Vom Nachttisch geräumt
Am Anfang war die Rebellion
Von Arno Widmann
14.05.2019. Vom demonstrativen Fasten- brechen bis zur Forderung nach Abschaffung der Zensur: der Verlag Orell Füssli ist seit 500 Jahren eine Topadresse der Aufklärung.In diesem Jahr feiert das Schweizer Druck- und Verlagshaus Orell Füssli seinen 500. Geburtstag. Die Schweizerische Nationalbank schenkt dem Unternehmen darum eine Festschrift. Zu Beginn der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hielt die Bank die Aktienmehrheit von Orell Füssli, seit 1995 nur noch ein Drittel. Orell Füssli druckt die Schweizer Franken. Das Unternehmen ist also im wörtlichen Sinne eine Gelddruck-Maschine. Solange man gedruckte Wertpapiere im Tresor verwahrte, war das ein weiterer Erwerbszweig der Druckerei Orell Füssli. Inzwischen wurde mancher traditionelle Bereich - zum Beispiel der Kartendruck - abgestoßen. Dafür wurde der sogenannte "Sicherheitsdruck", der Druck also von Banknoten und Ausweisen ausgeweitet und internationalisiert. Das Buch ist natürlich keine wissenschaftliche Publikation, sondern eine freundliche Festschrift. Aber ich schnappe doch so manches Detail auf und freue mich daran.
Der Gründer des Unternehmens, der aus Bayern eingewanderte Christoph Froschauer, erhielt am 9. November 1519 das Zürcher Bürgerrecht. Dieses Datum - noch ein 9. November - gilt als Gründungsdatum des Unternehmens Orell Füssli. Froschauer hatte schon 1517 die Druckerei des Vorbesitzers übernommen. Der Anfang ist also etwas spät angesetzt. Froschauer war ein Provo. Der älteste datierte Froschauer-Druck stammt vom Januar 1519. Das Blatt beschreibt einen am 1. Januar 1519 geborenen Hermaphroditen. Er wurde als göttliches Zeichen interpretiert, das den Zürchern ihre moralische Verdorbenheit vor Augen stellen sollte.
Nach einigen Besitzerwechseln landete die Druckerei 1766 bei Rudolf Füssli, der sie von seinem Vetter Johannes Heidegger übernahm. 1770 fusionierte diese Firma mit der Orell, Gessner & Co zu Orell, Gessner, Füssli & Co. Dieser Verlag war bald eine der Topadressen der europäischen Aufklärung.
Ich breche hier ab. Das sind nur ein paar wenige Informationen aus den ersten Seiten der Festschrift. Die beschäftigt sich auch mit den späteren Jahren. Sie informiert über die Entwicklung der Drucktechniken bis in die Gegenwart und - mindestens ebenso interessant - auch über die wechselnden Gesellschaftsformen der Firma. Es ist ein eindrucksvolles Beispiel wie ein Unternehmen, wenn es überleben möchte, lernen muss zu wachsen und zu schrumpfen.
Orell Füssli Holding AG: 500 Jahre Drucken Orell Füssli. Tradition und Innovation seit 1519, 256 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, 128 Euro
Der Gründer des Unternehmens, der aus Bayern eingewanderte Christoph Froschauer, erhielt am 9. November 1519 das Zürcher Bürgerrecht. Dieses Datum - noch ein 9. November - gilt als Gründungsdatum des Unternehmens Orell Füssli. Froschauer hatte schon 1517 die Druckerei des Vorbesitzers übernommen. Der Anfang ist also etwas spät angesetzt. Froschauer war ein Provo. Der älteste datierte Froschauer-Druck stammt vom Januar 1519. Das Blatt beschreibt einen am 1. Januar 1519 geborenen Hermaphroditen. Er wurde als göttliches Zeichen interpretiert, das den Zürchern ihre moralische Verdorbenheit vor Augen stellen sollte.
Nach einigen Besitzerwechseln landete die Druckerei 1766 bei Rudolf Füssli, der sie von seinem Vetter Johannes Heidegger übernahm. 1770 fusionierte diese Firma mit der Orell, Gessner & Co zu Orell, Gessner, Füssli & Co. Dieser Verlag war bald eine der Topadressen der europäischen Aufklärung.
Ich breche hier ab. Das sind nur ein paar wenige Informationen aus den ersten Seiten der Festschrift. Die beschäftigt sich auch mit den späteren Jahren. Sie informiert über die Entwicklung der Drucktechniken bis in die Gegenwart und - mindestens ebenso interessant - auch über die wechselnden Gesellschaftsformen der Firma. Es ist ein eindrucksvolles Beispiel wie ein Unternehmen, wenn es überleben möchte, lernen muss zu wachsen und zu schrumpfen.
Orell Füssli Holding AG: 500 Jahre Drucken Orell Füssli. Tradition und Innovation seit 1519, 256 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, 128 Euro
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