Vom Nachttisch geräumt
Ehrgeiz und Geltungsbewusstsein
Von Arno Widmann
02.07.2018. Wie Jayne Mansfield weiß auch die AfD, dass es keine schlechte Presse gibt, warnt der CDU-Politiker Gert Hoffmann in seiner Autobiografie.![](https://www.perlentaucher.de/cdata/K2/T13/A10382/hoff.jpg)
Hoffmann schreibt: "Für damals wie heute galt und gilt: Je mehr Aufmerksamkeit Öffentlichkeit und Medien einer Splittergruppe schenken, desto mehr Auftrieb verschafft ihr das. Ist doch oft - wie auch sonst in der Politik - Ehrgeiz und Geltungsbewusstsein ein wichtiger Antrieb und nichts demotivierender, als wenn man gar nicht wahrgenommen wird. Auch die NPD wurde erst durch die Medien großgemacht."
Über den NPD-Erfolg - 9,8 Prozent - bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg am 28. April 1968 schreibt Hoffmann: "Über Nacht waren die Berichte über Dutschke (der war am 11. April niedergeschossen worden) und die APO von denen über Thadden und die NPD überlagert. Die gesamte internationale Presse konzentrierte sich auf das Ereignis und die Folgen, und das schmeichelte wiederum jedem NPD-Anhänger und motivierte ihn."
Wer sich daran erinnert, wie er nach der Demo sorgsam darauf achtete, dass er um 20 Uhr vor einem Fernseher saß, um zu sehen, wie die eigenen Taten eingeschlagen hatten, der wird davon ausgehen, dass zum Beispiel die Anhänger der AfD sich über jede Erwähnung ihrer Aktivitäten freuen. Schon Jayne Mansfield hatte verstanden, dass es nicht darauf ankam, ob die Presse gut oder schlecht über sie schrieb, das Genre der Filmkritik gar erreichte den Sexstar überhaupt nicht. Sie wusste: "Hauptsache, die Leute merken sich meinen Namen".
Gert Hoffmann: Von Irrwegen in die Verantwortung - Zeitzeuge und Gestalter in bewegten Zeiten, Klartext Verlag, 488 Seiten, Fotos, 29,95 Euro
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