Datenbank über Migration, sowie Daten des Blogs Fortress Europe und anderer Organisationen ist die Quote der Toten auf tausend Flüchtlinge von 39 im Jahr 2012 auf 4 im Jahr 2014 gesunken. Und das, obwohl sich die Zahlen der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Italien kommen, allein zu Beginn des Jahrs verdreizehnfacht haben (von 843 in der ersten drei Monaten 20134 auf 10.975 im gleichen Zeitraum dieses Jahres)."