9punkt - Die Debattenrundschau - Archiv

Kulturmarkt

287 Presseschau-Absätze - Seite 1 von 29

9punkt - Die Debattenrundschau vom 26.04.2023 - Kulturmarkt

Wohl keine Veranstaltung wurde stärker von der Coronakrise geschädigt als die jetzt endlich mal wieder beginnende Leipziger Buchmesse, die dreimal ausfallen musste. Die Gesellschafter der Messe, das Land Sachsen und die Stadt Leipzig, haben nun alles getan, um den Anschein eines Business as usual wiederherzustellen, schreibt Andreas Platthaus in der FAZ, und auch "der Bund steuerte drei Millionen Euro Unterstützung bei, sodass man für die diesjährigen Aussteller günstige Neustartbedingungen ermöglichen konnte. Trotzdem wird deren Zahl um ein Fünftel auf rund zweitausend zurückgehen. Was in Leipzig befürchtet worden war, ist teilweise eingetreten: dass die mehrjährige Pause ein Nachdenken seitens der Kundschaft über die Entbehrlichkeit der Messe provozieren könnte. Auch die FAZ gehört zu den langjährigen Stammgästen, die nun nicht wieder in Leipzig antreten." Mehr zur Buchmesse in Efeu.

Beim Corona-Hilfspaket "Neustart Kultur" gab es relativ unbürokratisch schnelle Hilfen unter anderem auch für den Literaturbetrieb. Verteilt wurde das zur Verfügung gestellte Geld durch Zwischenstationen, etwa den Börsenverein des Deutschen Buchhandels oder die VG Wort. Ein Rechercheteam von Dlf Kultur hat sich die Förderlisten nun genauer angesehen und dabei entdeckt, dass auch Verlage aus dem völkisch-rechten Rand bei der Staatsknete beherzt zugegriffen haben und sich ihre Projekte fördern ließen, unter anderem für Veröffentlichungen aus dem Kubitschek-Umfeld. "Deutlich problematischer wird es an anderer Stelle. Da ist etwa Martin Wageners Buch 'Kulturkampf um das Volk', gefördert mit 7.500 Euro: Es wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz nach Berichten des rbb-Magazins "Kontraste" in Teilen als extremistisch eingestuft."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 20.01.2023 - Kulturmarkt

Der C.H. Beck Verlag hat sich nach Kritik von Hans-Georg Maaßen getrennt, der an einem Grundgesetzkommentar des Hauses mitgearbeitet hat. Für Benedict Neff "ein Lehrbeispiel, wie Menschen mit unangepassten Meinungen aus dem Verkehr gezogen werden. Die medialen Mechanismen sind perfid", schrieb er gestern in der NZZ. In der Welt sieht das Mladen Gladic anders: Das Fass zum Überlaufen brachte ein Tweet vom 13. Januar, in dem Maaßen schrieb: "Die treibenden Kräfte im politischen-medialen Raum" hätten einen "eliminatorischen Rassismus gegen Weiße" im Sinne. Gladic hätte sich vom Verlag allerdings ein deutlicheres Statement gewünscht: "Gerade in einem Fall wie dem Maaßens wären klarere Gründe und Belege zu nennen, warum er untragbar ist. Dass es sie gibt, steht außer Frage, genauso wie es außer Frage steht, dass sich ein Verlag nicht in der Position sehen will, mit seinem guten Namen politisch fragwürdige Positionen, werden sie auch außerhalb des Verlagsprogramms getätigt, zu adeln. Schon stehen nämlich diejenigen in den sozialen Medien Schlange, die insinuieren, C.H. Beck sei eingeknickt, hätte sich von politisch interessierten Kampagnen abhängig gemacht. Die Rede von 'Druck' auf den Verlag aber verkennt, dass eine demokratische Öffentlichkeit davon lebt, mit Argumenten für die eigenen Überzeugungen einzustehen."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 19.01.2023 - Kulturmarkt

Hans-Georg Maaßen hat seine Mitarbeit beim Verlag C. H.Beck gekündigt und kam somit einer Kündigung durch den Verlag zuvor (Unsere Resümees), meldet die NZZ mit ela. "In der Mitteilung des Verlags heißt es, man habe den Verlagsvertrag mit Maaßen beenden wollen. Daraufhin habe Maaßen am Dienstag diesen selbst gekündigt. Weiter schreibt der Verlag, er wolle sich nicht in die Auseinandersetzungen der Tagespolitik verstricken lassen, dies gebiete die Neutralität. Zwar sei die Kommentierung von Maaßen zum Grundgesetz fachlich nicht zu beanstanden. Doch habe Maaßen durch seine öffentlichen Äußerungen zu einer fortschreitenden Polarisierung beigetragen."
Anzeige

9punkt - Die Debattenrundschau vom 10.01.2023 - Kulturmarkt

Hans-Georg Maaßens Corona-Äußerungen sind bedenklich, gewiss, aber sein Grundgesetzkommentar stammt aus dem Jahr 2009 und ist politisch unbedenklich, antwortet Andreas Rosenfelder heute in der Welt auf die Forderung des SZ-Kollegen Ronen Steinke, Maaßen die Plattform eines Grundgesetzkommentars im Verlag C.H. Beck zu entziehen (unser Resümee). Steinke beziehe sich auf den Maaßen-Kollegen Stefan Huster, der ein "Störgefühl" bekannte, neben Maaßen in dem Kommentar zu stehen. Aber Huster ist nicht irgendwer, so Rosenfelder: "Nicht nur, weil der Professor aus Bochum selbst dafür berüchtigt ist, Kritik auf Twitter mit Pöbeleien zu kontern - und etwa Journalisten, die über seine umstrittene Rolle als Vorsitzen der des Corona-Sachverständigenrats berichteten, als 'Heckenschützen' und 'die wahren Totengräber einer freiheitlichen Demokratie' zu beschimpfen, zu schweigen vom Fake-NewsVorwurf, den Huster inflationär gegen für ihn unvorteilhafte Medienberichte erhebt."

In der FAZ ist Patrick Bahners mit der Argumentation des Beck Verlags, der an seinem Autor Maaßen festhalten will, ganz und gar nicht einverstanden: "Sie sehen ihn als einen durch Doktorarbeit und Beamtentätigkeit ausgewiesenen Fachmann, dessen Kommentierung kunstgerecht gearbeitet sei und nichts Verfassungswidriges enthalte. Maaßens politische Kommentatorentätigkeit in Medien des rechten Randes bewerten sie als Privatsache. Es entfällt jede Erwägung darüber, wie sich der Stil von Maaßens öffentlichen Interventionen mit der Sachlichkeit verträgt, die man vom Juristen, vom Beamten und ganz besonders vom Verfasser juristischer Kommentarliteratur verlangt." Für Bahners ist Maaßen "der Advokat des teuflischen Zweifels an der Verfassungsmäßigkeit der deutschen Staatsgewalt".

9punkt - Die Debattenrundschau vom 09.01.2023 - Kulturmarkt

Hans-Georg Maaßen, ehemals der höchste Verfassungsschützer, ist heute in die verschwörungstheoretische bis rechtsextreme Ecke abgewandert. Untreu geworden ist er sich dabei nicht, stellt Ronen Steinke in der SZ klar, denn schon in seiner Dissertation aus dem Jahr 1997, erschienen im juristischen Verlag C.H. Beck, vertrat Maaßen sehr weit rechtsstehende Positionen zum Asylrecht. Das hinderte ihn bekanntlich nicht an einer fulminanten Karriere. Noch hält der Verlag Maaßen die Treue. Steinen schildert den juristschen Verlag C.H. Beck als "übermächtig", weil seine Kommentare maßgeblich für der Jurastudium sind und teilweise den Studenten staatlich verordnet werden. Und "in einem Grundgesetz-Kommentar des Beck-Verlages, dem 'Epping/Hillgruber', darf (Maaßen) weiterhin einen Passus kommentieren. Das heißt, er darf Richterinnen und Richtern für deren alltägliche Praxis erläutern, was höchste Gerichte zum Verfassungsrecht sagen und meinen. Es sind die Grundgesetz-Artikel 16 und 16a, für die Maaßen weiterhin zuständig ist. Ja, richtig: Das ist das Grundrecht auf Asyl. Ausgerechnet." Seinen Kollegen Stefan Huster dagegen, der ebenfalls für das Werk kommentierte, hat der Verlag nach Protest gegen Maaßen geschasst!

9punkt - Die Debattenrundschau vom 07.01.2023 - Kulturmarkt

Amazons Algorithmen sortieren Bücher stets auf ein Maximum an Diversifizierung bedacht, oft jedoch recht sinnfrei in den Verkaufscharts, Marc Reichwein erinnert in der Welt daran, dass Robert Harris' Nazi-Thriller "Munich" einst als Bestseller in der Kategorie "Gay & Lesbian Political & Social Issues" geführt wurde. Oder: "So firmiert 'Nur noch ein einziges Mal' von Colleen Hoover zum Zeitpunkt der Abschrift dieses Artikels als 'Nr. 1 in Literatur über Mobbing für junge Erwachsene', zeitgleich aber auch als 'Nr. 1 in WohlfühlLiteratur'. Innere Widersprüche kennt das MaschinenRanking nicht... Die klassische Bestsellerliste lebte von der Suggestion, Übersichtlichkeit zu erzeugen und gesellschaftliche Reichweite beanspruchen zu k önnen (ob dem wirklich immer so war - geschenkt). Amazons digitale Live-Verkaufscharts, die wie ein Baumdiagramm verzweigen und in Special-Interest-Rankings münden, führen die klassische Ranking-Idee, Orientierung bieten zu wollen, durch Desorientierung ad absurdum."
Stichwörter: Amazon, Bestseller

9punkt - Die Debattenrundschau vom 03.01.2023 - Kulturmarkt

Der Absatz der Buchbranche sank um 4,6 Prozent, meldet die FAZ unter Bezug auf Äußerungen Peter Kraus vom Cleffs vom Börsenverein. Die Branche sieht sich dennoch gezwungen, die Preise zu erhöhen. "Der durchschnittliche Buchpreis stieg dem Börsenblatt zufolge deutlich an: insgesamt um 4,9, in der Belletristik um 5,9 Prozent. Vor allem Kinder- und Jugendbücher wurden demnach deutlich teurer, Vorlesebücher um siebzehn, Bilderbücher um dreizehn Prozent. Wie schon im Vorjahr ist der entscheidende Kostenfaktor der gestiegene Papierpreis. Papier wird unter anderem deshalb knapp, weil laut Bundesverband Druck und Medien viele Hersteller inzwischen auf Kartonagen umgestellt hätten."
Stichwörter: Buchbranche

9punkt - Die Debattenrundschau vom 29.12.2022 - Kulturmarkt

Ein für die Kulturbranchen eher deprimierendes Jahr geht zu Ende, und der Buchreport präsentiert wie zum Hohn noch die Jahresbestsellerliste des Spiegel:

9punkt - Die Debattenrundschau vom 13.12.2022 - Kulturmarkt

Der stationäre Buchhandel braucht neue Strategien, um mit seinem Publikum zu kommunizieren. Maria-Christina Piwowarski von der Berliner Buchhandlung Ozelot preist im Gespräch mit Carolina Schwarz von der taz Instagram: "Die Frage ist für mich nicht, ob man Instagram braucht, sondern warum man etwas nicht nutzen sollte, was so gut funktioniert. Es hält eine Community zusammen, die literarisch interessiert ist. Wenn man es schafft, seinen eigenen Ton und einen Wiedererkennungswert zu schaffen, dann ist ein Instagram-Account wie ein Schaufenster nach draußen. Warum sollte man das nicht nutzen? Klar muss man sich überlegen, wie viel Persönliches man teilen möchte. Aber alle, die ich überzeugt habe, sich dort anzumelden, sind begeistert. Denn die Buch-Community ist wahnsinnig sympathisch und es macht einfach Spaß sich mit den superbibliophilen Menschen auszutauschen."
Stichwörter: Buchhandel, Instagram

9punkt - Die Debattenrundschau vom 02.12.2022 - Kulturmarkt

Die "Sozialistische Verlagsauslieferung" hat Pleite gemacht, berichtet Josef-Otto Freudenreich in kontext. Für kleine und sehr kleine Verlage klingt das wie eine mittlere Katastrophe, denn die "Sova" sorgt dafür, dass ihre Titel noch in den Buchläden zirkulierten. Aber "auch die Linken bestellen heute bei Amazon, kaufen bei Wittwer/Thalia & Co. ein, wo sie die Kleinen meist nicht finden. Zu winzig für die Großen, kein Platz mehr neben der Spiegel-Bestsellerliste. Bürgerliche Auslieferer wie die Stuttgarter Koch, Neff & Oetinger, heute 'Zeitfracht', nehmen die kleinen Chargen nicht mit. Der ökonomische Druck ist gewaltig, Lager-, Papier- und Energiekosten fragen nicht nach der Gesinnung, der Kampf um Aufmerksamkeit wird immer teurer, das Budget der Lesenden geringer." Zu den betroffenen Verlagen gehören zum Beispiel Konkursbuch oder die Edition Tiamat.
Stichwörter: Buchhandel, Verlagsbranche