A Lai

Zhan Dui. Geschmolzenes Eisen

Die Legende von Khampa
Cover: Zhan Dui. Geschmolzenes Eisen
Bacopa Verlag, Schiedlberg 2021
ISBN 9783991140139
Gebunden, 360 Seiten, 34,80 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Cord Eberspächer und Beidi Meng. Dies ist ein ungewöhnliches Buch. Auf den ersten Blick handelt es sich um die Übersetzung eines chinesischen historischen Romans ins Deutsche. Das ist auch nicht falsch. Allerdings handelt es sich weder um einen Roman, noch behandelt der Autor A Lai hier ein chinesisches Thema, wie es der westliche Leser gewohnt sein mag. Wie der Autor selbst in seinem Vorwort schreibt, ist dieses Buch kein fiktiver Roman. Es ist auch keine historische Erzählung, denn nichts an dem Inhalt ist von A Lai erdacht worden. Es ist am ehesten eine Kompilation, also eine Zusammenstellung von Materialien, Fundstücken, Dokumenten und mündlicher Überlieferung, die A Lai anfangs nebenbei, später aber in unermüdlicher Kleinarbeit und gründlicher Recherche zusammengetragen hat. Wie der Autor selbst sagt, stieß er zufällig auf die Geschichte Zhan Duis, wurde von ihr immer mehr gefangen genommen und begann, ihre Spuren Stück für Stück freizulegen. Es war gar nicht notwendig, sich etwas auszudenken, denn die Geschichte erzählt sich selbst. A Lai hat die komplexe Aufgabe übernommen, sie auszugraben, in Form von Schriften und Zitaten sprechen zu lassen und sie so zu arrangieren, dass sie für den Leser in geschlossenes Narrativ ergibt.
Dieser Prozess erfordert sicher nicht weniger Arbeit und Geduld, Kreativität und Fantasie wie das Verfassen eines richtigen Romans. Auf der anderen Seite ist Zhan Dui kein bloßes Geschichtsbuch. A Lai ist kein Historiker und erhebt auch nicht den Anspruch, hier eine wissenschaftliche Abhandlung vorzulegen - auch wenn das authentische Material dafür durchaus taugen würde. Der Autor nutzt seine Fähigkeiten als Erzähler und erschafft eine Geschichte aus der Realität. Dabei kann er sich größere Freiheiten als ein Historiker leisten und so webt er offizielle Dokumente wie den Schriftverkehr zwischen hohen chinesischen Beamten in Sichuan und dem Kaiser zusammen mit Fundstücken aus lokalen Chroniken und anderen Quellen und bereichert unser Bild von den Vorgängen um Zhan Dui durch Volkserzählungen und Legenden - unabhängig davon, ob sie nun wahre Geschichten transportieren oder nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2022

Der hier rezensierende Sinologe Wolfgang Kubin empfiehlt diesen "Dokumentarroman" des tibetisch-chinesischen Schriftstellers A Lai. Dem Autor gelingt es laut Kubin, ein differenziertes, etwas anderes Bild von Tibet und dem Dalai Lama zu entwerfen, als wir es kennen. Nicht Frieden und Eintracht prägen das Land bei A Lai, sondern Rückständigkeit und Krieg. Die "flüssige" Übersetzung von Cord Eberspächer und Beidi Meng führt Kubin ins alte Zhandui an der Grenze zum noch unbesetzten Tibet und entlang der letzten 200 Jahre seiner Geschichte, die der Autor mit Betrachtungen zum neuen China untermalt, wie Kubin erklärt. Entstanden ist ein sachlich gehaltenes "Bild von unten", das laut Kubin nur gestört wird durch eine Reihe von Druckfehlern und einige stilistische Mängel.
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