Magazinrundschau - Archiv

Science

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 26.10.2021 - Science

Hunde gelten als wahre Wunderwaffen, wenn es darum geht, ungeklärte Mordfälle anhand von Geruchsspuren aufzuklären. Mitunter kann die Aussage eines Hundeführers über Schuld- oder Freispruch entscheiden. Doch in jüngster Zeit häufen sich gut begründete Zweifel, schreibt Peter Andrey Smith. "Australische Daten belegen, dass die Polizei 10211 mal von nach Drogen schnüffelnden Hunden Signale bekamen. 74 Prozent der Fälle stellten sich als falscher Alarm heraus. ... Zwar gibt es dazu keine erschöpfende Datengrundlage, doch nach dem National Registry of Exonerations, einem Projekt der University Michigan Law School, wurden mindestens 17 Unschuldige wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem durch einen Schnüffelhund gewonnene Beweise sie irrtümlich hinter Gitter gebracht hatte. ... Die Anwälte Fabrican und Delger argumentieren, dass das Verhalten eines Hundes die Erwartungen seines Führers spiegeln könnten, und berufen sich damit auf eine Studie der Tierkognitionsforscherin Lisa Lit, damals an der UV Davis, aus dem Jahr 2011. Lit fand heraus, dass die Führer ihren Hunde unwissentlich Signale gaben, falsche Indikationen zu erstellen. In einem Experiment legte Lit jeden Morgen Beweistaschen mit Cannabis und Schießpulver vor und erklärte 18 Teams, dass diese Zielgerüche in einer Kirche aufzufinden sein könnten. Allerdings war die Kirche nicht entsprechend präpariert. Dennoch indizierten die Hunde in 85 Prozent aller Fälle positiv. ... Hundeführern mag es tatsächlich unmöglich sein, solche Beeinflussungen zu vermeiden, argumentierten Fabricant und Delger in ihrem Versuch, die Aussage eines Hundeführers im Redwine-Fall zu unterbinden. Ein Hund ist 'als Tier ein treuer Begleiter mit einem ausgeprägten Interesse daran, seinem Herren zu gefallen', sagten sie. Hinzu kommt: Hunde sind gerissene Beobachter unwillentlich ausgesendeter menschlicher Signale und unbeabsichtigter Hinweise. Sie beobachten die Gesichter von Menschen genau, insbesondere ihre Augen."
Stichwörter: Kriminologie, Hunde, Geruch, Cannabis

Magazinrundschau vom 10.11.2020 - Science

Gretchen Vogel zieht eine sehr lesenwerte und ausführliche Bilanz des schwedischen Ansatzes in der Coronakrise, der durch seine Lockerheit im Gegensatz zu fast allen anderen Ländern stand. Die Politik des schwedischen Gesundheitsamts Folkhälsomyndigheten (FoHM) unter Anders Tegnell führte zu ungewöhnlich heftigen Debatten in dem so sehr auf Konsens bedachten Land, schreibt sie. Ein "Vetenskapsforum Covid-19" (Wissenschaftsforum) aus Dutzenden Medizinern hat schon im April eine scharfe Kritik der offiziellen Politik veröffentlicht: "Sie besagte, dass der Preis für Schwedens Laissez-faire-Politik zu hoch war. Die kumulierte Sterberate seit Beginn der Seuche nähert sich der der Vereinigten Staaten mit ihrer chaotischen Politik an. Und das Virus hat bei den Verletzlichsten eine schockierende Ernte eingefahren. In Pflegeheimen, wo innerhalb von Wochen tausend Menschen starben, hatte es freies Spiel. Stockholms Pflegeheime verloren 7 Prozent ihrer 14.000 Bewohner an das Virus. Die große Mehrheit von ihnen wurde nicht ins Krankenhaus gebracht. Obwohl die Infektionen im Sommer zurückgingen, machen sich Wissenschaftler Sorgen über eine neue Welle im Herbst. Die Fallzahlen steigen im Großraum Stockholm, wo fast ein Viertel der Bevölkerung lebt, sehr schnell." Laut Vogel waren die Sterberaten in Großbritannien allerdings noch wesentlich höher, dafür waren die Zahlen in Norwegen oder Dänemark nicht annähernd mit den schwedischen vergleichbar.