Christian Kuchler

Lernort Auschwitz

Geschichte und Rezeption schulischer Gedenkstättenfahrten 1980-2019
Cover: Lernort Auschwitz
Wallstein Verlag, Göttingen 2021
ISBN 9783835338975
Gebunden, 275 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Der Debatte um verpflichtende Besuche in KZ-Gedenkstätten für alle deutschen Schülerinnen und Schüler fehlt häufig etwas Grundsätzliches: Grundlegende Ergebnisse zum Lernerfolg solcher Schulfahrten. Auf Basis erstmals ausgewerteter Quellen untersucht Christian Kuchler schulische Auschwitz-Besuche der letzten vier Jahrzehnte. Deutlich wird dabei, wie Schülerinnen und Schüler ihre Zeit am historischen Ort wahrnehmen und bis in die Gegenwart reflektieren. Thematisiert werden beispielsweise die Ängste der Schülerinnen und Schüler im Vorfeld ihrer Ankunft in Oświęcim und der Umgang der Lernenden mit den von der Gedenkstätte ausgelösten Emotionen. Neben der Wahrnehmung der Gedenkstätte unmittelbar nach dem Besuch nimmt der Autor auch den langfristigen Lernerfolg des Aufenthalts am "Lernort Auschwitz" in den Blick.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.05.2021

Mit großer Aufmerksamkeit hat Barbara Distel, die selbst über drei Jahrzehnte die KZ-Dachau Gedenkstätte leitete, diese Studie gelesen. In vielen Ergebnissen und Folgerungen scheint sie dem Autor zuzustimmen - etwa dass Schüler und Lehrer oft besser vorbereitet sein müssten und dass immer wieder dieselben Ergebnisse erzielt werden, also ein Beeindrucktsein von den Ausmaßen des Geländes von Auschwitz und von der Sammlung persönlicher Gegenstände der Ermordeten. Sie führt seine positive Würdigung solcher Gruppenfahrten an, warnt aber, wie der Autor auch, vor zu hohen Erwartungen - etwa einer Immunisierung gegen "Antisemitismus und Rassismus". Lobend erwähnt sie den Film "Am Ende kommen die Touristen", der die Problematik der deutschen Freiwilligen in der Gedenkstätte und die des Massentourismus ausleuchtet. Zudem sei der Einsatz neuer Medien oft unbefriedigend, da stimmt sie dem Autor zu. Die Kritikerin bedauert sehr, dass der Ausblick in die Zukunft im Buch eher pessimistisch ist, äußert sich aber nicht dezidiert über die Gründe. Immerhin erwähnt sie, dass seit 2018/19 von der Gedenkstätte nur noch Besuche "auf der Grundlage polnischer Geschichtspolitik" zugelassen würden.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.04.2021

Rezensent Holger Thünemann empfiehlt Christian Kuchlers Studie zum Lernort Auschwitz. Was der Besuch der Gedenkstätte bei Schülern kurz- und längerfristig bewirkt, hat der Autor anhand von "Reiseberichten" und Schülerbefragungen eruiert. Für Thünemann eine informative Lektüre, die sowohl Lernerfolge bei den Schülern verdeutlicht als auch zur Skepsis mahnt, da oft eine einseitige Auseinandersetzung mit dem Thema erkennbar ist, wie der Rezensent erkennt. Auch wenn für ihn nicht alle Befunde des Bandes neu sind, stellen sich Thünemann beim Lesen doch wichtige Fragen zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Shoah in der Gegenwart und in der Zukunft.
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