Klappentext
Kaum ein Linksintellektueller überlebte mehr Regimewechsel und war auf so unterschiedliche Weise wirksam wie Hermann Budzislawski: ob in der Nachfolge von Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky als Leiter der "Weltbühne" nach 1933, als Mitarbeiter von Dorothy Thompson in den USA oder als prägende Figur der sozialistischen Journalistik in der DDR. Budzislawski gelang es mit erstaunlicher Wendigkeit, nicht nur alle existenziellen Bedrohungen zu überstehen, sondern sich auch immer wieder neu Einfluss zu verschaffen. Daniel Siemens' spannende Biographie entwirft zugleich ein komplexes Panorama des 20. Jahrhunderts. Sie lotet die Freiheitsspielräume sozialistischer Politik aus und fragt nach dem Preis von politischer Anpassung und Widerstand.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2022
Rezensent Alexander Gallus lernt in Daniel Siemens "Hinter der Weltbühne" viel Neues über den Journalisten Hermann Budzislawski. Der Geschichtsprofessor aus New Castle zeichnet darin mithilfe von akribischer Quellenarbeit und erzählerischer Qualität ein vielschichtiges, differenziertes Bild der Person und ihrer Zeit, wodurch Budzislawski, für seine sozialistische Grundhaltung und seine Arbeit als zeitweilige Leitung der Weltbühne bekannt, zu der auch Thomas Mann gehörte, mal in hellerem Licht steht als gewohnt, ohne zum Helden überzeichnet zu werden, lobt Gallus. Ein gelungenes, kritisch-sympathisches Porträt von Siemens, das die Figur Budzislawski weder zum liberalbürgerlichen Intellektuellen noch zum DDR-Agenten macht, schließt der Rezensent, der das Buchm mit Spannung gelesen hat.
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buecher.deRezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2022
Der in Newcastle lehrende Historiker Daniel Siemens füllt, wie Rezensent Jens Bisky erklärt, eine Lücke mit seiner Biografie des Journalisten Hermann Budzislawski, der erst im Exil und dann später in der DDR die Nachfolge-Blätter von Carl Ossietzkys "Weltbühne" herausgab. Bisky weiß zu schätzen, dass Budzislawski dabei die Konturen erhält, die ihm bisher fehlten: Als linker Sozialdemokrat im Prager Exil, als Vertrauter Bertolt Brechts in den USA und dann als Kommunist, der in der DDR einem etwas verstaubten Ideal des bürgerlichen Sozialismus anhing. Dass er in der DDR stets ein wenig außen vor blieb, erklärt sich Bisky auch mit Ressentitment gegenüber seiner jüdischer Herkunft, allerdings macht der Rezensent auch deutlich, dass Budzislawski weder als Journalist noch als Persönlichkeit besonders herausragte.
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