Gottfried Benn, Ernst Jünger

Gottfried Benn, Ernst Jünger: Briefwechsel 1949-1956

Cover: Gottfried Benn, Ernst Jünger: Briefwechsel 1949-1956
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2006
ISBN 9783608936193
Gebunden, 154 Seiten, 14,50 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Holger Hof. Dieser kleine Austausch zweier großer Autoren der literarischen Moderne, die im Feuilleton so gern in einem Atemzug genannt werden, kreist um die Themen ihrer Bücher, um Drogen, das Reisen und kulturpolitischen Klatsch. Er ist aber auch das Dokument der Empfindlichkeiten und der Konkurrenz zweier sprachlich und gedanklich eminent radikaler Autoren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.07.2006

Elegisch beginnt der Rezensent Martin Meyer mit einem Abgesang auf Kultur, Kunst und Sprache des Briefzeitalters. Alles vorbei, klagt er, aber in einem Briefwechsel wie diesem doch noch einmal aufzusuchen. Die Faszination allerdings gilt eher dieser Tatsache im allgemeinen, denn insgesamt klingt das, was Meyer über das, was zwei einander nicht sehr Nahe hier sich mitzuteilen haben, nicht nach einer aufregenden Begegnung im Medium der Schriftkultur. Grundsatzdiskussionen über Gott, Transzendenz, Welt, Dichtung und Stand der Kultur finden sich, so der Rezensent doch etwas enttäuscht, so gut wie gar nicht. Besprochen wird eher Banales, Nebensächliches. So wird die Mitteilung Benns an Jünger zitiert, in Reihe 12 habe er sich auf dem PEN-Kongress denn doch nicht niederlassen wollen. Im wirklichen Leben begegnet sind die beiden sich nur einmal, und wie das nun war, lässt sich dem Briefwechsel auch nicht recht entnehmen. Um darüber mehr zu erfahren, muss man dann im literarischen Werk nachlesen, stellt Meyer fest, etwa in Jüngers Band "Annäherungen" aus dem Jahr 1970.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.06.2006

Nicht sehr spannend und auch das Verhältnis der beiden Autoren nicht wirklich erhellend fand Rezensent Stephan Speicher den Briefwechsel zwischen Gottfried Benn und Ernst Jünger. Bei den "gerade 50 kleinformatigen Seiten" handelt es sich Speichers Informationen zufolge nämlich um "meist nicht mehr als konventionelle Gelegenheitspost", also Wünsche zu Jahreswechseln und Geburtstagen sowie Widmungen von Neuerscheinungen. Substanzielles scheint sich allerhöchstens zwischen den Zeilen zu befinden, wenn beispielsweise der Rezensent in einer Benn-Formulierung plötzlich Anspielungen auf das "Kulissenhafte, Aufgespreizte" heraushört, das aus seiner Sicht "Jüngers Romane gefährdet". Vor dem "berühmten Kollegen" habe sich jeder der beiden erfolgreich verborgen, resümiert Speicher schließlich. Die "ausgiebigen Kommentare" füllen zwar das schmale Buch, nicht jedoch die Informationsdefizite des Rezensenten über die Natur dieser Autorenbeziehung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.06.2006

Schmal, aber "fein" sei dieser Briefwechsel, heißt es lakonisch bei Rezensent Gustav Seibt, doch die wirklich interessanten Dinge könne der Leser im umfangreichen Anmerkungsapparat finden. Seibt skizziert kurz, wann und zu welchem auch strategischen Zweck die beiden Widerständler gegen deutsche Biedermeierei sich nach dem Krieg ein wenig und auch nur sehr distanziert angefreundet hatten. Gottfried Benn habe sich allen Annäherungsversuchen Ernst Jüngers immer wieder entzogen und habe auch sehr verschnupft reagiert, wenn er in der verachteten Öffentlichkeit immerzu mit dem vermeintlichen Gesinnungsgenossen in einen Topf geworfen wurde.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.04.2006

Die Frage nach einem gemeinsamen Nenner in punkto nationalsozialistisches Gedankengut wird für Jürgen Busche nicht beantwortet, wenn er den von Holger Hof allerdings "gut kommentierten" Briefwechsel zwischen Gottfried Benn und Ernst Jünger liest. In den Jahren 1949 -1956 (Benns Todesjahr) haben sich der "Arzt aus der Bozener Strasse in Berlin", Gottfried Benn, und der ehemalige Leutnant Ernst Jünger schriftlich ausgetauscht, wobei ein erster "Fan-Brief" von Jünger schon 1920 an den bereits bekannten Lyriker und Militärarzt Benn versendet wurde. Diese Hierachie bestimmt bis zum Ende den Ton des Briefwechsels, und wenn Benn den jüngeren Kollegen lobt, dann geschieht dies "von oben herab". Einzige Gemeinsamkeit bliebe die Offiziersvergangenheit der Beiden und die Anfeinndungen durch die Nationalsozialisten, resümiert ein enttäuschter Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.04.2006

Dass Briefe über literarisches "Potenzial" verfügen, steht für Ina Hartwig zwar fest, dem Briefwechsel zwischen Gottfried Benn und Ernst Jünger mag sie dies allerdings nicht im "emphatischen Sinne" zugestehen. Gottfried Benn ist in ihren Augen durchaus ein "begnadeter" wenn auch "zwanghafter" Briefeschreiber, gegen dessen "epistolarische Kunst" Ernst Jüngers Briefe nicht ankommen, urteilt die Rezensentin. Zudem liest sie den Korrespondenzband auch als "Zeugnis einer ungleichen Zuneigung", denn es sei offensichtlich, dass sich Jünger zwar stark zu Benn hingezogen fühlte, dieser sich aber bei seinen Versuchen, ihn sich vom Leibe zu halten, in allerlei "Abwehrstilisierung" übte und Jünger "nicht besonders" mochte. Hartung lobt den "vorzüglichen Anmerkungsapparat" des Herausgebers Holger Hof, der zu ihrem Bedauern aber nicht herauskriegen konnte, wer die "Tänzerin" war, wegen der Jünger sich bei Benn Rat holte, wie man einem Brief entnehmen kann. Die abgedruckten Briefe haben für sie den großen Vorzug, dass sie die Beziehung der beiden Schriftsteller so "komplex bündeln" wie nie zuvor. Die Entscheidung des Herausgebers, dem Briefwechsel auch noch Jüngers "Annäherungen" beizugeben, findet die Rezensentin deshalb gerechtfertigt, weil sie, wie sie betont, dessen "literarischem Talent" sicherlich "gerechter" werden als seine Briefe.