In der
FAZ ist Josef Schuster skeptisch, was eine Neuformulierung von
Artikel 3 des Grundgesetzes angeht, die auf den Begriff "Rasse" verzichten will. Er erkennt die gute Absicht, ist sich aber nicht sicher, ob das reicht: "Dass es keine menschlichen Rassen gibt, ist heute gesellschaftlicher Konsens. Die deutsche Geschichte lehrt uns aber, dass es nicht immer so gewesen ist. Und gegen genau diese NS-Ideologie schafft der Artikel 3 des Grundgesetzes
ein Bollwerk."
Die
taz beglückt uns heute mit
12 Seiten "antiantifeminismus" in lila. Das Weltbild ist in den meisten Artikeln jedoch eher schwarz-weiß: Hier der linke Feminismus, dort Rechte, "Antidemokrat*innen und religiöse Fundamentalist*innen" und alle anderen. Sandra Ho macht das klar, wenn sie den Begriff
Antifeminismus definiert, der weiter gefasst sei als der gute alte Sexismus: "Hinter antifeministischen Angriffen stecken fast immer
organisierte Akteur*innen, die eine politische und ideologisch motivierte Botschaft senden", erklärt sie. "So können verschiedenste Akteur*innen unterschiedlicher Ideologien einen gemeinsamen Nenner in ihren antifeministischen Einstellungen finden. Wissenschaftler*innen, die auf
längst widerlegten Biologismen beharren, teilen mit rechten Politiker*innen cis-heteronormative Geschlechtervorstellungen, die Geschlechterrealitäten außerhalb gewisser traditioneller Normen diskriminieren." Und schwupps hat man Feministinnen, deren Meinung einem nicht passt, in einer Ecke mit Rechten und religiösen Fundamentalisten.
Mit dem Argument, man müsse die "Kultur" anderer Länder respektieren, drücken sich
westliche Linke gern davor, die
Proteste gegen das Kopftuch in Afghanistan oder im Iran zu unterstützen,
kritisiert Gilda Sahebi, aus deren Buch
"Unser Schwert ist Liebe" die
taz einen Ausschnitt vorabdruckt: "Ausgerechnet diejenigen, die vorgeben, antikolonialistisch und antiimperialistisch zu denken, verfallen in eine in der Konsequenz
rassistische Argumentation. Denn wenn die Befreiung vom Kopftuch eine 'westliche' Idee ist, sind auch die
Selbstbestimmung der Frau und die
Gleichberechtigung der Geschlechter 'westliche' Werte. Kulturrelativismus bedeutet eben auch einen Relativismus der Werte. Bestimmte Werte gibt es in dieser Logik nur im Westen, Frauen im sogenannten Nahen Osten haben damit nicht dasselbe Bedürfnis nach Freiheit wie Frauen im Westen." Diesen Vorwurf
bestätigt indirekt auch die Theologin Gunda Werner, wenn sie in der taz den
christlichen Kirchen vorwirft, ihr konservativer Antifeminismus sei Grundlage ihrer Gender-Kritik, von anderen Religionen aber schweigt.
Der Autor
Fikri Anıl Altıntaş beklagt in der
taz, "toxische Männlichkeit" werde in Deutschland immer nur
migrantischen Männern zugesprochen. Aber das Männlichkeitsproblem lasse sich nur in einem
größeren Kontext lösten: "Wir stehen vor einem Problem und müssen uns als Gesellschaft verändern. Das heißt aber auch zu realisieren, dass
mit Rassismus noch nie feministische Utopien gelungen sind. Alle Männer, und besonders 'migrantische', müssen verstehen, dass intersektionaler Feminismus auch für sie ein Ausweg sein kann. Weniger Druck verspüren, ständig hart sein zu müssen, weniger gewalttätig zu sein, mehr Zärtlichkeit in sich und mit anderen finden. Gleichzeitig gehört der Kampf gegen Rassismus eben auch dazu und auch, Teil feministischer Kämpfe zu werden."
Außerdem im
taz-Dossier: Im
Interview mit der
taz spricht die Historikerin
Ute Planert über
Antifeminismus im Kaiserreich und Parallelen zur Gegenwart.
In
Afrika werden
Homosexuelle noch immer fast durch die Bank weg kriminalisiert, berichtet Claudia Bröll in der
FAZ anlässlich eines Urteils in Kenia, das Abhilfe schaffen wollte und dafür massiv kritisiert wird. "Homosexualität gilt nicht nur im Osten Afrikas als Verbrechen. Von den
69 Ländern, die gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Strafe stellen, befinden sich nach Angaben der Organisation 'Human Rights Watch'
33 in Afrika. Nur in einem afrikanischen Staat, in Südafrika, sind gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt. ... Zur Rechtfertigung verweisen Befürworter regelmäßig
auf die Bibel,
den Koran und den angeblichen Schutz
traditioneller Werte. Auch das Argument, Homosexualität sei 'unafrikanisch' und ein '
westliches'
Phänomen ist immer wieder zu hören. Es trifft vor allem in den Bevölkerungen auf positive Resonanz, die sich von westlichen Regierungen weiterhin bevormundet fühlen."