Francois-Rene de Chateaubriand

Geist des Christentums

Cover: Geist des Christentums
Morus Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783875544015
Gebunden, 708 Seiten, 49,80 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Jörg Schenuit. Mit einem Vorwort von Brigitte Sändig. Die poetische und geschichtliche Suche, auf die sich Chateaubriand dabei begibt, ist zutiefst persönlich motiviert. Der Autor selbst hat unter dem Einfluss der modernen Tendenzen seinen Glauben verloren. jahrelang lebt er als Libertin. Doch er hatte den Glauben auch in diesen Jahren noch nicht ganz aufgegeben, fühlte er sich doch nach eigenem Zeugnis hin- und hergerissen zwischen Glaube und Zweifel. Obwohl er sich in Geist des Christentums auf die Seite des Glaubens schlägt, bleibt seine Zerrissenheit spürbar, speziell in dem berühmten Kapitel "Das Unbestimmte in den Leidenschaften" (Du vague des passions). In dieser melancholischen Zerrissenheit liegt die Modernität des Buches. Der Autor will zwar zurück in den Glauben, und bekennt dies auch unaufhörlich, aber er kann es nicht, ohne die Bedingungen der Moderne: das Zweifeln und Prüfen, zu akzeptieren. Die Rezeption hat deshalb bei Chateaubriand von einer Modernität wider Willen gesprochen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.06.2005

Alexander Kissler empfiehlt mit Nachdruck, Chateaubriands 1802 erstmals erschienenen "Geist des Christentums" neu zu entdecken, wofür die vom Berliner Morus Verlag jetzt besorgte Neuausgabe getrost zum Anlass genommen werden dürfe. Das Werk sei im Kern ein "Gottesbeweis", den der Rezensent wie folgt zusammenfasst: "Weil der Mensch melancholisch ist, muss es einen richtenden Schöpfergott geben." Der Autor rechtfertige die weltanschauliche Überlegenheit des Christentums mit der Schönheit seiner Rituale, seiner Kunst und seiner Erzählung, um letzten Endes Gott als Instanz zu etablieren, die den Menschen vor seiner Selbstdestruktion zu bewahren vermag, wie der Rezensent resümiert. Nahtlos reiht sich Kissler ein in die Riege der Bewunderer Chateaubriands, von denen er Victor Hugo, Andre Gide und Roland Barthes zitiert. Letzterer habe übrigens die "'unbegreifliche, atemberaubende Schönheit' der Sprache" gerühmt - der Umstand, dass die Biedermeier-Übersetzung von Hermann Kurz aus dem Jahre 1844, die der Neuedition zugrunde liegt, davon nicht allzuviel bewahrt, lässt den Rezensenten eine Neuübersetzung fordern. Einen durchgängigen Kommentar vermisst er in der Neuausgabe ebenfalls. Dennoch legt Kissler uns mit dem "Geist des Christentums" ein "anmaßendes, selbstverliebtes, schillerndes, nie verzagtes Unterfangen" ans Herz.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2005

Unzufrieden zeigt sich Rezensent Kurt Flasch mit dieser Neuedition von Francois Rene de Chateaubriands "Geist des Christentums", einem Hauptwerk und Bestseller der französischen Romantik. Bevor er auf die von Jörg Schenuit herausgegebene Edition selbst eingeht, widmet sich Flasch ausführlich Chateaubriands Apologie des Christentums: Das Werk sei ein "zugleich wehmütiger Rückblick und energisch-konservatives Zukunftsprogramm, geschrieben im neuen, sentimental-vibrierenden Stil, gezeichnet von Weltschmerz und willentlich-forciert überwundener Skepsis, ein Anti-Voltaire". Chateaubriand wolle nicht nur seinen persönlichen Glauben bezeugen und die Geschichte des Christentum schreiben, sondern die Wahrheit des christlichen Glaubens- und Lebenssystems beweisen, und zwar nicht mehr mit den alten "metaphysischen Argumenten", sondern indem er die Poesie der alten Wahrheit zeige. Sein Beweisanspruch streife das Lächerliche, befindet Flasch. Chateaubriand nehme die Metaphysikkritik von Hume oder Kant nicht zur Kenntnis, von seinen zahlreichen Fehldatierungen und Fehlinterpretationen ganz zu schweigen. Dennoch: Auch wenn das Werk von "bestreitbarem intellektuellen Gehalt" sei, sieht Flasch darin ein "großes literarisches Ereignis". Diesem wird die Neuedition zu seinem Bedauern nicht gerecht. Die deutschen Leser hätten Besseres verdient als die "oberflächliche Bearbeitung der alten Übersetzung von 1844", ärgert sich Flasch, zumal die "Bearbeitung" eine Reihe grammatischer Fehler im Deutschen stehen gelassen oder hervorgebracht habe. Auch dass Kapitelnummerierung und die meisten Anmerkungen des Autors gestrichen wurden, geht ihm gegen den Strich. Schließlich moniert er den Stil der überarbeiteten Übersetzung: Sie neige zu "hohlem Pathos", so Flasch, wo das Original "gefühlvoll, aber einfach" sei.
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